Tag: Essen

Gelb ist nicht gleich Gelb: Warum Kurkuma kein Safran ist…

26. Februar 2017

Wer sich in die Seychellen verliebt, tut es nicht unbedingt nur wegen Land und Leute, sondern auch wegen kwizin kreol  – der typisch kreolischen Küche. Liebe geht schließlich durch den Magen.

Eines der wichtigsten Zutaten ist ein farbintensives Gewürzpulver. Oder sollte ich besser sagen: Puder? So samtig und fast staubig kommt es daher, so zart und fein, dass es sich nicht nur perfekt an die Speisen anschmiegt, sondern überall seine Spuren hinterlässt – auch da, wo es eigentlich nicht hinsollte, z.B. an Haut und Kleidung. Die Flecken gehen dann so gut wie nicht mehr raus… Und wenn ich damit koche, verfärben sich sogar meine Fingernägel, zum Glück nicht auf Dauer! Aber das ist auch schon das einzig Negative an diesem Zeug, denn diese knalligfarbene Zauberzutat ist nicht nur extrem schmackhaft, sondern auch gesund und ein Fatburner obengleich! Ein Alleskönner –  Kurkuma, ohne das auf den Seychellen nichts geht, zumindest nicht in der Küche. Denn hier würzt es fast jede Speise, vor allem die leckeren Curry-Gerichte

Kurkuma – was ist das eigentlich? Zunächst einmal ist es eine recht gewöhnliche Tropenpflanze, die überall rund um den Äquator wächst. Sie hat hübsche lange grüne paddelähnliche Blätter, eine schnuckelige weiße Blüte, die aufrecht wie eine Fackel steht und sieht insgesamt äußerst adrett aus. Ihre wahren Werte aber liegen unter der Erde – in ihrer Wurzel. Kein Wunder, dass Kurkuma auch Gelbwurz genannt wird. Mancherorts heißt sie auch Safranwurz, aber mit dem kostbaren Safran, das aus den Blütenstempeln von Krokussen gewonnen werden, hat sie nichts zu gemeinsam – bis auf ihre intensive goldgelb-orangene Farbe.

Vielleicht auch deswegen heißt Kurkuma auf den Seychellen einfach safran – was sogar fett auf den kleinen Gewürzschachteln in fetter Schrift aufgedruckt steht.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Kein Wunder, dass selbst gestandene Journalisten – jüngst geschehen in der WDR-Reportage „Traumhaft schön“ (5.2.2017) – auf diesen „Etikettenschwindel“ hereinfallen. Aber jeder, der sich ein bisschen in Küchenkunde auskennt, würde schon beim Kauf von seychellischem safran merken, dass es gar kein echter Safran sein kann, so günstig ist das Gelbwurz-Pulver auf der Insel. Im Übrigen verbirgt sich auch der kleine englische Zusatz turmeric powder auf der Schachtel, und die deutsche Übersetzung heißt eben nichts anderes als – KURKUMA.

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so recht, wie ich den Geschmack von Kurkuma beschreiben soll – eine eigenartig bitter-erdige Schärfe hat es. Fast neige ich dazu, es so ähnlich einzustufen wie Curry oder Masala. Doch hiervon gibt es x verschiedenen Variationen und viele seychellische Haushalte haben da ihre eigene Mischung – geheim, versteht sich.

Deswegen verzichte ich auf weitere Recherche hinsichtlich dieser Zusammensetzung, kaufe Kurkuma entweder in den obigen Schachteln oder in kleinen Tütchen und verwende es gern pur, z.B. wenn ich aus den seychellischen Kürbissen eine Suppe zaubere oder wenn ich Auberginen habe, die ich dann als bennyen brenzel in einem Bierteig ausbacke, den ich natürlich mit Kurkuma würze.

Und bei diesem ganz einfachen Essen merke ich dann: Geld macht nicht glücklich – GELB macht glücklich!

***************************************************************************

Rezept für bennyen brenzel

(„Gebackene Auberginen“, für 2 Portionen)

  1 dicke Aubergine
  1 Ei, etwas Mehl, ca. ½ Glas Bier, Salz und Kurkuma nach Belieben
Öl, Salz und Küchenpapier

Aubergine in ca. 5-7 mm dicke Scheiben schneiden, salzen und warten, bis Wasser austritt; dieses dann abtupfen. Ei trennen, Eiweiß zu steifem Schnee schlagen, Eigelb mit Bier schaumig rühren, soviel Mehl einrühren, bis ein leicht zähflüssiger Teig entsteht, dann Eiweiß unterheben, Salz und Kurkuma dazugeben und nochmals leicht aufschlagen. In einer großen Pfanne Öl (noch besser: Kokosfett/Palmin) erhitzen, dann Auberginenscheiben in Teig wälzen und vorsichtig goldgelb ausbacken. Auf Teller mit Küchenpapier geben und entfetten.

