Tag: Mahé

Wenn die Nacht erwacht: der „bazar labrin“ am Beau Vallon

10. Oktober 2017

Nie werde ich vergessen, wie ich in meiner Jugend diese ganz besonderen Abende herbei sehnte: Sonnenuntergang, ein Lagerfeuer, ein Rost über den offenen Flammen, der betörende Duft von gegrilltem Fleisch und gebratenem Gemüse und diese unglaubliche Stimmung – eine Mischung aus Frieden, Freiheit und Feierabend. Ich wusste schon damals: Feierabend, also Feier-Abend – das ist MEIN Wort, das ist mein Ding!

Während meines ersten großen Auslandsaufenthaltes, den ich während der Sommersemesterferien 1986 in Singapur verbrachte, erlebte ich eine Steigerung dieser einzigartigen Atmosphäre: die Nachtmärkte unter freiem Himmel: Ein Food-Stand reiht sich an den nächsten, nie gekannte Aromen kitzeln die Nase –  von scharfen Gewürzen, frisch gepresstem Zuckerrohrsaft und beißendem Rauch aus den Garküchen, die über offenem Feuer ihre Saté-Spieße und Fischfilets brutzelten.

Seither ziehen mich Nachtmärkte magisch an. Nachtmärkte – die nackte Freude! Und so ist es kein Wunder, dass ich endlich einmal den langen Weg aus Mahés Süden in den Norden auf mich genommen habe- zum „bazar labrin“.

Als ich ankomme, ist es kurz nach halb sechs – ein perfekter Abend mit lauer Luft und hinreißendem Licht.

Die Sonne leckt sich gerade ihre Finger am gleißenden Meer. Rund um mich hektisches Treiben, die ersten Streedfood-Trucks öffnen ihre Läden. Naja, Trucks – also, größere Laster sind es nicht, aber die Minivans und umgebauten Transporter reichen aus, um Snacks, Burgers und einfache Take-Away-Gerichte zu servieren. Irgendein „kari“ – ein Curry-Schöpfgericht – wird sich schon finden, was hier feilgeboten werden kann. Gekocht wird oft in der Familie zuhause, dann in großen Töpfen über die Insel geschaukelt und in kleinen Schachteln feilgeboten.

Ein Regenschauer hatte zuvor den Norden Mahés reingewaschen. Und auch die kleinen nicht überdachten Sitzecken, die aus Baumstümpfen und schetterigen Plastikstühlen bestehen. Im aufgehenden Vollmond glänzen sie wie frisch poliertes Silber. Doch ganz so einladend sind sie dann doch wieder nicht, und so wandern die ersten Take-Away-Gerichte mit ihren Besitzern einfach an den Strand, wo ein schnelles, sandiges „sit in“ entsteht.

Ich bummele über die Promenade, die sich zwischen dem Restaurant „La Plage“ und dem Hotel „Coral Strand“ befindet. Dazwischen öffnet sich ein nicht sehr großes, quadratisches Gelände  – unbebaut, und das am Beau Vallon, der Touristenküste schlechthin! Doch dieser kleine Fleck ist so etwas wie der Widerstand gegen den großen touristischen Kommerz. Denn auf diesem Privatgrundstück hat vor ein, zwei Jahren erstmals irgend ein cleverer Seychellois selbstgemachtes Essen angeboten, der nächste kam flugs dazu, kletterte auf Palmen, organisierte Nüsse, schlug sie auf, dekorierte sie mit Frangipani-Blüten und reichte sie mit Strohhalm: die Kokosnuss – perfekter Trinkgenuss. Es kamen immer mehr und sie kamen immer mittwochs. Und weil das Ganze in der Abenddämmerung begann, sprach sich schnell herum, dass hier ein „bazar labrin“ ist – ein Bazar in der Dämmerung, so die Bedeutung des französischen Worts „la brune“.

