Author:Dr. Heike Mallad

Eine harte Nuss: die „Cat Cocos“

7. Oktober 2016

Wer zwischen den Inseln hin- und her schippern will, kommt ohne die Cat Cocos nicht aus: Die Fähre, die sich mit vier Nüssen – genauer gesagt: mit vier Coco de Mer – im Logo schmückt, pendelt täglich mehrmals zwischen Mahé und Praslin.

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Es ist eine der wichtigsten Shuttle-Verbindungen der Seychellen überhaupt. Und völlig egal, ob Urlauber mit Quartier auf Praslin, Weiterreisender nach La Digue oder Tagestourist – ohne die Cat Cocos geht nix. Doch sie gibt uns mehrere Nüsse zum Knacken auf…

Zunächst klingt es völlig unspektakulär, eine Fähre zu nehmen. Das machen schließlich auch die Einheimischen jeden Tag, weil sie immer wieder mal auf die anderen Inseln müssen: Familienbesuch, Business-Termine, Parties und Hochzeiten, Geburtstage und Kommunion, Taufen und Beerdigungen. Wenn es also die Einheimischen jeden Tag machen, dann sollte es ja auch für die Touristen ein Kinderspiel sein, an diesem Inselhüpfen teil zu nehmen. Sollte… ist es aber nicht, zumindest nicht für die Indiviualreisenden, die sich nicht den organisierten Touren mit Masons, Creole Holidays oder 7° South anvertrauen. Denn es gibt eine Menge  zu bedenken:

  1. Es ist NICHT besonders klug, aufs Geratewohl zu beschließen: „Wir fahren jetzt mit der Cat Cocos“, denn oft ist sie übervoll,ggf. sogar überbucht. Daher ist es mehr als empfehlenswert, im Vorfeld seine Tickets zu organisieren.
  2. Gerade für denjenigen, der eine Tagestour nach Praslin oder La Digue plant, gibt es nur eine wirklich zielführende Empfehlung: Die erste Cat Cocos nehmen – die geht um 7.30 Uhr. (Die letzte zurück geht um 17.30 Uhr) Deswegen einmal mehr der Hinweis, möglichst vorher seine Tickets zu buchen, denn gerade zur frühen Stunde bilden sich gern vor den Ticket-Schaltern lange Schlangen.
  3. Natürlich ist es theoretisch möglich, nicht nur vorher den Fahrplan im Internet einzusehen, sondern auch online seine Tickets zu buchen, und zwar unter catcocos.com. Theoretisch, leider… denn allzu oft ist die Website nicht aktuell, wird gerade restrukturiert oder das Internet geht nicht. Für diese Fälle empfiehlt es sich, den Fahrplan vorher zu checken, d.h. am besten macht man sich schlau über eine telefonische Kontaktaufnahme unter: (00248) 4 32 48 45.
  4. Es gibt drei Ticket-Schalter – leider nur in Victoria:
  • Der Hautschalter befindet sich an der „Jetty“ – genauer gesagt am Inter Island Key; Öffnungszeiten sind theoretisch von 6.30 bis 17.00 Uhr. Wohlgemerkt: Theoretisch, denn es kann auch sein, dass sich mal das Personal verspätet und dann wird es verdammt eng – nicht nur am Schalter, sondern auch mit der Zeit; denn das Boarding/Einsteigen zur ersten Fähre beginnt bereits um 7.00 Uhr!
  • Im neuen „Espace Building“, am Wasser gelegen, in der Nähe des Inter Island Key: Öffnungszeiten 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr
  • In der Nähe vom Clock Tower, gegenüber der NouvoBank: Öffnungszeiten von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr
  1. Bei der Buchung ist es ZWINGEND erforderlich, den Reisepass vorzulegen, denn es gibt ein „Zwei-Klassen-System“. Die Einheimischen zahlen nur ca. ¼ des Touristen-Fahrpreises, und der beträgt für die einfache Fahrt sagenhafte 835,– SCR (seychellische Rupies; Stand Okt. 2016 – umgerechnet ca. 57,– Euro bei einem Wechselkurs von 1 Euro = 14,5 SCR)
  2. Es ist ZWINGEND notwendig, eine Entscheidung darüber zu fällen, wo man sitzen möchte: Abgesehen von der Business Class gibt es die Möglichkeit, im klimatisierten Innenraum oder auf dem Freiluftdeck zu sitzen. Das klingt zunächst verlockend, doch bei einsetzendem Regen hilft die nur spärliche Überdachung kaum; und Spritzwasser gibt es reichlich, rast doch die Cat Cocos mit ca. 60 Stundenkilometer über das Wasser.
  3. Man sollte bei der Buchung bereits wissen, wann man zurückfahren möchte.
  4. Schweres Gepäck (z.B. Koffer für einen mehrtägigen Aufenthalt) muss separat aufgegeben bzw. an Bord gebracht werden. Der Schalter informiert über die Einzelheiten.
  5. Visa-Kreditkarte wird akzeptiert.
  6. Die Cat Cocos fährt (völlig „un“seychellisch!)  absolut pünktlich auf die Minute los!
  7. Es gibt an Bord kleine Snacks und Getränke: Derzeit kostet ein Kaffee 30,– SCR und ein Wasser 20,– SCR.
  8. Es gibt ein nettes Unterhaltungsprogramm an Bord; gern werden Zeichentrickfilme oder das Beste aus Mister Beans Geschichten präsentiert. Empfehlenswert, da es von der bisweilen heftigen Schaukelei an Bord ablenkt.
  9. Achtung Seekrankheit: Wer schnell seekrank wird, sollte sich unbedingt im unteren Deck in die Mittelreihe platzieren; da spürt man den Wellengang nicht ganz so arg. Besonders heftig ist dieser zwischen Mitte/Ende Mai und Mitte/Ende Oktober – also in den Monaten, in denen der Süd-Ost-Monsun weht.

