Um es vorweg zu nehmen: Seychellen – ein Paradies für Veganer? Klares NEIN! Seychellen – das ist nämlich eigentlich ein Synonym für frischen Fisch, für herrliches Hühnchen, für mannigfaltige Meeresfrüchte, oder einfach für Eier und…
STOP
Selbst wenn auch viele Restaurants und Hotels mit Vegan noch nicht allzu viel anzufangen wissen, es gibt genügend Möglichkeiten, sich tropisch und tyyisch seychellisch zu ernähren, und das ganz vegan. Und jetzt kommt das „aber“ und das kommt ganz groß… ABER man muss auf ein paar Dinge achten, und die kommen hier:
1) Selfcatering-Unterkunft buchen!
In den „normalen“ Hotels oder kleineren Guesthäusern mit Halbpension ist man gerade dabei, sich ganz langsam mit vegetarischer Ernährung zu beschäftigen, aber noch nicht richtig wirklich beim Thema angekommen, schon gar nicht bei „Vegan“! Das ist halt einfach so. Aber wer eine Selfcatering-Unterkunft bucht, der hat – vorausgesetzt, er ist flexibel genug, pfiffig und willig sowie – beste Chancen auf einen paradisiesch-veganen Seychellen-Aufenthalt, und das kann durch aus die Vorstufe zum Himmel sein. Denn er kann selbst bestimmen, welche veganen Köstlichkeiten aus der Tropenküche bei ihm auf den Teller kommen, und da gibt es doch eine erstaunliche Auswahl… siehe Rezepte hier auf diesem Blog und die unten zusammengestellten Empfehlungen in einer entsprechenden Liste.
2) Obst und Gemüse an der Straßenecke kaufen!
Überall gibt es mittlerweile kleine Stände, an denen Einheimische frische Früchte verkaufen, meist aus ihrem eigenen Garten! Kein Angebot gleicht dem anderen, mehrere Stopps lohnen sich also. Neben den Klassikern wie Papaya, Bananen und Mango gibt es auch aufregende Exoten: korosol (Stachelannone), ker d bef (ähnlich wie eine Cherimoya)
Außerdem noch karanmbol (Sternfrucht) oder zanana (Ananas). An Gemüsesorten werden meist Gurken, Kürbis, Tomaten, Paprika, Karotten, Kohl, Auberginen, Okra, Bohnen angeboten, doch nicht jederzeit ist alles gleichzeitig verfügbar. Wind und Wetter – und leider manchmal auch Schädlinge (wie die Weiße Fliege oder senir plim, die Seidenspinnerraupe) haben einen großen Einfluss auf das Sortiment.
3) Bei kleinen Krämerläden nach frischen, lokalen Snacks Ausschau halten!
Die schlechte Nachricht: Einkaufen für Hardcore-Veganer wie in Deutschland, z.B. im Bio-Laden oder Öko-Shop – Fehlanzeige! Soja-Käse, Veggie-Würste oder Algen-Nudeln wird man derzeit (noch) vergebens suchen. Doch dann die gute Nachricht (und das war in der jüngeren Vergangenheit der Seychellen nicht immer so): An jeder Ecke gibt es Lebensmittel zu kaufen. Da sind kleinere Krämerläden, die sich meist nur aufs Nötigste beschränken – Öl, Salz, Zucker, Bier, Cola und ganz normale Lebensmittel des täglichen Bedarfs wie Eier, Butter, Milch. Ist natürlich nicht vegan, aber fast jeder dieser winzigen Shops hat vegane Knabbereien wie Cashews oder Erdnüsse. Und vorn am Kassentresen steht meist eine Vitrine, in der frische Snacks liegen, vor allem die köstlichen „samousa“ – gefüllte Teigtaschen. Hier nach der Variante „legim“ (kommt von französisch „légume“ Gemüse) bzw. „vegetable“ fragen. Die Vegan-Variante birgt „kari legim“ – Gemüsecurry – in sich, was meist Kohl, Böhnchen und Karotten sind. Hinreißend! Außerdem gibt es oft frische Chips aus Brotfrucht, „mayok“ (Maniok/Cassava) und Bananen. Und dann noch zwei merkwürdige Backwaren, denen ich noch nie etwas abgewinnen konnte: „galet“ – weiße runde Dinger, die an ausgetrocknete Schwämme erinnern und aus Maniokmehl gebacken sind und „larou saret“ – knüppelhartes Gebäck aus normalem Weizenmehl.