Nachdem ich ein paar Schritte geschlendert bin, lockt mich ein Duft – zum Niederknien! Frisch gebratener Fisch, aufgespießt auf die starken, mittleren Blattrippen großer Palmwedel. Offenes Feuer, aromatische Rauchschwaden, dazu Musik und wirres Licht, von Neonröhren, bunt blinkenden LED-Bändern und Autoscheinwerfern. Den „pwason griye“ – oder „pwason boukanenn“, wie man früher den gegrillten Fisch nannte… ich muss ihn unbedingt probieren. Doch ich hätte gern was zum Trinken dazu. Getränkestände, Bierbuden? Fehlanzeige! Im Dunkeln verkauft einer aus seinem Kofferraum ein bisschen Rum und ein bisschen „kalou“ – selbstgezapften Palmwein. Doch da sehe ich plötzlich eine offene Heckklappe, aus der nicht nur Seybrew-Flaschen herausschauen, sondern auch riesige Paulaner-Bierdosen. „Kommt doch rüber“, ruft uns Micheal Thomas zu, ein Seychellois, der nicht nur wegen der Liebe perfekt deutsch sprechen gelernt hat, sondern auch das Oktoberfest liebt und es hier auf der Insel feiert! So schnell kann ich gar nicht schauen, habe ich ein kaltes Bier in der Hand!

Die Nacht gesellt sich mit ihrem dunklen Kleid zu uns, der Vollmond steht mittlerweile hoch und übergießt alles mit seinem irrealen Licht. Wie Derwische tanzen die jungen Streedfood-Chefs um ihre Grills, preisen neben dem Fisch auch Hühnchen oder ganze Maiskolben an, dazu kreolische Take-Away-Klassiker wie „kari koko“, Gemüse-Chutneys aus Papaya und Golden Apple, Kürbis und Linsen. Und natürlich schleichen sich auch Fast-Food-Renner wie Hotdogs, Pommes und Pizza ein. Doch selbst die schmecken hier mit einer frisch aufgeschlagenen Kokosnuss in der Hand den Füßen im Sand nach mehr und Meer…

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Ort: Mahé (Norden), Beau Vallon – Strandabschnitt zwischen Coral Strand und Restaurant La Plage, in unmittelbarer Nähe des Savoy-Hotels, direkt an der Uferpromenade und dem dahinter liegenden Freigelände.

Wann: jeden Mittwoch von ca. 17.30 Uhr bis ca. 21 Uhr

Irre – die Intendance!

1. September 2017

Der Sonntagmorgen erhebt sich strahlend über der Insel und macht seinem Namen alle Ehre – ein wahrer Sonnentag! Irgendwie habe ich keine richtige Lust, ans Meer zu fahren, denn fast jede der Buchten wird an den Wochenenden zur Feier-Zone erklärt. Nicht, dass ich keine Lust auf eine schöne Beach Party hätte – nein, das ist es nicht. Manchmal aber möchte ich einfach Wellen und Wasser, Sand und Sonne möglichst ohne Musik, ohne Krakeelen, ohne zu viel Volk und ohne diese ewig kreisenden Flaschen und ihre Folgen genießen. Genießen – genau das ist mein persönliches Zauberwort.

Ich fahre in den Südwesten Mahés. Mein Ziel ist die Anse Intendance. Merkwürdiger Name – denke ich. Aus dem Französischen übersetzt heißt „Intendance“ so viel wie Aufsicht oder Versorgung. Vielleicht, so kommt mir in den Sinn, ist das mit der Bezeichnung ja ähnlich wie bei den Inseln La Digue, Curieuse, Marianne oder Félicité, bei denen Schiffsnamen Pate standen. Durchaus denkbar, dass in der Pionierzeit der Seychellen irgendein Boot für den Nachschub der Seeleute und Siedler verantwortlich war.

An der Straßenmündung zu Les Canelles geht es von der Anse La Mouche an Westküste über Baie Lazare nach Takamaka und dann hinauf nach Quatre Bornes. Bevor in diesem kleinen Dörfchen nach der Polizeistation die Straße über den Hügel wieder hinab an die Ostküste führt, folge ich der Route entlang weiter nach Süden. Unter hohen dunklen Bäumen windet sie sich kurvenreich nach unten, zur Rechten erahne ich das Meer, links klettern die bewaldeten Hügel von „Crocodiles Hill“ nach oben. Hier sollen tatsächlich im 18. Jahrhundert Alligatoren ihr Unwesen getrieben haben… Unter zwei Wellblechdächern blitzen herrliche Früchte hervor, ein kleiner Obststand. Ich mache sofort Halt und kaufe sahnig-süße kerdbef – Ochsenherzen, in Deutschland auch als Netzannone (annona reticulata) bekannt.