Da kann man nur noch sagen: AHOI!

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Adresse: Cat Cocos, Inter Island Boats Ltd, Hauptschalter: Inter Island Ferry, Victoria
Tel: 00248/ 4 32 48 45
Öffnungszeiten: 6.30 Uhr bis 17.00 Uhr
www.catcocos.com

„Senil plim“ – ein Update zum stacheligen Störenfried

5. Oktober 2016

Es war im Monat Februar, in dem es mich so heftig mit einer schweren Allergie gegen senil plim – den Seidenspinner –  fürchterlich erwischt hat. Da war nicht nur dieser gruselige Hautausschlag mit nässenden und anschwellenden Pusteln, da war nicht nur dieser unerträgliche Juckreiz – nein, da waren auch noch Fieberschübe, Schüttelfrost und Atemnot. All das konnte ich nur mit Hilfe des kleinen Hospitals in der Anse Boileau überstehen. Eigentlich dachte ich, irgendwann würde die Raupenplage, die für all diese Symptome verantwortlich zeichnet, weniger werden. – Weit gefehlt!

Dabei hatte ich große Hoffnungen in die Äußerungen eines Beamten des Gesundheitsministeriums gesetzt, der nach Ankunft auf Mahé an Bord der Condor-Maschine kam, um die Einhaltung der Hygiene-Vorschriften zu kontrollieren. Ich fragte ihn ganz beherzt: „Sir, sagen Sie mir, wie sieht’s aus mit der Raupenplage“. Er, für mein Empfinden eine Spur zu selbstbewusst: „Everything under control – alles im Griff, Raupen ade!“

Von wegen. Nur zwei Stunden später, nach Ankunft in der Anse Louis kam das ach so vertraute Stechen, Jucken, Kratzen wieder. Kurze Zeit später – im Jardin Du Roi (im Königsgarten hoch oben über der Anse Royal) – konnte ich beobachten, wie zwei Touristinnen total gepeinigt um Hilfe beim Gartenpersonal bettelten und ihnen eine heftige Reaktion im Nackenbereich zeigten. Dort war alles geschwollen, dort war alles ein einziger roter Placken.

Erste Hilfe kam schnell und zwar in Form von „Calamin“ – einer Zinkoxid-Salbe, die so ähnlich aussieht wie Penaten-Creme, nämlich dick, zäh und weiß. Früher, so erinnere ich mich, in Zeiten von Masern und Windpocken, wurden damit auch unsere Kinderpopos eingeschmiert und es half – mehr oder weniger. Aber bei der Seidenspinner-Raupe müssen bisweilen leider härtere Bandagen her. Wohlgemerkt – bisweilen. Weil dann nämlich die Fieberschübe, Schüttelfrost und Atemnnot bekämpft werden können – siehe oben.

