So schön die Seychellen auch sein mögen, aber auch das Paradies hat seine Schattenseiten.
Doch wem es gelingt, die wichtigsten Fehltritte zu vermeiden, der hat ungetrübten Sonnenschein, selbst in der heftigsten Regenzeit.
1) Kein Obst, kein Gemüse im Koffer transportieren!
Es ist streng verboten, Waren mit pflanzlichem und tierischem Ursprung ohne Importgenehmigung auf die Inseln zu bringen. Auch ein angebissenes Brot oder ein Apfel im Handgepäck sind tabu. Wer dennoch nicht hören will oder meint, es seien doch nur Kleinigkeiten, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen. – Das Gepäck wird nach dem Empfang vom Gepäckband nochmals durchleuchtet, deswegen gar nicht erst versuchen, etwas „zu schmuggeln“. Kein Problem machen hingegen eingeschweißte Waren wie Wurst und Käse; aber wie gesagt: sie müssen professionell vakuumiert sein. Völlig tabu sind z.B. Saatgut, Samen oder lose Pflanzen, auch wenn kürzlich jemand behauptet, ohne Schwierigkeiten einen kompletten Christbaum auf die Insel gebracht zu haben. Hoffen wir, dass eine ordentliche Zollerklärung und vorher erteilte Genehmigung die Tanne begleiteten…
2) Nicht direkt unter Kokosnusspalmen aufhalten!
Endlich am Strand! Doch die Sonne brennt, also ab in den Schatten. Blöd nur, dass der meist genau unter Kokosnusspalmen am verlockendsten ist! Doch die Nüsse über Dir, die Du im Zweifel gar nicht wahrgenommen hast, fallen wann sie wollen und können empfindliche Verletzungen verursachen. Das Programm reicht von massiven offenen Wunden bis hin zu mittelschweren Gehirnerschütterungen. – Also aufgepasst: Schatten ja, direkt unter Nüssen nein! Das Gleiche gilt übrigens auch für das Parken des (Leih)Autos. Wir selbst haben am eigenen Leib – äh, an der eigenen Karosserie – erleben müssen, wie es ist, wenn man eins auf die Nuss bekommt: ein kapitaler „Dachschaden“, eine faustgroße Beule im Autodach. – Der Leihwagenvermieter wird im Zweifel dafür Schadenersatz fordern.
3) Warnschilder mit „Schwimmen verboten“ ignorieren!
Es gibt doch immer wieder unbelehrbare Mitmenschen, die die großen Schilder oder rote Fahnen an manchen Stränden einfach überlesen bzw. nicht wahrhaben wollen.
Damit ist nun wirklich nicht zu spaßen, und wer meint, sich dennoch übermütig in die schwere Brandung werfen zu können, der riskiert sein Leben – ohne Witz! Besonders heimtückisch sind die Strömungen, egal ob sie RIP (Brandungsströmung) oder Unterströmung genannt werden, letztere sind auch da, wenn keine Wellen weit und breit in Sicht sind. Dann wird der Schwimmer wie von einem unsichtbaren Magnet immer weiter aus offene Meer hinausgetragen. Ohne professionellen Rettungseinsatz keine Chance! Solche Warnungen haben vor allem in den Monaten des Südostmonsuns (Mai bis Oktober) verschärfte Bedeutung, gelten aber auch in der restlichen Zeit. Besonders riskante Strände sind auf Mahé die Anse Intendance, bisweilen auch die so harmlos aussehende Anse Forbans, aßerdem und die Grand‘ Anse auf Mahé und ebenfalls auf La Digue.
4) Sich mit streunenden Hunden anlegen!
