Tag: senir plim

Seychellische Plagegeister – mögliche Krankheiten und ihre Erreger

9. September 2017

Als ich früher noch ein kleines Mädchen war und mein Papa mir aus dem Dschungelbuch vorlas, da konnte ich mir nicht vorstellen, wie der kleine Junge Mogli ohne Beistand im Urwald überlebte. War das nicht sehr gefährlich, lauerten nicht überall Gefahren und Krankheiten? – Heute weiß ich: Es gibt tatsächlich ein Fleckchen auf dieser Erde, wo es (fast) ähnlich sorgenfrei zugeht: die Seychellen. Denn aggressive Wildtiere, giftige Spinnen oder Schlangen gibt es keine. Auch von bösartigen Tropenkrankheiten bleiben die Seychellen verschont. Heile Welt, oder? Richtig, gäbe es da nicht einige Plagegeister, die mir bisweilen ganz schön zu schaffen machen. Obwohl ich keine Medizinerin bin und natürlich keine Haftung für meine Ratschläge übernehmen kann, denke ich: Es wird nicht schaden, meine Erfahrungen zu teilen – zumal ich alle, die ins Paradies reisen, mit ein paar einfachen Tipps und Ratschlägen vor dem bewahren will, was mein beinahe kreolischer Nachname (Mallad) zum Ausdruck bringt: malad – krank werden.

Schauen wir also hinter die wunderschönen Kulissen, in denen sich die seychellischen Plagegeister verstecken. Eine der wichtigsten seychellischen Volksweis­hei­ten besagt: „Hast Du Ratten, dann hast Du keine Mos­kitos. Hast Du Moskitos, dann hast Du keine Ratten.“ – Auch wenn es traurig ist, aber genauso ist es.

Beide nerven.

Die nervigsten sind für mich, die ich im Busch wohne, mit Sicherheit die Ratten. Die gute Nachricht: In den großen Hotels lassen sich Ratten eher weniger blicken (zumindest kriegt man dort von ihnen als Tou­rist so gut wie nichts mit), in den kleinen guesthouses machen sie sich bisweilen mit ihrem nächtlichen Getrappel bemerkbar. Zwar sind die kreolischen Ratten nicht mit den Aasfressern euro­pä­i­scher Breitengrade zu vergleichen, aber ähnlich wie diese übertragen sie Krankheiten, die tödlich en­den können. Deswegen Vorsicht an kleinen Wasserlöchern, Pfützen oder wenig sauber wirkenden Rinnsalen. Bitte meiden und nicht hineintreten, schon gar nicht barfuß! Hier könnte nämlich Leptospirose lauern – eine Infektionskrankheit, die die Erreger „Leptospira“ auslösen.  Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch Kontakt mit den infizierten Tieren (hauptsächlich deren Urin) über damit verunreinigtes Wasser. Durch kleine Hautverletzungen oder über die Schleimhaut kann der Mensch sich mit dem Erreger anstecken. Was dann kommt, klingt wenig verheißungsvoll: Nach vordergründig wenig bedenklichen Symptomen wie Grippe-Gefühl und Gliederschmerzen folgen Fieber und Bindehautentzündung, außerdem schwere Leberschädigungen und/oder Nierenversagen. – Das Problem: Eine wirksame Therapie (z.B. mit Penicilin) ist nur im Anfangsstadium der Krankheit möglich, also nur einige, wenige Tage nach Ansteckung. Daher schwache Symptome ernst nehmen – vor allem dann, wenn vorher ein Kontakt mit brackigem Gewässer/Abwasser gegeben war, dann sofort einen Arzt konsultieren!