Glücklicherweise ist momentan die Raupe nicht in jeder Ecke der Insel aktiv und nicht jeder ist gleichermaßen allergisch gegen sie. Aber sie ist da, wie selbst die Einheimischen zu spüren bekommen.

Patsy – meine Freundin, die in der Anse Boileau Lehrerin ist – berichtete mir, dass vor wenigen Tagen ganze Schulklassen nach Hause geschickt werden mussten, weil der Juckreiz und die allergischen Reaktionen bei den Kindern gegen dieses Raupenvieh zu heftig ausfielen. Und ich habe das Krabbeltier nicht nur im Jardin du Roi in den Bäumen, sondern auch an der Straße beim Inder-Laden und bei mir daheim auf dem Terassentisch (wieder)entdeckt.

Könnte es sein, dass ich diesen Raupen nicht zu Leibe rücken kann, weil ich gerade eben erfahren musste, dass ich sie im Kreolischen falsch geschrieben habe? Ich dachte eigentlich immer, dass das französische Wort „chenille“ im Kreolischen als „senil“ wiedergegeben wird – falsch! Witzigerweise wird dieses „ije“ am Wortende mi einem merkwürdigen „ir“ symbolisiert. Deswegen heißt „chenille plume“ nicht „senil plim“ – sondern korrekterweise „senir plim“. Dennoch – die Kenntnis über die korrekte einheimische Orthographie lindert nicht die Schrecken der Allergie…

Was also tun? So unterschiedlich die Reaktionen auf die Raupen und ihre Silberhärchen auch ausfallen, so unterschiedlich die Therapien: Im besten Fall hilft Aloe Vera – dieses Affodill-Gewächs wird hier gern als Zierpflanze angebaut. Die fleischigen Blätter lassen sich abbrechen, der Länge nach aufschlitzen, sodass das durchsichtige schleimartige Gel heraus treten kann, was direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden sollte. Hilft das nicht, dann könnten Soventol und Fenistil eine Lösung sein. Immer noch keine Linderung in Sicht? Dann müssen stärkere Mittel ran. Insbesondere Salben mit Hydrocortison versprechen Schmerzstillung. Wenn das aber immer noch keinen Erfolg verspricht, dann geht’s ans Eingemachte: Prednisolon – mit anti-entzündungshemmenden und anti-allergenen Wirkstoffen könnte helfen; als Tabletten oder Injektion in den kleinen Lazaretten vor Ort, in jeder Bucht. Oder dann noch die Haus- bzw. Reiseapotheke mit  Cetirizin (Tablettenform)– ein Antihistaminikum der sog. zweiten Generation, das zur Linderung von Beschwerden allergischer Erkrankungen eingesetzt wird.

ACHTUNG: Wer auf die Seychellen reist und sich gegen eine mögliche Seidenspinnerraupenallergie zu wappnen versucht, sollte vorher UNBEDINGT einen Arzt und/oder Apotheker zu Rate ziehen. Die hier gemachten Beobachtungen berufen sich auf subjektive Erfahrungen! Keine Haftung für diesen Eintrag!!!

Einfach nur königlich erhaben – der Königsgarten „Jardin du Roi“

4. Oktober 2016

Wer von der Anse Royale in Richtung Landesinnere fährt und die Bergstraße von Les Canelles nimmt, ist gut beraten, langsam zu machen! Denn nach einigen hundert Meter kommt man an eine kleine, recht unscheinbare Straßengabelung, an der früher ein Hinweisschild zum Jardin du Roi deutete. Das Schild – längst verrostet, längst verblichen, längst verschwunden. Nur mit etwas Glück schafft man auf Anhieb den richtigen „Einstieg“ in die verwunschene Bergweld der Südküste. Als Orientierungshilfe mag ein etwas moderner indischer, supermarkt-ähnlicher Laden dienen, bei dem meistens ein erleuchtetes „Open“ blinkt. Genau da geht es links ab, dann kurze Zeit später in einer versteckten Hofeinfahrt wieder nach rechts. Hier grüßt dann auch tatsächlich ein Schild und weist einen Weg von ca. 1 Kilometer nach oben, der sich dann steil in die bewaldeten Hänge schraubt. Einmal oben angekommen, kuscheln sich einige Häuslein unter einem mächtigen grünen Dach. Wir sind da – der Jardin du Roi erwartet uns. Am Eingang fächelt ein majestätischer Riesenbambus uns Kühlung zu. Zu seinen Füßen gurgelt ein klares Bächlein. An seinem moosigen Ufer führt ein kleiner Pfad steil in die Höhe, links und rechts gesäumt von uralten latanier feuille-Palmen mit zeltdachgroßen Blättern.