4) In Mini-Märkten vegane Basics kaufen!
In jeder Bucht finden sich mehr oder weniger professionelle Mini-Märkte. Hier finden sich tolle vegane Basics, wie Linsen und Mungbohnen, Mehl und Kichererbsen, Kartoffeln und Asia-Nudeln (natürlich ohne Ei). Knoblauch, Zwiebeln und Ingwer sind sowieso nicht aus der „lakwizin kreol“ – der kreolischen Landesküche – weg zu denken, genauso wie Reis, den es zu jedem Essen dazugibt. Ein seychellisches Sprichwort sagt: „Ein Essen ohne Reis ist kein Essen“. Eine passable Auswahl an Konserven wie Mais und Erbsen, Tomaten und Champignons sind selbstverständlich. Ein absoluter Vegan-Klassiker auf den Seychellen sind die „baked beans“ – dicke Bohnen in einer hinreißenden, leicht süßlichen Tomatensauce – die gern auch zum Frühstück serviert werden.
Brot gibt es natürlich auch, wobei das so eine Sache ist: Als „dipen“ bzw. „bread“ gilt in erster Linie ödes Toastbroat. Aber langsam kommen sogar Vollkorn-Toast-Varianten auf den Markt. Einige Bäckereien auf der Insel backen auch frisches Baguette, aber Schwarzbrot und klassische Vollkornprdukte, wie wir sie von zuhause her kennen – Fehlanzeige.
Gerade die Inder betreiben etliche professionellere Supermärkte im Miniformat. Bekannt sind z.B. Kumar&Kumar (mein Lieblingsladen), Sekaar, Kannu’s etc. Hier gibt es eine wahrhaft paradiesische Auswahl an veganen Zutaten, vorausgesetzt, man gewinnt der Küche Indiens etwas ab. Hindus sind von Haus aus Veggies und so ist es kein Wunder, das es unterschiedliche Arten von indischen Hülsenfrüchten (Dal, Mung, Urd) und die entsprechend „Abkömmlinge“ wie Mehl oder Backwaren gibt. Ob Naan- oder Chapati-Brote, ob Poppadam oder „moulouk“ – für die ich sterben könnte – so himmlisch schmecken die Teigwürmer aus Linsenmehl mit exotischen Gewürzen, wenn sie frisch zubereitet wurden.
5) In der Hauptstadt nach veganen Extras Ausschau halten!
Je größer der Supermarkt, desto größer die Chance, dass sich hier vegane Zusatzprodukte auftreiben lassen, die man auch in Deutschland kennt. Besonders gut sortiert sind die Filialen von ISPC (einer belgisch-französischen Kette), von der es auch ein Ableger in der Anse Royale gibt. Dann STC Hypermarché an der Ausfallstraße kurz vor Victoria, außerdem Spar auf Eden Island. Hier gibt es z.B. Müsli und Mandelmilch, Quinoa und Couscous, Buchweizen und Vollkornmehl, und auch Tofu und Saitan sollen hier schon gesichtet worden sein – allerdings zu teilweise unverschämt hohen Preisen.
6) Keine falsche Erwartungshaltung bei Hotels und Restaurants haben!