Warum ich das so eindringlich beschreibe? Es war vor wenigen Jahren, als wir ganz plötzlich Max Faure verloren. Unser liebgewonnener Nachbar, der uns stets regelmäßig mit kalou versorgte, ein baumlanger, bärenstarker und vor Kraft strotzender Kerl, war binnen weniger Wochen tot. Eine kleine Verletzung am Fuß, die er sich mit einer zu scharfen Machete zugefügt hatte und ein Marsch durch unwegsames matschiges Waldgelände mit etlichen zwielichtigen Feuchtbiotopen wurden ihm zu Verhängnis. Eigentlich wollte er Gummistiefel tragen, doch die waren kaputt und mit Größe 47 war es ihm so gut wie nicht unmöglich, auf den Seychellen geeignetes Schuhwerk zu finden.

Ich jedenfalls halte mich von wenig hygienischen Wasseransammlungen fern, aber das ist ja eigentlich keine große Kunst, bei all dem herrlich klaren Meerwasser um mich herum!

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Fernhalten kann ich mich aber kaum von den Moskitos. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sie förmlich nach frischem Blut aus der nördlichen Halbkugel lechzen. Besonders nach den Regengüssen, wenn die Luft dampfig und feucht ist, oder aber wenn mal wieder das Deo versagt und der Schweiß in Strömen rinnt, dann fallen sie über mich her. Besonders aktiv sind sie morgens und abends in den Übergangstunden der Dämmerung (jeweils zwischen sechs und sieben). Da hilft nur eines: ein sog. „Repellent“, ein Mückenabwehrspray – und zwar eines, das wirklich wirkt und die surrenden Störenfriede fernhält, z.B. Antibrumm, No bite oder Peaceful Sleep (auf den Seychellen erhältlich). Ebenso wirksam sind die sog. „Mosquito Coils“ – spiralähnliche Räucherstäbchen, die lange glimmen und einen Duftqualm absondern, den die Moskitos so überhaupt nicht mögen. – Sollten sie doch mal zu heftig zugestochen haben, lindert frische Aloe Vera, die z.B. in so manchem Blumenkübel angepflanzt wird, mit ihrem schleimigen Gel den Juckreiz. Natürlich leisten auch Soventol oder Fenistil (auch in einigen seychellischen Apotheken erhältlich) treue Dienste. Ein einfaches Gegenmittel gegen die Blutsauger ist auch ein schnell drehender Ventilator, doch dann sollte man für alle Fälle Medikamente gegen Grippe und Halsweh in der Hinterhand haben… denn treffen zu viel Wind und Kühle auf den tropisch erhitzten Körper, ist die Gefahr groß, dass sich eine saftige Erkältung heranschleicht. Und spätestens dann stellt sich die Frage, ob nicht ein Moskito-Stich (der übrigens weniger lang juckt als in Deutschland), nicht das geringere Übel ist.

Ein bisschen kritischer ist die Lage, wenn bei den Moskitos auch noch die Gattung der Asiatischen Tigermücke mitmischen darf, denn diese besonders fiesen Viecher können (wohlgemerkt: können, müssen aber nicht) das Dengue-Fieber und den Chickungunya-Virus übertragen. Zunächst merkt man eigentlich gar nichts, verdächtig wird die Sache allerdings dann, wenn sich eine auffällige, völlig grundlose Müdigkeit breitmacht und man meint, eine Grippe sei im Anmarsch. Schön wär’s, denn mit beiden Tropenkrankheiten ist nicht spaßen, machen sie doch einem mit bleiernen Gliedern und heftigen Gelenk- und Muskelschmerzen zu schaffen. Der Arzt wird dagegen die Klassiker wie Paracetamol und Ibuprofen verabreichen. Und ansonsten zu Bettruhe und reichlichem Trinken mahnen – natürlich nur Wasser und Tee, nicht aber Seybrew oder gar Takamaka-Rum!