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Alte Palmenbestände und hohe Zimtbäume laden zum Verweilen unter einem dunkelgrünen schattigen Dach ein. Da hinten grüßt ein übermächtiger Mangobaum, daneben stehen Guaven, Nelken und Avocados. Die Böschung ist gesäumt von kuscheligem Zitronengras. Hinter einer Hibiskus-Hecke quietscht fidel ein Papagei in seiner luftigen Behausung. Von weiter oben duftet es erfrischend nach Zitrone – dort wächst ein wuchtiger Busch der Kaffir-Limette, durch den ein sanfter Windhauch streicht. Zwischen all dem exotischen Gehölz heimelige Oasen aus Gras und roz anmer, eine Art „Fleißige Lieschen“, die sich mit ihren pinkfarbenen und schneeweißen Blüten ein beschwingtes Stelldichein unter dem blauen Himmel geben.

Ich weiß auch nicht, aber jedes Mal, wenn ich dort bin, findet mit mir, in mir eine seltsame Verwandlung statt. Ich fühle mich wie in einer Art Zeitreise und bin plötzlich im 18. Jahrhundert gelandet. Hier oben unter den riesigen Bäumen – und erst hier verstehe ich, warum man von Urwaldriesen spricht – weht ein Hauch der guten alten Zeit.

Kleine Pfade führen durch die Bepflanzungen, allesamt beschildert mit viel Wissenswertem rund um Gewächse und Gehölze. Viel Zeit kann man hier bei ausgedehnten Streifzügen durch das Grün verbringen – viel viel Zeit. Irgendwann dann müde geworden, lädt das kleine koloniale Restaurant zu Erfrischungen ein. Wie wäre es mit einem Oktopus-Salat, mit einem Seafood-Gratin, mit geräuchertem Fisch zu lieblicher Mango, oder gar Fischsuppe und Gemüsecurry? Hier wird noch wirklich – also WIRKLICH – kreolisch gekocht; und es lohnt sich! Auch wenn die Preise nicht gerade günstig und die Portionen nicht gerade üppig sind; aber es ist einfach ein Gaumentraum der ganz besonderen Art. Wer mag, traut sich und fragt die Bedienung nach einem kleinen Versucherle – nach ladob – in Kokosmilch geschmorte Brotfrucht. Denn eines ist sicher: Wer von der Brotfruchtist, kommt immer wieder auf die Seychellen zurück.

Adresse: Jardin Du Roi –  Domaine de l’Enforcement, Anse Royale, Mahé, , Seychelles. Tel. 00248/ 4 371 313.erreichbar über Les Canelles; Eintritt für die Pflanzungen, ca. 150,- SCR

Öffnungszeiten: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr – nur Mittagessen bis ca. 15.00 Uhr (wer nur etwas im Restaurant verzehren will und keinen Rundgang durch den Garten plant, braucht keinen Eintritt zu entrichten).

 

Schöner shoppen im „Pineapple Studio“

1. Oktober 2016

Wer an der Westküste von Mahé unterwegs ist, der sollte unbedingt in der Anse aux Poules Bleues – der Bucht der Blauen Hühner – anhalten. Übrigens, auch jeder Umweg dorthin lohnt sich, denn diese Bucht hat einen ganz besonderen Charme. Und dort befindet sich auch das Pineapple Studio. Eigentlich gar kein richtiges Geschäft, sondern Atelier mit Werkstatt und Laden.

Ist die kleine koloniale Eingangstür einmal offen, entströmt ein wunderbarer Duft von Seifen, Ölen und Parfümen. Sanft umschmeicheln Vanille und Kokos, Patchouli und Ylang-Ylang die Nase. Viellicht ist es genau diese Mischung, die bei mir jedes Mal einen tropischen Kaufrausch auslöst.