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Wie freue ich mich auf meinen Obstteller zum nächsten Frühstück!

 

Früher war es nur ein winziges Sträßchen, das zu einer schönsten Buchten der Seychellen führte. Die „Intendance Road“ war unbefestigt, Schlagloch an Schlagloch reihte sich nebeneinander. Heute ist sie immerhin im oberen Teil gut ausgebaut, denn schließlich muss ja das Nobelhotel „Banyan Tree“ einigermaßen gut erreichbar sein. Damit nicht genug. Bereits im oberen Teil der Straße hat die Zivilisation die Vegetation verdrängt. Hässliche, mehrstöckige Bauten für Arbeiter und Bedienstete des Hotels werden nur dürftig durch lichtes Grün verdeckt, Brackwasser und Pfützen malen ein wenig einladendes Bild. Danach wird der Wald dunkler, fast zugewuchert und längst verfallen ist das einstige, so beliebte Strandrestaurant „Jolie Rose.“ Danach endet endlich die eher (sau)mäßige Buckelpiste, die unter den Strandzedern ans Wasser führt.

Als ich aus dem Auto steige, trifft mich mit voller Wucht das Donnern der Brandung. Immer wieder überrascht mich die Allgewalt der sich brechenden Wellen. Je näher ich mich der weiten, weißen Buch nähere, desto lauter wird das Tosen. Ein Schild warnt vor den Gefahren des Meeres, auch ich habe gehörigen Respekt vor der Unterströmung und verzichte auf ein Bad. Mindestens genauso schön ist eine ausgiebige Strandwanderung.

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Ich habe ein Ziel: Die Bar des „Banyan Tree“-Hotels. Lange habe ich mich geweigert, hier auch nur je einen Fuß hineinzusetzen, war doch die Anse Intendance bis noch vor 10 Jahren unbebaut. Für mich war es ein unverzeihlicher Sündenfall, die unberührte Natur mit einem Hotel zu verschandeln. Mittlerweile habe ich mich arrangiert und weiß auch die Vorzüge einer solchen Location zu schätzen…

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… nämlich hier, auf einer wundervollen Terrasse, hoch über dem Indischen Ozean, bei einem herrlich kalten, wenn auch extrem teuren Seybrew. Doch das bin ich mir wert. Und welcher Platz des Universums wäre besser geeignet, als das urdeutsche Wort „Frühschoppen“ vorm Aussterben zu bewahren? Mein Blick schweift weit über die Wellen, ertrinkt im unendlichen Türkisblau, das heute trotz der Schaumkronen am Ufer friedlich scheint. Wie anders war es doch hier am 2. Weihnachtsfeiertag 2004, als der Tsunami mit ungeahnt zerstörerischer Kraft die Bucht leer fegte und ich „nur“ an eine außergewöhnliche, extreme Ebbe glaubte. – Heute aber nur Harmonie und Frieden. Das Paradies zu meinen Füßen, der Himmel ist zum Greifen nah. Doch das größte Glück liegt im Wasser.

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PS: Danke, Rainer Bauerdick, für die Bilder 3&4 und for sharing the moments with me! http://rainerbauerdick.de

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Adresse: Anse Intendance, Westküste Mahé – im äußersten Südwesten der Insel

Besonderheiten:
Länge: ca. 1 km;je nach Gezeiten teilweise sehr breiter Strand bei Ebbe (bis zu 50 m), schöne, weitgehend steinfreie, aber kurze Flachzone, danach sehr schnell abfallend und tiefes Wasser ohne vorgelagertes Riff, sehr starke Brandung mit hohen Wellen.

ACHTUNG: In den Monaten des Nordwestmonsuns dem Wind ausgesetzt, aber auch während der Monate des Südostmonsun bisweilen rauer Seegang, daher auch sehr starke Strömungen, die extrem gefährlich werden können. Warnhinweis am Ufer in Parkplatznähe beachten.

