„Senil plim“ – ein Update zum stacheligen Störenfried

5 Oktober 2016

Es war im Monat Februar, in dem es mich so heftig mit einer schweren Allergie gegen senil plim – den Seidenspinner –  fürchterlich erwischt hat. Da war nicht nur dieser gruselige Hautausschlag mit nässenden und anschwellenden Pusteln, da war nicht nur dieser unerträgliche Juckreiz – nein, da waren auch noch Fieberschübe, Schüttelfrost und Atemnot. All das konnte ich nur mit Hilfe des kleinen Hospitals in der Anse Boileau überstehen. Eigentlich dachte ich, irgendwann würde die Raupenplage, die für all diese Symptome verantwortlich zeichnet, weniger werden. – Weit gefehlt!

Dabei hatte ich große Hoffnungen in die Äußerungen eines Beamten des Gesundheitsministeriums gesetzt, der nach Ankunft auf Mahé an Bord der Condor-Maschine kam, um die Einhaltung der Hygiene-Vorschriften zu kontrollieren. Ich fragte ihn ganz beherzt: „Sir, sagen Sie mir, wie sieht’s aus mit der Raupenplage“. Er, für mein Empfinden eine Spur zu selbstbewusst: „Everything under control – alles im Griff, Raupen ade!“

Von wegen. Nur zwei Stunden später, nach Ankunft in der Anse Louis kam das ach so vertraute Stechen, Jucken, Kratzen wieder. Kurze Zeit später – im Jardin Du Roi (im Königsgarten hoch oben über der Anse Royal) – konnte ich beobachten, wie zwei Touristinnen total gepeinigt um Hilfe beim Gartenpersonal bettelten und ihnen eine heftige Reaktion im Nackenbereich zeigten. Dort war alles geschwollen, dort war alles ein einziger roter Placken.

Erste Hilfe kam schnell und zwar in Form von „Calamin“ – einer Zinkoxid-Salbe, die so ähnlich aussieht wie Penaten-Creme, nämlich dick, zäh und weiß. Früher, so erinnere ich mich, in Zeiten von Masern und Windpocken, wurden damit auch unsere Kinderpopos eingeschmiert und es half – mehr oder weniger. Aber bei der Seidenspinner-Raupe müssen bisweilen leider härtere Bandagen her. Wohlgemerkt – bisweilen. Weil dann nämlich die Fieberschübe, Schüttelfrost und Atemnnot bekämpft werden können – siehe oben.

Glücklicherweise ist momentan die Raupe nicht in jeder Ecke der Insel aktiv und nicht jeder ist gleichermaßen allergisch gegen sie. Aber sie ist da, wie selbst die Einheimischen zu spüren bekommen.

Patsy – meine Freundin, die in der Anse Boileau Lehrerin ist – berichtete mir, dass vor wenigen Tagen ganze Schulklassen nach Hause geschickt werden mussten, weil der Juckreiz und die allergischen Reaktionen bei den Kindern gegen dieses Raupenvieh zu heftig ausfielen. Und ich habe das Krabbeltier nicht nur im Jardin du Roi in den Bäumen, sondern auch an der Straße beim Inder-Laden und bei mir daheim auf dem Terassentisch (wieder)entdeckt.

Könnte es sein, dass ich diesen Raupen nicht zu Leibe rücken kann, weil ich gerade eben erfahren musste, dass ich sie im Kreolischen falsch geschrieben habe? Ich dachte eigentlich immer, dass das französische Wort „chenille“ im Kreolischen als „senil“ wiedergegeben wird – falsch! Witzigerweise wird dieses „ije“ am Wortende mi einem merkwürdigen „ir“ symbolisiert. Deswegen heißt „chenille plume“ nicht „senil plim“ – sondern korrekterweise „senir plim“. Dennoch – die Kenntnis über die korrekte einheimische Orthographie lindert nicht die Schrecken der Allergie…

Was also tun? So unterschiedlich die Reaktionen auf die Raupen und ihre Silberhärchen auch ausfallen, so unterschiedlich die Therapien: Im besten Fall hilft Aloe Vera – dieses Affodill-Gewächs wird hier gern als Zierpflanze angebaut. Die fleischigen Blätter lassen sich abbrechen, der Länge nach aufschlitzen, sodass das durchsichtige schleimartige Gel heraus treten kann, was direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden sollte. Hilft das nicht, dann könnten Soventol und Fenistil eine Lösung sein. Immer noch keine Linderung in Sicht? Dann müssen stärkere Mittel ran. Insbesondere Salben mit Hydrocortison versprechen Schmerzstillung. Wenn das aber immer noch keinen Erfolg verspricht, dann geht’s ans Eingemachte: Prednisolon – mit anti-entzündungshemmenden und anti-allergenen Wirkstoffen könnte helfen; als Tabletten oder Injektion in den kleinen Lazaretten vor Ort, in jeder Bucht. Oder dann noch die Haus- bzw. Reiseapotheke mit  Cetirizin (Tablettenform)– ein Antihistaminikum der sog. zweiten Generation, das zur Linderung von Beschwerden allergischer Erkrankungen eingesetzt wird.

ACHTUNG: Wer auf die Seychellen reist und sich gegen eine mögliche Seidenspinnerraupenallergie zu wappnen versucht, sollte vorher UNBEDINGT einen Arzt und/oder Apotheker zu Rate ziehen. Die hier gemachten Beobachtungen berufen sich auf subjektive Erfahrungen! Keine Haftung für diesen Eintrag!!!