Heute brauche ich dringend eine neue Tunika. Ach was, mit einer ist es nicht getan! Zwei oder drei sind besser. Dazu ein paar Slipper mit Bling-Bling-Faktor, ohne den auf den Inseln nix gehen. Lieber etwas mehr Strass und mehr Glitzer, also zu wenig. Ach ja, und wenn ich schon bei den Schuhen bin, dann darf auch die Handtasche nicht fehlen. Und ein neuer Strandkorb… in den passen ja auch diese wundervollen Frotteetücher hinein, die mit kunstvollen Bordüren versehen sind, auf denen sich Geckos und Schildkröten tummeln.

Was hab ich noch vergessen: Na logisch – einen Pareo brauche ich schließlich auch; und für die Happy Hour nach dem Strandtag wären eigentlich neue Ohrringe, Armreifen und Halsgeschmeide angesagt. Her damit!

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Marlene, die Shop-Verkäuferin, assistiert mir bei allem geduldig. „Na, brauchst Du nicht auch noch Geschenke für Freunde?“ – Und ob! Also zeigt sie mir die neueste T-Shirt-Collection, die sich von dem sonstigen Inselkitsch nicht nur mit geschmackvollen Motiven, sondern besonders guter Qualität abhebt. Ich kaufe zwei.

Und dann fällt mir ein, dass mein Esstisch sich vor kurzem darüber beklagte, dass er gern mal neue Tischsets sehen würde. Nichts lieber als das und ich erstehe vier Platzsets aus Holz…

… bunte Fische mit  handbemaltem Muster, einer exotischer als der andere. Da wird jeder Red Snapper, jede Makrele, jeder Papageienfisch nochmal so gut schmecken!

Adresse: Pineapple Studio, Anse Aux Poules Bleues, Westküste Mahé, Tel. 00248/4 361 230
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Bezahlung mit Visa-Card ist möglich.

„The Winds of Change…“

29. September 2016

„The Winds of Change…“-  so sangen die Scorpions einst, als der Fall der Berliner Mauer unmittelbar bevorstand und Ost und West eins wurden. Und auch wenn es hier auf den Seychellen keine Wiedervereinigung und erst recht keine trennende Mauer gibt: Die „Winds of Change“ sind mit dem „vannswet“ – dem Südostmonsun – über den Archipel hereingeweht. Es gingen weiß Gott stürmische Zeiten voraus: Da war eine Präsidentenwahl, die unter dem Verdacht stand, dass gekaufte Stimmen und Betrug zu einem Sieg der Regierungspartei verholfen hatten. Da gab es ein Verfahren vor dem Verfassungsgericht und die Neuauszählung der Stimmen (die zu nichts führte). Da gab es… ach was weiß ich! Ich will mich eigentlich doch hier im Paradies gar nicht mit Politik auseinandersetzen, und doch begegnet sie mir allerorten. – Kein  Wunder, denn nach fast einem halben Jahrhundert wehen hier die „Winds of Change“…

… und dann jetzt dies: Heute wurde es offiziell –  unser Präsident, der uns in den vergangenen 12 Jahren aus der gröbsten Misere eines zwar „heiteren Sozialismus“, aber dennoch aus einer weitestgehend tropischen Mangelwirtschaft, herausgeführt hat, erklärt seinen Rücktritt und übergibt in wenigen Tagen die Amtsgeschäfte an seinen Vize. Das ist, um es auf Kreol zu sagen, ein bel koud kanon – ein ganz schöner Paukenschlag, oder besser: ein richtiger Kanonendonner. Daher die offizielle Bekanntmachung aus dem State House, wortwörtlich:

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Resignation address made by President James A. Michel on SBC on 27th September 2016

Thu, 29 September 2016
People of Seychelles,

Good evening.

First of all, I wish to thank all Seychellois for this long journey of progress we have undertaken TOGETHER.  We took Seychelles from a level and TOGETHER we have developed our country further. We are proud of what we have been able to achieve TOGETHER.

Thank you very much.

Many decisions were made this year. One of the decisions was the amendment to the Constitution to limit the terms of the President to two mandates.  And tonight I am announcing my decision to resign from the post of President of the Republic and take my retirement. The Constitution of the Republic of Seychelles says that when the President resigns, this is done by a letter addressed to the Speaker of the National Assembly.  The Speaker will receive my letter tomorrow.