Dazu passt ein Dipp, ein Chutney oder eine fruchtige „sos kreol“ aus geschmorten Zwiebeln, Ingwer, Knoblauch, Chili, Kreuzkümmel und passierten Tomaten.

 

High Noon auf den Seychellen

10. Februar 2017

Die Mittagspause ist heilig. Auf den Seychellen jedenfalls. Welch unbeschreibliches Glücksgefühl, einen so geregelten Alltag zu haben, der das 12-Uhr-Läuten in zwei Tageshälften teilt. Okay, wenn nicht punkt Zwölf, dann zumindest halb Eins. Aber dann ist wirklich Schluss, dann ist wirklich Mittag. Was dann passiert, ist Ritual. Da kaum einer sich sein Essen zuhause vorbereitet und in die Arbeit mitgebracht hat, stürmt ein jeder zu (s)einem „Take Away“. Halt – nicht jeder: Die Inder haben ihren „Henkelmann“ dabei und hocken sich im Schneidersitz in den nächstgelegenen Schattenplatz, um dort zu speisen. Nein, selbst die einfachsten indischen Arbeiter essen nicht einfach, sie SPEISEN. Sie verwandeln selbst die simpelste Mahlzeit in ein raffiniertes Mehr-Gänge-Menü. Sie haben eine Art „Henkelmann“ dabei – aus drei, vier einzelnen Metalldosen, die übereinander gestapelt mit Klammern und Henkel befestigt werden und als „Dabba“ ein perfektes Mittagessen servieren. Darin befinden sich die wundervollsten Köstlichkeiten: Dhal (Linsen), Lassi (Joghurt), geschmortes Gemüse, Curry-Reis.

Genauso variantenreich geht es an den Take-Away-Ständen der Seychellen zu. Für nur zwei bis vier Euro (derzeit 30 bis 60,– SCR) gibt es einen feinen Schmaus, der nichts mit dem uns bekannten Fast Food zu tun hat. „Fast“ schnell müssen tatsächlich die kleinen Stände auf den Inseln unterwegs sein, wenn alle zur gleichen Zeit etwas zu essen haben wollen. Riesige Schlangen bilden sich in der Mittagszeit – was aber gar nicht so schlecht für die Besucher der Seychellen ist, denn daran erkennen sie, an welchem Food Truck, in welch kleiner Blechhütte das beste des begehrten Street Food zubereitet wird.

Mein Favorit ist vor allem gebratenes Gemüse – oft mit Auberginen, Bohnen, Okra, Kraut und Karotten, dazu ein satini – ein „Chutney“, wobei dies meist irgendein geraspeltes grünes Obst ist, z.B. frisiter  („fruit Cythère“ oder „Golden Apple“) und Papaya. Super sind auch die sauren Mango-Salate oder alles, was mit Kürbis zu tun hat. Solche exotischen Arrangements gehen irgendwie immer. Bei Hühnchen-Curry (kari poul) mache ich meist einen großen Bogen um das Gewölle denn es besteht oft aus mehr Knochen und Knorpel als aus Fleisch. Genial sind dagegen gebratener Fisch oder aber auch la dob (eine Art Stampf aus Brotfrucht oder Süßkartoffeln mit Kokosnus-Milch) – Achtung: totales Sättigungsgefühl!!! In den Monaten des Südost-Monsuns, wenn der Fisch rar ist, gibt es auch pwason sale – ein Schöpfgericht aus gesalzenem, getrocknetem Fisch, sehr gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr authentisch. Einfach mal ausprobieren.

Die Take-Aways sind Fluch und Segen zugleich für die Inseln: Einerseits sind sie wie ein Bollwerk gegen McDonalds und Burger King, andererseits liefern sie haufenweise Müll, denn die Styropor-Behälter mitsamt dem Plastikbesteck werden in der mitgelieferten dünnen Plastiktüte meist allzu gern in irgendeinem großen Busch entsorgt – und keiner hat’s gemerkt.

Immer wieder sind Lobeshymnen über das über alle Maßen gesunde „Fast Food“ der seychellischen Take-Aways zu hören. Ja, im Prinzip richtig! Aber leider nur zum Teil: Denn oftmals werden frittierte Zutaten in schlechtem, altem Öl ausgebacken, oder Gemüsereste triefen vor zu viel Fett und Instant-Saucen. Wie so oft gilt die alte Regel: „Probieren geht über Studieren“. Und einfach mal die Einheimischen fragen und sich an der längsten Schlange anstellen. Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen! Vor allem deswegen, weil momentan Street Food zu den angesagtesten Food-Trends des Jahres gehört. Ein Land und seine Menschen richtig kennenlernen, das gelingt am besten bei Essen und auf der Straße, also im Volk und mit dem Volk! Und nirgendwo schmecken die Seychellen seychellischer als an einem richtigen Take-Away! Bon appetit!