Weniger lästig, aber sehr schmerzhaft ist die Begegnung mit dem sog. Centiped – dem Hundertfüßler. Dieses Vieh liebt vor allem das weniger saubere Ambiente und schlängelt sich gern mal an Stellen wie Mülleimern herum. Da kann man ihm getrost aus dem Wege gehen. Blöd nur, wenn er sich z.B. über Nacht in getragene und abgelegte Klamotten einnistet und dann zubeißt, wenn man sich anziehen will. Der Biss sticht und brennt höllisch, die betroffene Stelle schwillt an. Wenn irgendwie möglich, sofort kühlen. Die Einheimischen reiben dann die Haut mit einer aufgeschnittenen halben Zwiebel ein und würzen das Ganze anschlie­ßend mit einer saftigen Limette. Wer beides nicht zur Hand haben sollte, überwinde (falls nötig) seinen inneren Schweinehund und nutze den kör­per­eigenen Saft Urin zum Desinfizieren. Un­glaub­lich, aber wahr – sofort lässt der Schmerz nach. Gleiche Rezeptur hilft im Übrigen auch, wenn einen die mous zonn (die aggressiven leuchtend-gelben Wespen) erwischen oder bei dem versehentlichen Kontakt mit den vereinzelt auftretenden See­igeln (z.B. in der Anse Forbans oder weiter draußen in der Anse Royale)…

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… und manchmal kommen ganz vereinzelte Quallen oder nesselndes Plankton, das beim Baden hin und wieder ganz merkwürdig auf der Haut pikst. Ver­gleichbar ist dieses Stechen und Brennen mit dem Biss der maket, der großen schwarzen Wald-Ameise. Sie ist aber nur dann aggressiv, wenn sie sich extrem gestört fühlt. Oft genug vergesse ich bei der Gartenarbeit, dass sich diese nützlichen Tiere in alten verrotteten Ko­kos­schalen einnisten, die gemeinhin als Blu­men­dünger oder Einfassung von Stauden verwendet. – Deswegen mein Tipp an alle, die sich wie Tarzan und Jane fühlen und auf der Suche nach frischem Kokos-Genuss am Strand sind nach einer herabgefallenen Nuss bücken: Bitte vorsichtig und mit Respekt vor den Wald-Ameisen hochheben, kurz drüber pusten, damit sie sich notfalls verflüchtigen und dann erst öffnen.

Am Stand lauert noch ein anderes, fast unsichtbares Biest, bei den Einheimischen bekannt als Sand Fly – in der Mehrzahl Sandmücken, fälschlicherweise immer wieder als Sandflöhe übersetzt. Von der Existenz dieser kleinen schwirrenden Tierchen, die der Insider als Phlebotomina kennt, bekommt man dann erst etwas mit, wenn es zu spät ist. Es sind die Weibchen, die sich unbemerkt eine leckere Mahlzeit aus Blut und Lymphe einverleiben und dazu mit ihren Mundwerkzeugen die Haut anritzen. Dies führt zu juckenden Pusteln. Wer daran rumkratzt, darf mit noch stärkeren, nässenden Schwellungen und schlimmstenfalls mit Infektionen rechnen. Was also tun? Am besten nichts, das ist leichter als getan. Die wirksamste Vorbeugung ist, diejenigen Strandabschnitte zu meiden, an denen Sand Flies auftreten, und das sind Regionen, in denen Seegras angeschwemmt wurde und die perfekte Unterlage zur Eiablage bildet. Zur Not dicke Handtücher unterlegen und Abwehrspray mit DEET verwenden. Sollte es dennoch zu Bissen kommen, dann kühlen und mit juckreizlindernden Mitteln behandeln. Ich schwöre auch auf Teebaumöl und Tigerbalsam. Wenn gar nichts anderes hilft, dann in einer der kleinen „clinics“ (keine Kliniken, sondern ärztliche Versorgungsstationen in den größeren Buchten) vorsprechen. Dort gibt es z.B. Caladryl bzw. Calamine – eine Lotion basierend auf Zinkoxidpulver, das mit einer kleinen Menge Eisen(III)-oxid eingefärbt ist. Die Inhaltsstoffe, vergleichbar mit stark konzentrierter Penatencreme, trocknen die Pusteln aus und lindern den Juckreiz.