Ein Beispiel: Bei einem Aufenthalt auf Bird Island (Zimmerpreis pro Nacht mehr als 450,– Euro) regte sich ein deutsches Paar darüber maßlos auf, dass man nicht auf Veganer eingestellt sei. Bei dem Preis sei es doch das Mindeste, dass man außer etwas Krautsalat, Linsen und Kürbis-Pampe (ja – diesen Begriff verwendeten sie tatsächlich gegenüber mir) doch bitte mehr Abwechslung erwarten dürfte. Nein – darf man nicht! Auf Bird dominieren Fisch- und Eiergerichte, und das seit jeher! Eine „Notwendigkeit“ zum Umdenken gibt es auch gar nicht, weder auf Bird noch auf den anderen 114 Inseln. Warum auch? – Wir würden ja auch etwas irritiert reagieren, wenn indische Gäste im Hotel Bayerischer Hof nach typisch deutschen Traditionsgerichten wie Weißwürsten oder Rouladen fragen, die nicht aus Fleisch bestehen…
7) Beim Essengehen gezielt nach traditionellen Gerichten fragen, die von Natur aus vegan sind!
Mit diesem Trick schlägt man gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Erstens gibt man sich als Gast aus, der an landestypischen Spezialitäten interessiert ist, zweitens lernt man ein bisschen Kreolisch und drittens schmeichelt man dem Küchenchef, wenn man nach authentischen Gerichten nachfragt, auf die er vielleicht sogar besonders stolz ist. Eine Liste dieser Klassiker der „lakwizin kreol“ (Kreol-Küche) findet sich am Ende des Beitrags.
8) Bei Take-Aways und Streetfood-Wägen nach Salat und „satini“ fragen!
Die weltweit bekannten Fastfood-Ketten haben (bis auf den kleinen BurgerKing-Tresen in der Abflughalle des Internationalen Flughafens) auf den Seychellen noch keinen Einzug gehalten und das ist gut so. Es gibt zwar viele Take-Aways, aber die haben nichts mit McDoof oder WürgerKing gemeinsam; hier in den Streefood-Wägen wird traditionelle „Hausmannskost“ angeboten, oftmals daheim von Mama, Papa, Oma und Opa gekocht, dann über die Insel geschaukelt und in einem kleinen Verkaufswagen angeboten. Natürlich – es mischen schon auch Hot Dogs und Burger mit, aber meist ist es doch Hühnchen-Curry oder gebratener Fisch, der vor allem zu den Hauptessenszeiten (Mittag) oder nach Feierabend verkauft wird. Nicht richtig wirklich vegan. – Doch auch hier gibt es einen Königsweg: Es ist nämlich Brauch, dass zu jedem dieser Fisch/Fleisch-Gerichte leckere Beilagen angeboten werden. Meist ist es Salat aus geraspeltem Weißkraut und Karotten, gern auch mal aus Mango und Frühlingszwiebeln.
Puren grünen Salat gibt nur selten als Beilage oder gar Hauptgericht in den Restaurants. Doch das ist kein Grund zur Verzweiflung. Besonders lecker ist nämlich jede Art von satini – wörtlich: Chutney, was aber wenig mit den uns bekannten Chutney-Zubereitungen, die gern als Dips oder Saucen verwendet werden, zu tun hat. Unter satini wird im kreolischen Sprachgebrauch geraspeltes, grünes Obst verstanden, z.B. „Golden Apple“ oder Papaya, was zusammen mit Ingwer, Zwiebeln, Knoblauch und Chili angeschmort wird. – Hammer!
9) Bei größeren und gehobenen Restaurants einfach einen Tisch und veganes Essen vorbestellen!