Auch wenn Baden nur eingeschränkt bis überhaupt nicht möglich ist, bietet die Anse Intendance ein idealtypischer Strand für Sonnenbaden, Picknick, faul im Sand lümmeln und sich von der Gischt bespritzen lassen, für Strandwanderungen, für den perfekten Sonnenuntergang und natürlich für tolle Foto-Shootings aller Art, denn der Strand ist äußerst idyllisch, da gleißend weißer Puderzucker-Sand, außerdem durch sein weit geschwungendes Halbrund mit links und rechts bewaldeten Hügeln und hohem Palmenbestand ist es ein wildromantische Atmosphäre mit extrem intensiven Farben

Erreichbarkeit: vom Norden aus Victoria kommend mit dem Bus Richtung „Quatre Bornes/Takamaka  via Anse Royale“ oder direkt nach einem Bus mit dem Schild „Intendance“Ausschau halten; Fahrtdauer ab Victoria ca. 45 min., Bushaltestelle an der Straße bzw. an der Abzweigung zur Bucht, notfalls fragen.

Unterkünfte: „Banyan Tree“-Hotel – direkt am Strand.

Verpflegung:  in Quatre Bornes ein kleiner Supermarkt, kurz nach dem Dorf Richtung Intendance Obststand (geöffnet je nach Angebot), an der Straßenabzweigung hinunter zum Strand Souvenir-Läden und Snacks. Am Strand selbst eine kleine Strandbar mit Getränken.

Restaurants:  Nur im Hotel “Banyan Tree“ – sehr schön gelegene Terrasse mit sehr teurem Angebot; im ersten Stock Bar mit gehobenem Ambiente und sensationeller Aussicht auf die Bucht.

 

Der wilde Süden von Mahé: In der Anse Forbans

22. Juli 2017

Mahé hat weitaus mehr zu bieten als den quirligen Norden mit Beau Vallon und Victoria. Tief im Süden ist die Welt nämlich noch ein Stück heiler, noch ein bisschen paradiesischer. Und ich meine da nicht die Traumstrände von Police Bay, Anse Intendance oder Takamaka. Nein, ganz im äußersten Südosten gibt es ein malerisches Fleckchen Erde, das seinesgleichen sucht. Noch… denn auch hier droht ein großes Neubau-Projekt, seit vor kurzem das Moratorium gefallen ist, das einstweilen großen Hotelbauten einen Riegel vorschob. Es ist also höchste Zeit, diesen zauberhaften Zipfel der Hauptinsel zu erkunden und einen Tag lang die Seele baumeln zu lassen. Das geht ganz einfach, denn zum perfekten Inselglück braucht man eigentlich nicht mehr als glasklares türkises Wasser, einen feinpudrigen Strand und die perfekte Kombination aus Fels, Palmengrün und einem beschützenden Bergmassiv im Rücken.

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Auf geht’s in die Anse Forbans!

Wer aus dem Norden kommt – sei es mit dem Bus oder dem Leihwagen – der merkt sehr schnell, dass es ab der Anse Royale ruhiger wird. Lauschiger sind die kleinen Buchten, mehr Wald kuschelt sich zwischen die Felsen und fließt in Bausch und Bogen hinab in das reinste Blau von Wasser und Himmel. Die Straße schlängelt und windet sich, wird enger und schmaler, passiert kleine Siedlungen von Bougainville und Anse Baleine, wo man versucht ist zu sagen: „Hier ist der Hund begraben“. – Aber der springt munter umher, zusammen mit seinen Freunden.

Nach ca. einer viertel Stunde Fahrt (gerechnet von Anse Royale/Straßenabzweigung Les Canelles) werden plötzlich die Farben intensiver, das Grün undurchdringlicher und das Blau eindringlicher. Es ist so schön hier, so friedlich! Wie muss es erst am Wasser sein?

Der Zugang zum Strand erschließt sich am einfachsten über das „DoubleTree Hilton“-Hotel, das architektonisch – sagen wir es mal ganz vorsichtig – äußerst gewöhnungsbedürftig ist. Es ist eher ein abweisender Klotz als ein luftig-leichtes Tropengebäude. Böse Zungen sprechen gar von einer Bausünde, andere behaupten, es ähnele einem Bunker oder gar Atomkraftwerk. Früher stand hier das bezaubernde Allamanda-Hotel, das den nostalgischen Charme der alten Inselzeit widerspiegelte. Aber wie man auch immer über die unterschiedlichen Baustile denken mag, wichtig ist eigentlich: Dahinter ist der Strand. Der lässt sich auch über die „Anse Forbans Chalets“ erreichen, oder ganz rustikal über einige kleine Trampelpfade, die sich zwischen den vereinzelten anderen privaten Anwesen hindurchschlängeln.