My resignation from the post of President will take effect on 16th October 2016, and a new President will be sworn in the same day. Mr Danny Faure will succeed me and complete the remaining four years of my mandate, as authorised by Article 55 (1) of the Constitution.

Dear compatriots,

After 12 years as President, the time has come to hand over to a new leader. A new Parti Lepep generation that will guide Seychelles to a new frontier of its development. A new Parti Lepep generation that will remain in power. To face and overcome the challenges of this century, without abandoning our principles.

The time has come to say goodbye to you, particularly my faithful supporters. You are in my heart and prayers always. I carry fond memories of you.

I am leaving power, but I am not abandoning you. For me, power is not an aim in itself but a means to do good. To do good for our people. TOGETHER we did it, as much as the means and circumstances permitted us.

The interest of the nation comes first.

I am leaving the Office of the President with a sense of mission accomplished. During the 12 years that you gave me the honour and privilege to lead our nation, I have accomplished my responsibilities and duties. I continued the work of my predecessor, President Rene, but in my own style. I have restored the economy of our country. I have created more opportunities for all Seychellois, to ensure that our country continues to progress. I took action to ensure the wellbeing of the more vulnerable people in our society. I have promoted additional opportunities for the youth, to give them greater hope, mainly in entrepreneurship.  Our elderly parents are benefiting from a series of measures that guarantee them greater comfort and dignity in their retirement. I have listened, I have consulted. I have reinforced our democratic institutions. I have tackled the scourges and social ills besetting our society.  I have strengthened our image on the international scene. All of this — and more — was not done by me alone.  I did it by remaining connected with you, the Seychellois people. I did it with the help and collaboration of a devoted and committed team that believes in the future of Seychelles. All decisions we have taken are, above all, in the interest of Seychelles. Our achievements are there for all to see.

People of Seychelles,

My presidency is a chapter in the modern history of Seychelles.  I consider my presidency as work we started together. And we’ve done a lot. For the love of Seychelles. For the unity of our country. For our progress and prosperity. For our children.

A new leader — one who is also competent and motivated, who also has the interest of Seychelles at heart –` will begin the next chapter of our modern history. I call upon you all to give Mr Faure the full support you provided me during the 12 years. I am forever thankful, dear Seychellois people, for all your support. Thank you for the trust you put in me.

As for me, I want to reassure you that I will always be available — for as long as I have the health and strength — to offer Seychelles my services in whatever function you desire, and in any capacity I can.

Finally, there is nothing more important, more honorable, more noble, than national unity. Let us reject all that causes division. Let us make national unity our priority. It is national unity that will guide us in our actions, and illuminate the future of our country.

Dear people of Seychelles,

Once again, I express my deep appreciation for your support.

May God continue to bless Seychelles.

Thank you and good night.

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Hoffen wir, dass es nicht zu wörtlich gemeint ist: Na, denn gute Nacht Seychellen – das  wollen wir nicht hören und das sollte es wohl nicht heißen, stattdessen:  Aufwachen und einen neuen Tag beginnen! Mit allem, was dazu gehört: Sonnenaufgang, geschäftiger Morgen, heißer Mittag, träge glühenden Nachmittagsstunden, Sundower und Belohnung für das Geleistete –  und dann schließlich dieser furiose Sonnenuntergang, der neue Kraft verheißt – so kräftig glüht es über dem Horizont!

„Pirates Arms“ und „Kaz Kreol“: zwei schmerzliche Lücken

25. September 2016

Mahé trauert. Die Insel hat einen großen Verlust zu beklagen: Zwei riesige Wunden klaffen in den wichtigsten Städten der Hauptinsel – in Victoria und in der Anse Royale. Das einstige „Pirates Arms“ – das Hofbräuhaus der Seychellen – gibt es nicht mehr. Und das „Kaz Kreol“, eine nicht minder wichtige Instanz in der Restaurantwelt der Insel, wurde dicht gemacht.

Was ist passiert?