Was mich derzeit am allermeisten quält, ist eine kleine, fast unscheinbare Raupe: senir plim – der Seidenspinner, dessen giftige Härchen in alle Winde verteilt über die Inseln fliegen und heftige allergische Reaktionen auslösen – allerdings nicht bei jedem mit gleich schlimmen Verlauf. Zunächst beginnt es mit einem pickeligen Hautauschlag an den Unterarmen. Als ich das erste Mal davon betroffen war, dachte ich zunächst an eine Moskitoinvasion oder Sand Fly-Attacke. Doch dann kamen größere, dickere Pusteln an den Weichteilen wie Bauchfalten und Pobacken dazu. Nachts juckte es besonders schlimm und ich konnte nicht aufhören zu kratzen. In der Regel gibt es dann noch rote breitflächige Juckstellen am Nacken. Wenn Fenistil nicht hilft, dann könnte eine höher dosierte Hydrocortison-Creme Linderung verschaffen. Will es nicht besser werden und kommen noch andere allergische Reaktionen dazu (z.B. Anschwellen der Schleimhäute, Hitzeschübe, Schüttelfrost und Fieber bis hin zu Atemnot), dann wird es ernst. Bei mir hilft, sobald ich die ersten Anzeichen merke, ein Antihistaminikum (z.B. Cetirizin oder Telfast). Außerdem haben mir Arzt und Apotheker ein Notfallset zusammengestellt, basierend auf Prednisolon. Dieses wird übrigens auch in den kleinen Krankenstationen und Lazaretten vor Ort verabreicht. – Vor den Raupenhärchen kann man sich leider überhaupt nicht schützen, denn sie sind über Monate und Jahre hinweg noch „aktiv“. Wer mehr wissen will, findet zusätzliche Informationen in meinen weiteren Blog-Posts über den Seidenspinner senir plim.

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(Danke, Rainer Bauerdick, dass Du es riskiert hat, das Biest vor die Linse zu kriegen…)

Jedes Mal, wenn mich die Raupen-Dermatitis erwischt, leide ich sehr, doch dann denke ich mir: Es könnte schlimmer kommen. Auf den Seychellen gibt es keine Malaria, kein Gelbfieber, keine Raubtiere. Also alles paradiesisch und sicher. Obwohl…  Raubkatzen gibt es offenbar doch, zumindest eine, meine Schwarze… die tut meist ganz unbeteiligt, schleicht sich scheu auf die Terrasse und labt sich an den Essensresten.

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Doch heute strich sie mir zwar sanft um die Beine, aber danach sprang sie schwups auf den Küchentresen, wo ich einen tiefgefrorenen Fisch auftauen wollte…aber der ist jetzt Geschichte.

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Auf einen Blick:

Die „Viererbande“ gegen Plagegeister – eine Basis-Ausstattung

  • Mücken-Repellent mit DEET (z.B. Anti-Brumm, No Bite, Peaceful Sleep)
  • Salbe gegen Stiche und Juckreiz (z.B. Soventol, Fenistil, Hydro-Cortison)
  • Schmerzmittel (z.B. Ibuprufen und Paracetamol)
  • Anti-Allergikum/Anti-Histaminikum (z.B. Cetirizin, Telfast)

Mit in die Reiseapotheke sollten auch:

  • Große Pflaster, am besten auch die „water proof“-Edition
  • Desinfektionsspray
  • Lokal-Antibiotikum für stark blutende Wunden, z.B. Tyrosur-Puder
  • Mittelchen gegen „Klimaanlagen-Erkältung“ (z.B. Grippostad, Dorithricin etc.)
  • Hilfe gegen Durchfall (z.B. Immodium), aber keine Sorge – das Wasser aus dem Hahn ist trinkbar! Abkochen ist allerdings im Zweifelsfalle für unsere überzivilisierten Mägen besser. Und wenn sich doch mal ein Diarrhoe-Desaster anbahnen sollte, dann liegt es meist an einem scharfen kreolischen Essen, z.B. an einer ordentlichen Portion „piman“ (Chili) oder einem feurigen „kari“ (Curry-Gericht).