Und dann – endlich angekommen! Ich werde nie vergessen, als ich 1998 das erste Mal an der Anse Forbans stand und halblaut voller Demut sagte: „Mein Gott (und ich meinte Ihn wirklich), Mein Gott – schöner als jede Postkarte“. Und in der Tat: Unser Herrgott muss wohl einen ganz besonders glückliche Minute, ein glückliches Händchen gehabt haben, als er uns die Anse Forbans schenkte…

Nach rechts (also nach Süden) kommt ein weitgeschwungenes weißes Halbrund, das in einem grünen Gürtel endet, der die Anse Forbans von der kleinen, noch einsameren Anse Marie Louise trennt. Ein Fußweg dorthin lohnt sich allemal. Wer mag, kann den auch von der Hauptstraße nehmen: Bevor sie in einer starken Rechtskurve hinauf nach Quatre Bornes und schließlich an die Westküste führt, zweigt auf der linken Straßenseite, jedoch rechts neben bzw. hinter den „Anse Forbans Chalets“ ein kleines Sträßchen ab, das in einem unbefestigten Weg endet.

Doch es lockt erstmal nur das Meer!

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Nach links gewendet (also Richtung Norden) fällt der Blick auf ein mächtiges Granitmassiv mit markanten Steinformationen. Die schönste davon rankt sich rund um den „Birnenfelsen“, so habe ich dieses Arrangement genannt.

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Wenn für irgendeine Bucht das Adjektiv „malerisch“ passt, dann für die Anse Forbans. Doch das ist nur die eine, die vordergründig glänzende Seite der Medaille. Es gibt noch eine zweite, eine dunkle oder besser: eine im Dunkel der Geschichte liegenden Seite. Denn die Anse Forbans hat etwas Geheimnisvolles. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes die „Piratenbucht“, denn „forbans“ heißt »Pirat« auf Altfranzösisch – die Sprache, die damals im 18. Jahrhundert die ersten Siedler und Entdecker der Seychellen sprachen.

Man erzählt sich sogar, dass die Anse Forbans früher sogar mal »Piratenloch« genannt wurde, doch von einem Goldschatz keine Spur. Dafür glitzern Millionen Dia­manten auf den Wasserkämmen. Schwimmen ist hier nicht immer einfach, es gibt viele scharfkantige Steine, doch die bilden bei Flut kleine Badewannen, in denen es sich herrlich vor sich hindümpeln lässt. Vor zu vielen Standgästen wappnet sich die Anse Forbans noch mit einem anderem „Unterwasser-Trick“: Ein Paradies für Seeigel! Doch alles Schlechte hat auch immer etwas Gutes: Nie werde ich vergessen, als die direkten Nachbarn Mike und Tessie Ellinas uns eines Tages „Austern“ servierten. Das waren frisch geöffnete, von Stacheln befreite Seeigel, mit Saft von Limetten und bigarad (Bitter-Orange) beträufelt – himmlisch und besser als jede noch so trendige Sylter Auster.

Doch nichts ist schöner als ein einfaches Strandpicknick, das aus den Sekunden Minuten, aus Minuten Stunden und aus Stunden ganze Tage werden lässt -bis die Nacht auf ihren blauen Schwingen sanft über die Anse Forbans legt und heimlich still und leise der Mond emporsteigt…

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Adresse: Anse Forbans, Ostküste Mahé – im äußersten Südosten der Insel

Besonderheiten:
Länge: ca. 1 km; flaches Wasser,

Äußerst idyllisch, da perfekter Seychellen-Mix aus Palmen, Felsen und Strand. Sensationelle Foto-Motive! – Ideal  zum Faulenzen im Wasser bzw. Chillen im Meer, für Kinder (Badeschuhe wäre sinnvoll!) zum Planschen und für die Aktiveren auch zum Schnorcheln, aber auch bisweilen scharfkantige Steine, bei Ebbe eher etwas zum Strandwandern, Sonnenbaden und Picknicken, da gute natürliche „Schattenspender“ (Palmen, hohe Büsche); problematisch in den Monaten von Juni bis Oktober, da hier genau die Einfallschneise des Südost-Monsuns („vann swet“) liegt; d.h.: starke Winde, Seegras und Wellengang; ACHTUNG: Es kann auch in diesen Monaten zu gefährlichen Strömungen kommen, bitte vorsichtig sein und im Zweifel nicht hinausschwimmen!