Wer im Hotel wohnt, hat ein relativ leichtes Spiel, im Vorfeld das Thema „veganes Essen“ abzuklären; das lässt sich sogar ggf. von daheim aus per E-Mail kommunizieren. Wer aber spontan auf den Seychellen vegan essen gehen will, hat es da schwer(er). Dennoch gibt es einen Ausweg: Warum nicht einfach ein paar Stunden vorher einen Tisch reservieren und in diesem Zusammenhang nach veganen Gerichten fragen? – Für Mahé: Möglich dürfte das sein z.B. im Restaurant „La Grande Maison“ (Rum-Destillerie), im „DelPlace“ (Port Glaud) oder bei „Dauphins Heureux) (Anse Royale). – Ganz passabel für Veganer dürfte auch das indische Restaurant „Mahek“ im Hotel „Coral Strand“/Beau Vallon sein, ebenso wie das französisch inspirierte „La Plage“. Noch ein kleiner Tipp ohne Reservierung: Eine besonders brauchbare Auswahl gibt es im Süden Mahés im „Jardin du Roi“. Auf der Karte stehen etliche vegane Klassiker, die sich unten in der Liste wieder finden.
10) Verständnis dafür haben, dass die klassische „lakwizin kreol“ nur bedingt für vegane Ernährung taugt!
Machen wir uns nichts vor! Ein Archipel, etliche hundert Seemeilen vom Festland entfernt, muss sich hauptsächlich über importierte Lebensmittel versorgen. Bis 2008 war das ein mühsames Geschäft, denn die sozialistische Planwirtschaft hatte so ihre Probleme mit dem Füllen von Regalen. Mit dem „macro oeconomic programme“ und den steigenden Touristenzahlen wurde aber die generelle Lage immer besser und es kamen mehr und mehr ausländische Produkte ins Land, egal ob es sich dabei um Obst aus Südafrika oder Nutella oder Waschpulver handelt. Nur – das hat nicht allzu viel mit der klassischen kreolischen Küche zu tun: Hier dominierten seit 250 Jahren eben die Produkte des Landes, und das waren Fisch und Hühner und Eier, sowie das, was auf den Bäumen wächst und dem wenigen kargen Boden zwischen Granitfelsen abgerungen wird. Landwirtschaft im großen Stil oder gar (Massen)Tierhaltung gab und gibt es nicht. Reis, Linsen und Gewürze kamen über die Siedler, Seeleute und Arbeiter – also den klassischen Einwanderern – aus La Réunion und Mauritius, Indien und Asien auf die Insel. Statt frischer Milch gab es Milchpulver, und statt Mineralwasser gab es das, was aus den Quellen sprudelte oder eine aufgeschlagene Trink-Kokosnuss zu bieten hatte. – Wenn man das im Hinterkopf behält, wenn man zudem mit dem nötigen Respekt für die Landesküche unterwegs ist, dann klappt es auch mit dem veganen Traumurlaub!
Seychellische, Traditionelle Gerichte und Zutaten für Veganer
Fryapen griye lo labrez koko sek koko sek – Brotfrucht über Kokoskohle gegrillt
Zavoka – Avocado in jeglicher Form, als Dip und als Salat – Saison: um Ostern herum
Zak – Jackfruit/Jackfrucht; sowohl aus Fruchtfleisch als auch aus den Samen werden Curry-Gerichte zubereitet
Gato piman – kleine Linsenküchlein mit Chili und „kari pile“ gewürzt
Zanbrovat – Kichererbsenpüree
Lantir kreol – würziger Linsenstampf (rote Linsen mit Zwiebeln, Knoblauch Ingwer)
Kari koko legim – Gemüsecurry mit Kokosmilch
Samousa legim – Teigtaschen mit Gemüsefüllung
Moulouk – Teigschlangen aus Linsenmehl
Frikase zeronman – Kürbis-Stampf (Achtung: Manchmal kommt da gerösteter Speck oder Bratwurst rein, also vorher einfach darum bitten: „without bacon, without sausage“)
Lasoup poussenika – Suppe aus Wachs-Kürbis
Ladyfingers – Okraschoten, als gebratenes Gemüse oder pikant als Salat
Bred – alle Sorten von „jungem Grün“ (Pak-Choi, Baumsprossen wie Moringa, einheimischer Spinat