In Victoria wühlt sich seit einiger Zeit ein unaufhaltsamer Bauwurm durch die Stadt. Hier entstehen neue Geschäfte, da werden mirnix dirnix Hochhäuser aus dem Boden gestampft – natürlich nicht im Sinne der Frankfurter Skyline, aber hoch sind die Häuser mit sieben, acht Stockwerk allemal. Tja, und zwischen all diesen wachsenden Neubeuten gab es einen einstürzenden Altbau – „Pirates Arm“. Es wurde abgerissen. Böse Zungen behaupten gar, es sei abgebrannt (worden). Fakt ist: Es entsteht so etwas wie eine stylische Shopping-Mall an dieser Stelle. Und nun gibt es wie immer zwei Meinungen hier unter der Tropensonne: Die eine sagt, Pirates Arms gehört endgültig der Vergangenheit ein, die andere sagt, es wird unter neuem Namen wieder eröffnet. – Egal wie es ausgehen wird:

Schlimm sind beide Versionen – denn:

Wo bleibt dann in Zukunft der koloniale Charme dieser Location?
Wo bleibt mein geliebtes „Paradise Island Sandwich“ mir geräuchertem Segelfisch und opulenter Thunfisch-Sauce? Wo treffe ich in Zukunft die Alteingesessenen, die noch was zu erzählen haben?
Wo bleibt das Geschlurfe der Flipflops von gelangweilten Bedienungen?
Wo bleibt der Inseltratsch?

Ich weiß es nicht.

Mit „Kaz Kreol“ ist es ähnlich schlimm:  In den späten 1990er Jahren bis zum unseligen Tag des Tsunami (26.12.2004) führten Alberto und Carla das Haus und machten daraus einen kreolisch-italienischen Schmelztiegel der Extraklasse. Es kamen Touristen, die ein Bad nahmen, genauso wie Einheimische, die einfach den Alltag vergessen wollten, indem sie die Füße in den weichen Sand steckten. Ein tolles Strand-Bistro war das. Und jetzt? Nachdem ein ostdeutsches Pächter-Ehepaar sich zunächst ganz gut machte, verließ die beiden das Glück  – und er die Insel, und sie ein praller Geldbeutel. Schulden über Schulden, dann leider auch nicht erfüllte Hygiene-Vorschriften, sodass das Gesundheitsministerium den Laden kurzerhand zumachte. – Schlimm. Und auch hier: Ausgang ungewiss.

Mir fehlen beide Plätze. Ich bin traurig. Und ich weiß nicht, ob ich hoffen darf auf eine Zukunft, in der wieder ein bisschen vom „spirit of the good old Seychelles“ zurückkehrt.

Chill out mit Chili

10. Februar 2016

Chili ist eines dieser Zauberwörter auf den Seychellen. Doch hier heißt es nicht Chili, sondern piman! Ohne diesen kleinen Scharfmacher geht nix auf dem Teller, und schon gar nicht seychellische Hausmannskost. Piman, das Wort für Schärfe schlechthin, für Würze und den richtigen kreolischen Geschmack! Piman, das ist aber nicht nur Chili, sondern es ist ein Lebensgefühl! Überall auf der Insel gibt es piman, immer wieder feurig und doch immer wieder anders.

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Mein Favorit sind die pti piman, die ganz kleinen Chilischoten, vor allem dann, wenn sie noch grün sind. Sie brennen höllisch, aber sie sorgen für ein tolles kreolisches Upgrade auf jedem Teller. Wer einmal abends die Dämmerstunde in einer kleinen seychellischen Häuseransammlung verbringt, der kann piman sogar hören. Aus jeder noch so kleinen Hütte dringt das besänftigende Malmen von Mörser und Stößel, der die kleinen Schoten zerquetscht. Anschließend in eine alte gesäuberte Ketchupflasche gefüllt, mit etwas Salz, Limettensaft und Öl aufgefüllt und schön durchgeschüttelt, halten sie sich ewig und sind sehr sparsam im Verbrauch. Für die meisten von uns reicht eine Messerspitze piman zum Hauptgang. Ich bin schon etwas weiter und genehmige mir vor allem zu einem deftigen schweren Abendessen schon mal eine halbe Einheimischenportion, nämlich mindestens einen ganzen Teelöffel…

Tod eines Tausendfüßlers

9. Februar 2016

 