Last but not least: Wer Insel-Hopping macht, mit der Fähre „Cat Cocos“ zwischen den Inseln pendelt und schnell seekrank wird, sollte vor allem in den Monaten des Südost-Monsuns (Mitte Mai bis Mitte Oktober) etwas gegen Übelkeit/Reisekrankheit mit dabeihaben.

THEMA „IMPFSCHUTZ“
WICHTIG: Für die Einreise der Seychellen ist KEINE PFLICHTImpfung oder Malaria-Prophylaxe zwingend vorgeschrieben. ABER: Wer mit der Ethiopian Airlines einreist und eine gewisse Verweildauer (12 Std. oder mehr, Stand: Veröffentlichungsdatum BlogPost) im Transit-Bereich in Addis Abbeba hat, muss damit rechnen, dass man  am Immigration -Schalter auf Mahé/Victoria Airport nach einer gültigen Gelbfieber-Impfung fragt, bzw. diese dann auch tatsächlich nachweisen kann. Bitte hierzu direkt die Fluglinie bze. dieientsprechenden Reisehinweise konsultieren. – Ansonsten ist es empfehlenswert, eine Kopie seines deutschen Impfpasses dabei zu haben, in dem vor allem eine noch gültige Tetanus-Impfung ausgewiesen ist. Sollte nämlich dennoch mal was passieren, z.B. größere Platzwunde oder Schnitt, dann kann der behandelnde Arzt mit eine Blick sehen, dass kein stationärer Aufenthalt nötig wird, keine zusätzliche (Über)Impfung verabreicht werden muss und alles mit einem professionellen Verband und ggf. Antibiotika erledigt ist.  Ebenso ist es sinnvoll (übrigens wie überall auf der Welt), ausreichend gegen Hepatitis geschützt zu sein. Hier helfen Arzt und Apotheker mit einer entsprechenden Beratung vorab.

APOTHEKEN VOR ORT – ein subjektive Auswahl für Mahé:
1) Behan’s Pharmacy – in der Nähe des Busbahnhofs in Victoria
2) D’Offay’s Pharmacy – im STC-Hypermarket an der südlichen Ausfallstraße, die raus aus Vicotoria führt – Bois de Rose Shopping Complex, geöffnet Mo.-Sa. 9.00 Uhr bis 19.30, Sonntag 9.00 bis 13.00 Uhr
3) Pharmacy in Eden Plaza – auf Eden Island
4) Pharmacy in Anse Royale – die Chefin heißt Amy und spricht auch Deutsch; was die Öffnungszeiten anbelangt, leider sehr unzuverlässig.
5) D’Offay’s Pharmacy – Palmont Centre Beau Vallon, geöffnet Mo.-Sa. 9.00 Uhr bis 19.30, Sonntag 9.00 – 13,00 Uhr

ACHTUNG: Alle Angaben ohne Gewähr! Keine Haftung für die hier gemachten Empfehlungen, die ausschließlich auf persönliche/individuelle Erfahrungen basieren. Subjektive Unterstützung und Beratungsleistungen bei der Zusammenstellung möglicher Medikamente wurden erbracht durch Marktapotheke Heiligenstadt.

„Magic Mango“: Tropengold auf dem Teller

1. August 2017

Einer der wohl exotischsten Früchte ist die Mango: Ihr Geschmack lässt sich nur schwer in Worte fassen – da ist etwas von Pfirsich und Vanille, von Mandel und Sahne und auch irgendetwas wie ein Hauch von Zimt und Nelke. Und dann diese unnachahmlich leuchte Farbe von sonnengelb bis tieforange und diese saftige Süße! Nicht umsonst schmückt sich die Mango gern mit dem Titel „Königin der Exoten“.

