Mahé trauert. Die Insel hat einen großen Verlust zu beklagen: Zwei riesige Wunden klaffen in den wichtigsten Städten der Hauptinsel – in Victoria und in der Anse Royale. Das einstige „Pirates Arms“ – das Hofbräuhaus der Seychellen – gibt es nicht mehr. Und das „Kaz Kreol“, eine nicht minder wichtige Instanz in der Restaurantwelt der Insel, wurde dicht gemacht.
Was ist passiert?
In Victoria wühlt sich seit einiger Zeit ein unaufhaltsamer Bauwurm durch die Stadt. Hier entstehen neue Geschäfte, da werden mirnix dirnix Hochhäuser aus dem Boden gestampft – natürlich nicht im Sinne der Frankfurter Skyline, aber hoch sind die Häuser mit sieben, acht Stockwerk allemal. Tja, und zwischen all diesen wachsenden Neubeuten gab es einen einstürzenden Altbau – „Pirates Arm“. Es wurde abgerissen. Böse Zungen behaupten gar, es sei abgebrannt (worden). Fakt ist: Es entsteht so etwas wie eine stylische Shopping-Mall an dieser Stelle. Und nun gibt es wie immer zwei Meinungen hier unter der Tropensonne: Die eine sagt, Pirates Arms gehört endgültig der Vergangenheit ein, die andere sagt, es wird unter neuem Namen wieder eröffnet. – Egal wie es ausgehen wird:
Schlimm sind beide Versionen – denn:
Wo bleibt dann in Zukunft der koloniale Charme dieser Location?
Wo bleibt mein geliebtes „Paradise Island Sandwich“ mir geräuchertem Segelfisch und opulenter Thunfisch-Sauce? Wo treffe ich in Zukunft die Alteingesessenen, die noch was zu erzählen haben?
Wo bleibt das Geschlurfe der Flipflops von gelangweilten Bedienungen?
Wo bleibt der Inseltratsch?
Ich weiß es nicht.
Mit „Kaz Kreol“ ist es ähnlich schlimm: In den späten 1990er Jahren bis zum unseligen Tag des Tsunami (26.12.2004) führten Alberto und Carla das Haus und machten daraus einen kreolisch-italienischen Schmelztiegel der Extraklasse. Es kamen Touristen, die ein Bad nahmen, genauso wie Einheimische, die einfach den Alltag vergessen wollten, indem sie die Füße in den weichen Sand steckten. Ein tolles Strand-Bistro war das. Und jetzt? Nachdem ein ostdeutsches Pächter-Ehepaar sich zunächst ganz gut machte, verließ die beiden das Glück – und er die Insel, und sie ein praller Geldbeutel. Schulden über Schulden, dann leider auch nicht erfüllte Hygiene-Vorschriften, sodass das Gesundheitsministerium den Laden kurzerhand zumachte. – Schlimm. Und auch hier: Ausgang ungewiss.
Mir fehlen beide Plätze. Ich bin traurig. Und ich weiß nicht, ob ich hoffen darf auf eine Zukunft, in der wieder ein bisschen vom „spirit of the good old Seychelles“ zurückkehrt.
Eigentlich war es nichts anderes als Fernweh und die Suche nach dem perfekten Inselidyll, was Heike Mallad auf die Seychellen brachte: 1998 verbrachte sie zum ersten Mal eine Woche auf den Trauminseln im Indischen Ozean.