Erreichbarkeit: vom Norden aus Victoria kommend mit dem Bus Richtung „Quatre Bornes/Takamaka via Anse Royale“; Fahrtdauer ca. 45 min aus dem Süden bzw. Südwesten z.B. von Takamaka aus kommend mit Bussen in ca. 20 min.,  einige Bushaltestellen direkt in der Bucht, z.B. fast unmittelbar am „Double Tree Hilton“-Hotel.

Unterkünfte: „Double Tree Hilton“-Hotel und „Anse Forbans Chalets“ – beides direkt am Strand, nördlich bzw. „am Eingang“ der Anse Forbans noch „Demeure de Cap Macon“, „Anse Forbans Beach House“ und jenseits der Straße „Captain‘ Villa“.

Verpflegung: kleinere Inder-Läden, Sortiment je nach Jahres/Tageszeiten, oftmals sind „samosas“ im Angebot, kleine Teigtaschen, die sich perfekt zu einem Beach-Picknick eignen. Nächster größerer „Supermarkt“ in Quatre Bornes (ca. 2 km über den Berg Richtung Westküste).

Restaurants: Im Hotel “Double Tree Hilton”, außerdem zwischen Anse Royale und Anse Forbans liegt “Surfer’s”, ein kleines Beach-Bistro direkt am Meer mit „Füßen im Sand“ – ein wunderschöner Platz wie aus dem Katalog!

Die „Inner Seychelles“ – über Mont Plaisir von Küste zu Küste

15. Februar 2017

Wie heißt es doch so schön: Wahre Schönheit kommt von innen!

Aber wer auf die Seychellen reist, sucht vor allem eines, nämlich das oberflächliche Klischee: den perfekten Strand, den weißesten Sand, das klarste Wasser. Das kann er alles kriegen, und zwar mehr als genug.

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Doch es gibt mehr als Meer. Weitaus mehr „Mehr“. Das liegt versteckt zwischen den Küsten, in den Bergen und in den tief eingeschnittenen Tälern, hinter dichten Mauern aus Urwald und zwischen riesigen Felswackern aus Granit.

Die Seychellen – wie sie kaum einer kennt!

Die Seychellen – ein Schatzkästchen voll wertvollster Überraschungen!

Machen wir uns auf zu einer Entdeckungstour!

Suchen wir uns einen dieser hintersten Winkel und erkunden wir das Land, wie es wirklich ist: die „Inner Seychelles“. Ich meine hier nicht: die inneren Seychellen-Inseln (die wichtigsten davon sind: Mahe, Praslin, La Digue, Cerf, Bird Island, Curieuse, Silhouette, North, Cousin, Marianne, Felicite, Aride), sondern ich meine buchstäblich: das Innere der Seychellen. Also genau das entdecken, was das Innere, den Herzschlag der Inseln ausmacht. Das geht am besten zu  Fuß, auch wenn es anstrengend ist. Niemandem kann ich empfehlen, auf eigene Faust durch die tiefen Wälder zu streifen, aber meine kleine Tour ist gut geeignet für Menschen mit einer – sagen wir mal – durchschnittlichen bis guten Kondition, mit festem Schuhwerk und ausreichender Wasserversorgung. Die Tour führt von Westküste nach Ostküste, immer der Straße entlang. Das tut den sich offenbarenden Schönheiten der Natur keinen Abbruch, denn es ist eine kleine Straße, wenig befahren und weit ab vom öffentlichen Pulsschlag.