Fast zwei Dutzend verschiedene Sorten sind auf den Seychellen bekannt, wie z.B. die mang blan (Weiß-Mango), die mang dodo (die offenbar mit ihrer Form an den Sagenvogel Dodo aus Mauritius erinnert) oder die mang bourbon (die sich mit ihrer leichten Vanille-Note wohl über La Réunion auf den Seychellen eingebürgert hat): Die hohen Bäume mit ihren unzähligen schmalen, schlanken und dunkelgrünen Blättern sind nicht wegzudenken aus den heimischen Gärten, aber sind genauso jenseits der Straße, hinter der Bushaltestelle zu finden oder am zentralen Mülltonnen-Standort zu finden. Gern platzieren sich Gemüsehändler mit ihren Verkaufsständen unter den Mangobäumen, weil sie so schön schattig sind. Und in meiner Nachbarschaft gibt es sogar diverse „Mango-Garagen“ – kleine Kfz-Werkstätten, deren Arbeiter es vorziehen, den Reifen- oder Ölwechsel nicht in praller Sonne machen zu müssen, sondern unter einem dunklen, schattigen Mango-Dach.

Wer mal soeben einen kleinen Hunger verspürt, schnappt sich eine reife Mango vom Baum, die in der Regel zwischen November und März Hochsaison hat. Hängen die Früchte zu hoch, hilft eine Bambus-Stange oder ein langer stabiler Palmwedel. Oder man begibt sich einfach mal kurzerhand höchstselbst in die Baumkrone – kein Problem für die geländegängigen Einheimischen. Und erst recht kein Problem für die sousouri – die Flughunde, die auch fruit bats genannt werden, weil ihre Leibspeise zum Beispiel süßes Obst, vor allem Mangos, sind.

Seychellen ohne Mangos – kaum auszudenken! Doch es bahnt sich eine Katastrophe an: Da seit ungefähr zwei Jahren senir plim – der Seidenspinner – die Inseln heimsucht und sich mit Vorliebe in Terrassen- und Mangobäumen einnistet, ist die Lage bedrohlich. Das liegt nicht etwa daran, dass man nicht gewillt ist, gegen die Raupe mit ihren extrem giftigen Härchen vorzugehen. Es ist eher die Art und Weise des „Wie“. Da bislang eingesetzte Pestizide entweder die falschen waren und/oder keine Wirkung zeigten, werden kurzerhand die befallenen Mango-Bäume umgehauen. Die Folgen: ein immenser Ernte-Ausfall von nie da gewesenem Ausmaß. Wenn dann noch zur ungünstigen Zeit zu viel Starkregen die Inseln heimsucht und die Blüten quasi am Stamm verfaulen, dann dezimiert sich die Ernte um ein weiteres Vielfaches.

Zeit also, um innezuhalten und mit Ehrfurcht und Respekt Mangos zu genießen, zum Beispiel als feurig-fruchtiger Mango-Salat:

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Kreolischer Mango-Salat (für ca. 2 Portionen)

 ZUTATEN

 2 Mangos: In der Qualität eher hart bzw. halbreif. Sie dürfen auf keinen Fall weich sein. Bitte vorher mit dem Daumen drücken. Wenn sich das Fruchtfleisch fest anfühlt und nicht eindrücken lässt, dann ist sie genau richtig.

 3 Frühlingszwiebeln

2-4 Limetten (zur Not 1 große Zitrone)

2 Esslöffel Öl

Chili nach Belieben:  entweder eine kleine frische Schote, in hauchdünne Ringe geschnitten, oder etwas „Chili Punch“ bzw. „konfi piman“ (eingelegte Chilis) oder für die weniger Mutigen Tabasco, Chiliflocken oder Sweet&Sour-Chili-Sauce

Salz und Zucker nach Belieben

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ZUBEREITUNG

Beginnen wir mit dem Schwierigsten, den Mangos: Erst die Schale mit dem Sparschäler abschälen, und dann das Fruchtfleisch in dünnen Lagen mit dem Sparschäler abziehen und in eine Schüssel geben. Die Mango hat in der Mitte einen Kern, der holzig-faserig ist. Um diesen Kern herum schälen. In dem Moment, wo der Sparschäler auf Widerstand stößt, ist der Kern erreicht. Diesen dann nicht weiter bearbeiten, da er bitter ist.

