Tag: beste Reisezeit

Er ist wieder da – der „vannswet“, der Südost-Monsun!

14. Mai 2017

Zunächst habe ich ihn kaum bemerkt. Das war vor wenigen Tagen, als wir Vollmond hatten. Plötzlich strich nachts ein kühles Lüftchen durchs Haus, aber nicht wie sonst, durch unser Fenster mit Meerblick, das nach Westen hinaus zeigt. Sondern durch die Tür, die sich nach Osten hin zum Tropenwald öffnet. Aaah, wie gut das tut. Wie frisch, wie erfrischend! Der Windhauch war zwar nur von kurzer Dauer, doch das wird jetzt öfter passieren. Der vannswet, wie der Südost-Monsun auf Kreolisch heißt, klopft an. Zunächst ganz sachte, leise. Dann immer häufiger, lauter. Und schließlich wird er, so weiß ich schon jetzt in dieser ersten Hälfte im Mai, in den nächsten drei, vier Monats stetig und stark die Inseln belüften.

In die hitzegeschwängerte Luft schleichen sich zunehmend Wellen aus Kaltluft ein. Kaltluft? Auf den Seychellen? Aber ja doch! Fast kommt es mir so vor, als hätte jemand im hintersten Winkel der Welt eine Tür zu einem Kühlhaus kurz auf- und dann schnell wieder zu­ge­macht. Mit diesem leisen Wind kommt nicht selten ein feiner leichter Regenschleier wie aus einem Zerstäuber. Den vielerorts immer noch zu lesenden Wetterbeschreibungen, dass wir uns jetzt angeblich in der Trockenzeit befinden, kann ich immer weniger Glauben schenken. Klar, es regnet nicht mehr so heftig und durchdringend wie in anderen Monaten, aber nicht selten sind tief hängende Wolken und Nieselregen unsere ständigen Begleiter in Zeiten des vannswet.

Das ist aber nicht der einzige Nachteil des Südost-Monsuns. Es gibt noch mehr missliche Umstände als das Dauergrau, nämlich Seegras an den Stränden und hohe Wellen auf dem Wasser. Die machen nicht nur seekrank, wenn man mit der Fähre Cat Coco zwischen Mahé und Praslin pendenlt, den Urlaubern das Baden schwer, das Schnorcheln bei schlechter Unterwassersicht fast unmöglich, sondern sie hemmen auch die Aktivitäten der Fischer. Während es sonst Fisch im Übermaß gibt, in großer Auswahl und kostengünstig obendrein…

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(Bei Rassoul in der Anse La Mouche)

…wird es nun immer schwieriger, bei schwerer See auszulaufen und Fischfang in üblichem Umfang zu betreiben. Die Folgen sind kapital: Die Preise für Fisch steigen und das Angebot schrumpft – Woche für Woche. Zeit, seinen Speiseplan umzustellen. Da niemand gern auf Fisch verzichten möchte, gibt es eine gewöhnungsbedüftige Alternative: pwason sale – gesalzener Fisch, dessen Geruch – sagen wir es ruhig vorsichtig: alles andere als frisch ist. Die halbierten Fischleiber wurden in den Monaten des Nordwest-Monsuns (zwischen Okt./Nov. und April/Mai) von allen Seiten gepökelt und dann auf Drahtmatten in der Sonne zum Trocknen ausgelegt.

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Lecker geht anders… sage ich, aber die Einheimischen schwören darauf und machen sich daraus ein deftiges kari – ein Curry-Schöpfgericht.

Ja – der  vannswet  ist schon etwas Besonderes. Erst sehnt ihn sich jeder nach der großen Hitze rund um Ostern herbei, dann geht er schon nach den ersten zwei, drei Wochen gehörig auf die Nerven. Mir jedenfalls. Und schon heute freue ich mich wieder auf seinen Abschied, doch da muss ich noch ein Weilchen – mindestens bis Mitte Oktober –  geduldig warten…