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Wir sind auf Mahé, im Süden der Insel. Früher, ja früher vor 20 Jahren, war es  ziemlich verpönt, im Süden der Insel zu wohnen. Noch heute zieht es die meisten, die auf den Seychellen dauerhaft wohnen wollen, in den Norden. Die vermeintliche Nähe zur Hauptstadt ist es, die die Bevölkerungszahlen in den Gebieten „Bel Air“ und „Bel Ombre“ sowie rund um den Beau Vallon rasant hat ansteigen lassen. Mitleidig wurde ich belächelt, wenn ich erzählte, dass wir in der Anse Louis wohnen, im wilden Süden…

Und heute? Heute höre ich immer wieder wehmütige Stimmen, die folgendes beklagen: „Früher, da war La Digue der wildromantischste Fleck auf den großen Seychellen-Inseln. Aber heute … heute findest Du genau das im Süden Mahés, was Dir früher so gut auf La Digue gefallen hat“. Ursprünglichkeit heißt das Zauberwort.

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Wer mit dem Bus fährt, steigt in der Anse Boileau aus, entweder bei der Feuerwehr („fire brigade“) oder bei der „District Administration“. Notfalls den Busfahrer fragen. Wer einen Leihwagen hat, kann ihn in der Nähe des Lieferanteneingangs vom Maja Hotel abstellen. Nur ein ganz kurzer Weg ist es von beiden Haltepunkten zum Beginn der Bergstraße „La Salette“. Sie beginnt an einem runden Verkehrsspiegel, mitten in der Krümmung einer scharfen Kurve. Ob ein Schild mit „Sanctuaire Notre Dame de La Salette“ – dem Hinweis auf das kleine Kirchlein „Zu Unserer Lieben Frau von La Salette“ – dort hängt, und wenn ja, ob es sichtbar ist, das ist leider tagesformabhängig.

Dann geht es schon los, zunächst durch kleine niedliche und gepflegte Siedlungen, bevor dann schnell die Straße ganz steil ansteigt. Zwei, drei kleine Wege zweigen nach links ab, einer führt auf den Friedhof von Anse Boileau, wo auch einer der beiden erschossenen „Helden“ des Regierungsputschs vom 5. Juni 1977 begraben liegt. Der andere Weg führt über eine kleine Brücke in das Tal von „Dan Bambou“ – im Bambus liegend.

Steil schraubt sich für ungefähr eineinhalb Kilometer die Straße höher und höher, durch ein Gebiet, das „Rousay“ heißt – nach einem Busch benannt, der rosa Blüten und kleine kirschenähnlichen Früchte trägt, die die Schulkinder auf ihrem Weg hinab früher als Durstlöscher genascht haben müssen. Abends, wenn das kleine Kirchlein läutet, steht die Welt hier oben still, alles ist ruhig und friedlich. Ein Ausblick offenbart, wie sehr die Schöpfung diese Inselwelt privilegiert hat.

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Direkt an der Zufahrt zur Kirche gabelt sich der Weg. Gerade aus führt die Verbindung schnurstraks wieder ans Wasser, in die Anse La Mouche. Nach links aber geht es unmittelbar in die „Inner Seychelles“ – in das Berggebiet von Mont Plaisir, dem „Berg des Vergnügens, des Wohngefallens“. Na, das ist doch ein Wort.

Es sind wie im richtigen Leben viele Höhen und Tiefen, die es hier zu überwinden gibt. Wem das Ganze zu beschwerlich wird, der bleibt einfach an einer Bushaltestelle stehen, entweder erkennbar an einem auf dem Asphalt aufgemalten „Bus Stop“…

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…oder an den Leuten, die sich hier schon versammelt haben. Trampen ist auch eine Möglichkeit, und auch gar keine besonders aussichtslose. Die Leute hier oben sind freundlich und hilfsbereit.

Nach ungefähr zwei Kilometer ist das Schlimmste überstanden und es geht langsam wieder abwärts. Ein kleiner Mini-Supermarkt bietet für alle Fälle Getränke und Snacks an, das hat sich jeder Wanderer verdient, der zuvor die immensen Steigungen bewältigt hat. Belohnt wurde er nicht nur mit atemberaubenden Ausblicken nach unten, an die Westküste (dies aber nur für den Fall, dass er sich umdrehte), sondern auch mit Einblicken in eine faszinierende Tropennatur, die die kleine Montplaisir-Straße links und rechts mit Bambus, wilder Ananas, unnatürlich großen und fleischigen Schlingpflanzen und den allgegenwärtigen Baumriesen der Schirmarkazien parat hält.

