Es war einmal – ja, es war einmal eine Zeit auf den Seychellen, in der es einen ganz besonderen Hauch von Extraklasse gab, einen Glanz längst vergessener Tage…
Glamour und Paradies – das passte schon immer gut zusammen. Kein Wunder, dass es auch schon vor zehn, zwanzig Jahren einen Platz gab, der all das vereinte, und noch ein bisschen Luxus on top versprach: das Mahé Beach Hotel an der Westküste der Hauptinsel gelegen, in der ruhigen Buchtenlandschaft von Port Glaud.
Was war hier nicht alles los?! Die mächtigsten Männer des Indischen Ozeans, Afrikas und der Welt trafen sich hier, der schönsten der schönsten Frauen des Universums auch– die Miss-World-Wahlen fanden 1998 hier statt, sämtliche Staatsempfänge und Bankette, Hochzeiten und Feiern zu offiziellen Anlässen – das Mahé Beach war genau der richtige Ort für Sehen und Gesehen werden.
Und mit einem Schlag war alles aus; es muss irgendwann um 2008 gewesen sein. Das begehrte Hotel und das noch begehrtere Grundstück am Meer mit grandiosem Ausblick haben sich – wie schon öfter – die Araber unter den Nagel gerissen. Ausverkauf der Insel? Ich war seinerzeit optimistisch, hoffte auf Renovierung und Wiedereröffnung in neuem Glanz. Doch dazu kam es nicht. Bis jetzt jedenfalls nicht.
Das Hotel zerfiel, Fenster wurden herausgestemmt, Badewannen und Toilettenschüsseln ebenso, den Lampen ging da Licht aus, und gehen musste auch das Mobilar, na klar…
…doch vieles blieb zurück – so, als wären gerade eben die Angestellten nach Hause gegangen. Offene Reservierungsbücher liegen genauso herum wie Telefonhörer neben ihren vorsintflutlichen Apparaten.
Doch das Hotel selbst steht noch – wenngleich auf deutlich wackeligeren Beinen als früher…
Schon immer wurde über das Aussehen und das Äußere des „Mahé Beach“ gespottet: ein gruseliger Beton-Bunker sei es, ein sozialistischer Protzbau – überhaupt, das hässlichste Hochhaus am schönsten Fleck der Welt.
Mag sein.
Ich jedoch liebe das Hotel – und wundere mich selbst darüber. Schön ist es nämlich wirklich nicht.
Aber eigentlich hätte es das Zeug, zu einer Art „National Monument“ erklärt zu werden; allein schon wegen seines Äußeren. Mit etwas Fantasie empfindet es nämlich – vielleicht etwas postmodern angehaucht – die Form der Hauptinsel Mahé nach. Und nicht zuletzt wegen seiner Bedeutung für das einstige gesellschaftliche Leben auf den Seychellen hätte es einen besseren Lebensabend verdient. Vergleiche zu anderen wichtigen geschichtsträchtigen Gebäuden in Europa drängen sich auf – Erichs Lampenladen bzw. der „Palast der Republik“ in Berlin oder das Patarei-Gefängnis in Tallinn/Estland.
Für das „Mahé Beach“ ist der Verfall vorprogrammiert – mittelfristig jedenfalls. Zwar wollten es die neuen Eigentümer komplett abreißen, doch man munkelt, es sei kein schlüssiges Konzept vorgelegt worden, wie die immensen Brocken von Beton-Müll hätten entsorgt werden können. Angst ging um, alles würde im Meer landen. Die Angst war berechtigt, und sie ist es immer noch.
Ich wünschte mir, es bliebe so, wie es ist, einfach erhalten. Wie wundervoll die Paarung des morbiden Charme mit den Kalenderblatt-Klischees von makekllosen Stränden und Insel-Idylle. Es gäbe viele Idealisten, die wüssten, wie man den alten Kasten richtig in Szene setzt. Momentan sind es nur Meer und Sonne, die es mit Licht und Luft liebkosen und die Wunden lecken…
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Achtung: Wer auf Internet-Portalen wie holidaycheck.de immer noch Bewertungen zum „Mahé Beach“ aus den letzten Monaten und Jahren findet, der muss genauer hingucken! Denn das „Mahé Beach“ hatte eine verwirrende Gemeinsamkeit mit dem „Beau Vallon Bay“, was zu Verwechslungen führt(e) – beide Unterkünfte gehör(t)en zur gleichen Hotel-Kette Berjaja. Und aus diesem Grund gehen bisweilen die Kommentare ganz schön durcheinander. Fakt ist, dass holidaycheck.de zwar noch immer das „Mahé Beach“ gelistet hat, die Kommentare sich aber definitiv auf das „Beau Vallon Bay“ beziehen!
Eigentlich war es nichts anderes als Fernweh und die Suche nach dem perfekten Inselidyll, was Heike Mallad auf die Seychellen brachte: 1998 verbrachte sie zum ersten Mal eine Woche auf den Trauminseln im Indischen Ozean.