Dies ist leider ein ganz ernstes Thema: Viele Seychellois haben Hunde, die sie extrem streng abrichten, so dass sie im Zweifel ungebetene Gäste und Einbrecher abwehren. Es ist landesüblich, dass diese Tiere, wenn sie nicht in irgendwelchen schrecklich engen Käfigen auf dem Grundstück untergebracht sind, einfach frei herumlaufen und oftmals nur zu den „Essenszeiten“ wieder zu Haus und Hof zurückkehren. Genau hier liegt das Problem: Die Tiere sind im Zweifel nicht in der Lage zu unterscheiden, ob es sich bei einem Touristen um Freund oder Feind handelt. Übergriffe mehren sich, jüngst erst berichtete der BBC-Reporter Tim Ecott über eine massive Hundeattacke, bei der ein Bergwanderer angefallen und schwer verletzt wurde. – Freundlich schmeichelnde Worte und besänftigendes Einreden auf den Hund helfen bisweilen nicht, sondern verschlimmern die Lage. Bitte auf der Hut sein!
5) Nachts am Wochenende mit dem (Leih)Auto fahren!
Jetzt kommt ein sehr unangenehmes Thema – und ein ungewöhnliches obendrein! Wetten, dass jeder von sich behauptet, er sei sicher mit dem Auto auf allen Straßen dieser Welt unterwegs, egal ob tags oder nachts, egal ob rechts oder links! Falsch, oder besser gesagt: Fehleinschätzung! Selbst ich, die hier seit 20 Jahren lang mit dem eigenen Auto im seychellischen Linksverkehr unterwegs ist, hat seit einiger Zeit extreme Probleme. Meine Aussagen gelten vor allem für Mahé. Dort hat der Autoverkehr in den letzten zwei, drei Jahren vor allem rund um die Hautstadt und auf den Küstenstraßen so dermaßen zugenommen, dass es nicht mehr feierlich ist. Es sind mittlerweile an die 30.000 zugelassenen Fahrzeuge unterwegs. Da zählen natürlich auch Praslin und La Digue dazu, und auch hier artet der Individual-Pkw-Verkehr aus, vor allem auf La Digue, wo vor 10 Jahren noch zwei, mittlerweile aber fast 50 Autos unterwegs sind , vor allem schwere platzgreifende . – Im Klartext: Insbesondere am Wochenende und vor allem am Abend ist jeder, der was auf sich hält, unterwegs. Die Einheimischen fahren gern einfach mal so rum, zum Bier- und Rum-Einkaufen, in die Hauptstadt oder natürlich auch in irgendwelche Night Clubs wie Boardwalk (Eden Island) oder Barrel (Victoria). Man hat oft schon „vorgeglüht“, hat im Zweifel nicht nur schon Alkoholisches intus, wenn man sich auf die Fahrt begibt. Dann fährt man z.B. ohne Licht oder nur „einäugig“, parkt entgegen der Fahrtrichtung, startet waghalsige – um nicht zu sagen: lebensgefährliche – Überholmanöver oder fährt einfach los, die Vorfahrt missachtend, nach dem Motto: Es gilt das Recht des Stärkeren. Und das ist leider immer auf Seiten der Einheimischen…
6) Nicht rechtzeitig tanken!
Das Tankstellen-Netz ist klein und überschaubar, so wie die gesamte Inselwelt, auf denen Autoverkehr möglich ist. Dennoch gilt: Irgendwann ist jeder Tank leer und dann wird es eng. Denn meist befindet man sich in diesem Moment entweder ganz im äußersten Süden oder Norden, oder wo auch sonst… und da ist… GENAU… keine Tankstelle weit und breit. Deshalb bitte rechtzeitig vorsorgen. Das gilt im übrigens auch denn, wenn man meint, auf der sicheren Seite zu sein. Hin und wieder passiert es nämlich, dass plötzlich mal so mirnix dirnix ein ganzer Tag lang Stromausfall herrscht. „Was geht mich das an?“, werden sich viele fragen. Ganz einfach: Auch jede noch so antiquiert aussehende Tankstelle/Zapfsäule funktioniert mit Elektrizität. – Faustregel: Ist der Tank (nur) noch ein Viertel voll, tanke voll!