Endlich  dann ein kleines Dorf, sofern es sich überhaupt gebietet, in dieser Häuseransammlung ein Dorf zu sehen. Für mich ist es eines, denn da trägt ein garagenähnlicher Schuppen mit Wellblechdach ein kleines Kreuz – ergo Kirche. Da sind zwei Geschäfte mit einer Handbreit Parkfläche – ergo Marktplatz. Und da sind zwei riesige Frischwasserbecken, die den Regen sammeln, für schlechte Zeiten.

Von hier aus schlängeln sich Serpentinen halsbrecherisch nach unten, aber sie sind ungefährlich, weil die Straße gut ausgebaut ist und stets genügend Platz für Autos, Busse UND Fußgänger bleibt. Allmählich gibt der Wald eine traumhafte Sicht auf die Ostküste frei – die Anse Royale liegt zu unseren Füßen, so wie es sich für eine Königsbucht gehört.

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Doch bevor es hinab ans Blau geht, heißt es: aufgepasst! In waghalsigen Manövern fahren nun mehr Autos „up and down“, denn die Besiedelung wird dichter. In steilen Wellen klettern die Häuser die saftigen Hügel hinauf, um von dort oben auf den gleißenden Meeresspiegel zu schauen. Wie gut, dass Schatten am Mont Plaisir kein Fremdwort ist…

Allmählich wird aus dem Sträßlein eine Straße. Kurz bevor sie sich in die Ebene ergießt, winkt rechterhand am Hang, etwa zurückgesetzt, eine kleine Farm: „Golden Eggs“ – ein Hühnerhof, der so goldig und gelb unter dem dunklen Grün der Palmen hervorlugt, dass es kein besseres Marketing für Bio-Geflügel und Eier braucht. Wer sich traut, geht hin, kauft einige und transportiert sie vorsichtig nach Hause oder in sein Self Catering Appartment. Diese Eier sind nämlich die Wucht. Die Hühner sind – wie könnte es anders sein – die größten Freigänger der Welt, sie scharren sich durch den Urwald und bekommen Kokosnussraspeln gefüttert; es gibt keine bessere Geschmacksgarantie!

Endlich unten in der Anse Royale  – es ist Mittag und Horden von Kindern und Studenten ergießen sich in der Kreuzung, denn hier sind nicht nur die Bushaltestellen, sondern viele kleine Läden, die die heißbegehrten Pausen-Snacks und Süßigkeiten verkaufen. Rechterhand grüßen Polytechnikum und Universität, linkerhand winken die Studentenwohnheime, gefolgt vom noch ziemlich weißen Neubau des Krankenhauses. – Wir sind in der Realität angekommen. Dann  ist nun wirklich die Wanderung zu Ende. Halt – ein Kaffee, ein kaltes Getränk, das wäre jetzt nett. Früher wäre das „Kaz Kreol“ hierfür erste Wahl gewesen, leider geschlossen, für immer. Aber es gibt gute Alternativen: die kleine Bar „Olé“ oder aber auch das nette Strandrestaurant „Aux dauphins heureux“ – zu den glücklichen Delphinen. Und genauso fühlt es sich an, wenn man direkt dort noch ein abschließendes erfrischendes Bad nimmt…

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Wanderung auf Mahé – Südwesten: Von der Anse Boileau in die Anse Royale – ca. 6 km, aufgrund der z.T. sehr steilen Streckenabschnitte Dauer ca. 2 bis 3 Stunden, je nach Kondition und Sonnenstand. Von der Anse Royale mit dem Bus oder einem Taxi wieder zurück zum Ausgangspunkt, ob dort ggf. seinen Mietwagen wieder aufzunehmen.

Alternative: nur ein Teil der Strecke über die Mont Plaisir-Road wandern, wenn die Puste ausgeht, den nächstbesten Bus anhalten und direkt in die Anse Royale fahren.

Beste Tageszeit für die Tour: früher Morgen, später Nachmittag – Achtung, die Sonne geht schnell unter und ab halb sieben kann es bereits stockdunkel sein.

Bilder: mit freundlicher Unterstützung von http://rainerbauerdick.de