Die Limetten auspressen und den Saft über die Mangos träufeln, ebenso das Öl.

Die Frühlingszwiebeln in dünne Ringe schneiden, darüber streuen

Mit Chili, Salz und Zucker würzen. Alles miteinander vermengen. Der Salat muss vor Marinade richtig „schmatzen“, wenn man ihn durchrührt. Wenn dies noch nicht der Fall ist, dann einfach noch etwas Essig, Öl und Limettensaft dazu geben.

 Alles gut vermengen und ca. 10 Minuten ziehen lassen, bis die Marinade die Farbe des Fruchtfleischs annimmt.

 Der Salat passt perfekt zu gegrilltem Fisch und zu Hühnchen, aber auch zu allen Curry-Gerichten.

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Steckbrief Mango:

100 gr = 57 kcal / 12,5 gr Kohlenhydrate / 0,5 gr Fett / 0,6 gr Eiweiß / 82 gr Wasser

Hoher Gehalt an Vitamin C (37 mg/100 gr.) sowie Folsäure (36µg/100 gr), außerdem überdurchschnittlich hoher Carotin-Gehalt (1300 µg/100 gr).

Allergie-Alarm: Seidenspinner auf dem Vormarsch!

1. Mai 2017

Hier kommt ein Update zum leidigen Thema „Seidenspinner-Plage“. Auch wenn es vor ca. einem viertel Jahr den Anschein hatte, dass sich die Seidenspinner-Raupen allmählich verflüchtigen würden, sind sie nun heftiger denn je zugange. Die Viecher heißen „senir plim“ auf kreolisch – aber ich schreibe sie stets „senil plim“, weil ich nicht verstehe, wie sich in das ursprüngliche französische „chenille“ ein „r“ einschleichen konnte – aber das nur am Rande. Auf den Seychellen sind sie auch in ihrer englischen Version „hairy caterpillar“ (haarige Raupe) bekannt.

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Tatsache ist, dass die eigentlich recht possierlichen Raupen sich abermals sprunghaft vermehrten und (vor allem auf  den größeren Inseln wie Mahé, Praslin oder La Digue) ihre stechenden Härchen hinterlassen – egal, ob sie noch leben oder schon längst tot sind. Der Wind reicht aus, um die einzelnen, hauchdünnen, seidigen Flusen in alle Himmelsrichtungen zu tragen.

Ich selbst leide fürchterlich unter allergischen Schüben, die vom aggressiven Giftstoff der Härchen ausgelöst werden. Schrecklicher Hautausschlag mit seinem kontinuierlichen Juckreiz bringt mich fast um: Entweder es sind einzelne großflächige rote Placken, die vor allem an den weichen Hautteilen auftreten (z.B. Innenseite der Oberschenkel, innere Unterarme, Popo) oder es sind zahlreiche kleine Pusteln mit nässenden Kratern (z.B. hinterm Ohr, Haaransatz, im Nacken, ja sogar an Händen und Füßen). So friste ich mein Dasein als trauriges, pickeliges Warzenschwein.

Was war also in den letzten Wochen passiert? Da die Seidenspinner-Raupen hohe Bäume mit großen, dichten Blättern zum Fressen gern haben, hatten sie sich meist Mango, bodanymen (Terrassenbäume bzw. Strandmandeln) oder auch Hibiskus-Büsche ausgesucht. Und da diverse Giftspray-Aktionen seitens der seychellischen Behörden nur teilweise nutzten, sich aber die Raupen weiter in diesen Pflanzen niederließen, legten die Bewohner schließlich selbst Hand an und schlugen die Bäume und Büsche in Windeseile kurz und klein. Die Seidenspinner-Raupen sind dann schließlich auch nicht ganz blöd: Diejenigen, die den Kahlschlag und die Giftattacken überlebt haben, gingen gestärkt und resistent aus dem Ausrottungsversuch hervor und suchten sich kurzerhand neue Pflanzen, in denen sie nun ihr Unwesen treiben und sich natürlich auch wieder vermehren. Besser denn je…

In der Bevölkerung macht sich Murren und Klagen breit, und zwar so, dass selbst ich es hören kann. Man rät mir, dass auch ich meinen geliebten Terrassenbaum umlege, aber ich denke nicht dran. Klar – ich leide unter der Seidenspinner-Allergie, aber ich weiß auch, dass Bäumefällen nun wirklich nichts bringt. Was aber würde helfen?