7) Falsch parken!
Dieser Hinweis ist all denjenigen gewidmet, die auf Mahé weilen und meinen, sie müssten mal einen richtig schönen Stadtbummel machen. Es gibt nur eine einzige Stadt auf den Seychellen, und das ist Victoria – die Hauptstadt. Wer einen Leihwagen hat, macht sich in der Regel mit dem „eigenen“ Gefährt auf den Weg. Aber Achtung: Parken wird zur Herausforderung! Auf keinen Fall einfach am Straßenrand parken, wo zwei gelbe, durchgezogene Streifen ein absolutes Halteverbot markieren. Dies gilt übrigens auf sonstigen Straßen, insbesondere an den Küsten. Wer an den Strand will, möge bitte an irgendwelchen Einfahrten, Buchten oder kleineren Seitensträßchen sein Auto abstellen. Denn man glaubt es kaum: Polizei und Parküberwachungsdienst sind gnadenlos und schreiben auf. Ein Strafzettel kostet zwischen 200 und 500 Rupies. Und die Gelder werden auch tatsächlich eingetrieben. Besonders rigide sind die Politessen in der Hauptstadt. Hier empfiehlt sich nur eine einzige Lösung: Den Wagen auf einem öffentlichen Parkplatz abstellen und einen kostenpflichtigen (aber immerhin billigen) Parkcoupon kaufen.
Den gibt es bei der Post – was natürlich ein völliger Witz ist, weil man sich ins Halteverbot stellen muss, um ihn dort zu kaufen. Ggf. beim Autoverleiher nachfragen, denn er liefert wertvolle Informationen oder auch mal einen Gratis-Coupon. – Der Königsweg: Ein besonderes Vergnügen ist es, mit den lokalen Bussen in die Stadt zu fahren. Das geht ganz einfach: Man hat 7 Rupies parat (seit 1.1.2018 Preiserhöhung von einstmals 5 Rupies um zwei weitere…) und steigt einfach in einen Bus ein, der im Display „Victoria“ anzeigt: Am besten am zentralen Busbahnhof aussteigen und nur wenige Schritte zum Markt und ins unmittelbare Stadtzentrum laufen. Es dauert zwar manchmal ein Weilchen, wenn der Bus an jeder Ecke hält, aber nicht selten kommt man mit den Sitznachbarn locker ins Gespräch und kann sein Insider-Wissen aufmotzen!
8) Zur spät zur Cat Cocos kommen!
Zugegeben – auf den Seychellen herrscht ein gerüttelt Maß an Tropenphlegma. Oftmals geht nix, oder nicht geht immer alles, oder manchmal heißt es auch einfach nur: Maybe tomorrow! Aber es gibt eine Ausnahme: die Cat Cocos, die Fähre zwischen Mahé und Praslin. Insbesondere die erste Fähre des Tages, die um 7.30 Uhr in der Früh vom Inter Island Key ablegt, geht auf die Minute – ach was! – auf die Sekunde genau! Dies möge all denjenigen eine Warnung sein, die meinen: Ach, unter der Äquatorsonne nimmt man es nicht so genau mit den Zeitansagen. OOOOOH doch, zumindest bei der Cat Cocos! –
Wer noch keine Fahrkarte hat, sollte tunlichst zeitig am Schalter sein. Wer die erste Cat Cocos nimmt, darf ruhig ab 6.30 Uhr am kleinen vergitterten Häuschen anstehen, allerdings mit gezücktem Reisepass, denn Touristen müssen diesen wie bei einem Trip mit dem Flugzeug vorlegen; nur dann funktioniert die Buchung. Wer von außerhalb kommt und nach Victoria fährt, der möge die Rush Hour gegen 7.00 Uhr bedenken, denn dann fährt jeder – also JEDER – in die Hauptstadt und entsprechend lang sind die Staus, z.B. an der Ostküste, wo sich ab Anse Aux Pins/Pointe La Rue Stoßstange an Stoßstange reiht oder vom Beau Vallon kommend, wo sich jeder Wagen über die Saint-Louis-Road quälen muss.