Wehret den Anfängen! Verwehrt den Raupen, auf den Seychellen Fuß zu fassen, denn bis vor zwei Jahren waren sie doch gar nicht hier!!! Generell hilft gewiss das bisherige Verbot, Pflanzen bzw. pflanzliche/tierische Produkte auf den Seychellen einzuführen. Aber wie sieht das in der Praxis aus?

Beispiel 1: Jüngst in der Condor-Maschine von Deutschland auf die Seychellen … ordnungsgemäß wurde die Kabine vom deutschen Personal ausgesprüht. Der Health Officer, der nach Landung auf dem Internationalen Flughafen von Mahé an Bord kam, meinte jedoch: Dieses Spray würde nix nützen, und so wurde nochmals gesprüht. Mit einem vermeintlich besseren… (so wollen wir wenigstens hoffen, doch eine Frage bleibt offen: War das deutsche bzw. europäische Spray wirklich für umsonst?!?!)

Beispiel 2: Die nächste Maschine von Dubai kommend wurde überhaupt nicht ausgesprüht. Zeugen gibt es zahlreiche.

Beispiel 3: Die Cargo-Ladungen, bestehend aus großen Holzkisten und anderen Verpackungen wurden zwar kontrolliert, aber… wurden dort auch die Eier-Gelege gefunden, die der kleine clevere Seidenspinner hier abgelegt hatte?

Böse Zungen behaupten, dass diverse Insektenplagen über Importe ins Land kämen, die nichts mit den Passagiermaschinen zu tun hätten, sondern mit eingeführten Pflanzen oder Möbeln oder Baustoffen, die einfach ohne unzureichende Kontrollen ihren Weg auf die Inseln fänden. Ich bin weit davon entfernt, irgendjemand für das Desaster verantwortlich zu machen – aber ich bin tief betroffen, wenn die kleinen Kliniken in den einzelnen Buchten nicht mehr Herr der Lage sind, oder wenn mich verzweifelte Mütter anschreiben, die nicht wissen, welche Medizin sie ihren Kindern verabreichen sollen, wenn diese an einer Seidenspinner-Allergie leiden. Zumal dann zumeist die Apotheken geschlossen haben oder es kaum irgendwo anders Hilfe gibt.

Fazit: Spreche ich für mich selbst, so schaffe ich es irgendwie, mit der Allergie klar zu kommen, auch wenn mich immer wieder mal Fieberschübe und Schüttelfrost quälen – aber was juckt mich angesichts dieser wunderbaren Natur, dieser Harmonie zwischen Meer, Palmen und Felsen diese kleine, blöde haarige Raupe, oder?

Doch etwas treibt mich um: Was machen all die anderen, die viel Geld ausgeben, um hier auf den Seychellen einen Traumurlaub zu verbringen? Denen rate ich, auf keinen Fall sich die Haare zu raufen (das machen schon die Seidenspinner mit ihrem haarigen Pelz), sondern sie sind gut beraten, sich daheim mit Arzt und Apotheker abzusprechen. Ein paar Mittelchen gibt es, die weiterhelfen – sei es ein wirksames Anti-Histaminikum, Hydro-Cortison-Salbe oder sogar Cortison nach Anweisung. Klar, dass ich hier nur Hinweise aus eigener Erfahrung geben kann und keine Haftung übernehmen kann. Aber irgendeinen Ausweg gibt es immer – und verzweifeln muss keiner.