9) Respektlos den Gottesdienst besuchen!
Der sonntägliche Kirchgang ist ein Highlight im Wochengeschehen! Deswegen wird er auch angemessen zelebriert. Es ist mehr als nur der Besuch einer Messe, es ist ein sozialer Event! Es geht nicht um eine übliche Eucharistie-Feier, es ist ein Schaulaufen, ein Sehen und Gesehen-Werden. Egal, wie einfach ein Obstverkäufer unter der Woche gekleidet ist, egal in welch zerfetztem Hemd ein Fischer seinen Fang an Land bringt – in die Kirche geht nur der, der aufs Feinste gekleidet ist. Und dementsprechend sollte man sich selbst auch anziehen. Shorts, gar Hot Pants, Muskel-Shirts, Spaghetti-Träger etc. sind ein absolutes No-Go. Die älteren männlichen Einheimischen kommen gern in dunklen, langen Hosen und langärmligen Hemden nebst feinsäuberlich gebügeltem Kragen, die Frauen sind in rauschenden Röcken und eleganten Blusen unterwegs. Ein zu lockerer Touri-Dress wäre da völlig fehl am Platz. – Wer es aber weiß, sich einigermaßen ordentlich angezogen unters Volk zu mischen, der erlebt eine Stunde innigen Zusammenseins und das gemeinsame Inselleben der ganz besonderen Art.
10) Hundertprozentige Sonnen-Garantie erwarten!
Auf den Seychellen regnet es über’s Jahr gesehen mehr als in Deutschland. Also selbst in den sogenannten trockenen Phasen (ab März bis Oktober) kann es immer wieder Niederschlag geben. Besonders heftig sind natürlich die Monate der Regenzeit: Insbesondere ab Mitte/Ende Dezember bis Mitte/Ende Februar kann es überdurchschnittlich viel schütten, gießen und runterduschen. Und das ist – entgegen anderslautenden Aussagen – auch weitaus mehr als nur eine Stunde pro Tag. Es kann dann auch mal ein, zwei Wochen am Stück extrem bewölkt und feucht sein. Wie sonst wäre übrigens die üppige Vegetation auf den Seychellen zu erklären, wenn es nicht regelmäßig ordentlich regnen würde? Es gibt allerdings zwei Phasen, in denen die Regenwahrscheinlichkeit deutlich geringer ist: das sind April/Mai und Oktober/November – also diejenigen Monatspaarungen, in denen der Wind wechselt: von Südost auf Nordwest bzw. von Nordwest auf Südost. In der sog. Trockenzeit, also in der Phase des „vannswet“ (Südostmonsun) zwischen Mitte/Ende Mai und Mitte/Ende Oktober ist es tatsächlich weniger feucht, aber das mag man oft kaum glauben – angesichts des z.T. stürmischen Winds, der tiefhängenden Wolken und des leichten Nieselns, das manchmal intensiver als der heftigste Wolkenbruch daher kommt.
Seit 20 Jahren mache ich Wetteraufzeichnungen und auch ich bemerke, dass sich hier im Archipel der Klimawandel bemerkbar macht. Ich halte mich zurück mit Empfehlungen, welche Reisezeit denn die beste ist. Was ich aber empfehle, das ist: Gelassenheit gegenüber den Kapriolen des tropischen Wetters, und wenn es dann wirklich nicht aufhören will zu regen: „Life is not about waiting for the storm to pass…it’s about learning how to dance in the rain!“
Eigentlich war es nichts anderes als Fernweh und die Suche nach dem perfekten Inselidyll, was Heike Mallad auf die Seychellen brachte: 1998 verbrachte sie zum ersten Mal eine Woche auf den Trauminseln im Indischen Ozean.