Gestern hatte ich mal wieder großen Abwasch. Den mache ich per Hand, weil unsere Spülmaschine vor einiger Zeit den Geist aufgegeben hat. Eine neue will ich nicht, denn die sensible Elektronik lässt meist nach wenigen Monaten des Einsatzes im hohen Salzgehalt der Luft die Flügel hängen. Also spüle ich wie früher und trockne anschließend ab. Das klingt einfacher als es ist. Denn für die herkömmlichen Handtücher aus Halbleinen oder Baumwolle ist die hohe Luftfeuchtigkeit eine echte Herausforderung. Das Geschirr will nicht richtig trocken werden, und mächtige Schlieren sind das Resultat. Also habe ich mir nach einigem Ausprobieren Mikrofasertücher besorgt. Und siehe da: (Fast) streifenfreier Glanz! Als gestern mein gesamter Vorrat von diesen Tüchern beim Abtrocknen draufging, habe ich diese schmutzigen, klammen Teile achtlos auf den Boden geworfen, um sie am nächsten Morgen der Waschmaschine anzuvertrauen. Sie spuckte sie fein gereinigt und wohl duftend wieder aus, doch umso erstaunter war ich, als ich mitten in den Tüchern einen centipede fand, einen seychellischen Tausendfüßler.

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Beim näheren Betrachten stelle ich fest, dass er gerade mal 40 Beinchen hat. Ha, wieder mal bloße Übertreibung und seychellischer Gigantismus! Aber egal, ob tausend oder auch nur hundert Füße, das Viech nervt. Es krabbelt gern in weniger sauberen Ecken herum und wenn es sich dort gestört fühlt, dann beißt es auch mal beherzt zu. Und das verursacht höllische Schmerzen, ein Brennen und Stechen wie bei tausend Wespenstichen. Daher bin ich froh, dass dieses Prachtexemplar gar nicht so weit kam, sondern sich in den feinen Mikrofaserschlingen verhedderte und nun weichgespült und ganz willenlos vor mir liegt.

Zwischen Himmel und Wasser… auf der Copolia

4. Februar 2016

Die Seychellen bieten mehr als Meer, nämlich eine beeindruckende tropische Bergwelt. Rund um den Morne Seychellois, höchster Berg der Seychellen, gruppieren sich grandiose Granitformationen, die gewaltig in die Tiefe stürzen. Eine davon ist die Copolia.

Von Victoria sind es ungefähr nur 15 min mit dem Auto zum Startpunkt einer kleinen Bergtour dorthin; aber auch die blauen Tata Busse quälen sich die steile Sans Souci Straße hinauf und halten direkt am Beginn des grüngelb ausgeschilderten Copolia Trail. Zwei Kilometer liegen nun bis zum Gipfel vor mir, eigentlich ein Klacks… denke ich.

Doch gleich der Beginn des Weges hat es in sich. Steil stürzt er in die Tiefe und ich bin dankbar, dass ich mir einen der Holzstöcke geschnappt habe. Wildhüter und Polizisten, die hier oben ab und zu Dienst schieben, haben sie für Wanderer zurecht gemacht und griffbereit an einen großen Mahagonibaum angelehnt.

In den Hang haben sich natürliche Stufen eingegraben, mal. aus ausgewaschenen Wurzeln, mal aus festgetrampelter dunkelroter Erde, ab und zu befestigt mit Holz und Brettern. Hoppla, fast wäre ich über eine Stahlspitze gestolpert, die den Untergrund wohl ebenfalls bändigen sollte.

Während sich über mir die mächtigen Kronen der Albizia (Schirmakazien)  wölben, umspülen murmelnde Bachläufe mit glasklarem Wasser meine Füße. Als es heftiger gurgelt, hilft eine kleine Bretterbrücke.

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Eigentlich hatte ich mit Moskitos gerechnet, doch Fehlanzeige. Kein lästiges Schwirren, dafür aber lautes Geflatter und Gezeter der Bulbuls, schwarze Vögel mit lustigem, unfrisierten Schopf. Dann geht es sehr steil nach oben. Von einem richtigen Pfad kann kaum noch die Rede sein, schon gar nicht von einem gut ausgebauten Wanderweg. Die riesigen Granitfelsen scheinen zunächst unbezwingbar, doch immer wieder tut sich ein natürlicher Tritt nach dem nächsten auf. Kleine Orientierungshilfen, nämlich gelbe waagrechte Striche, sorgen dafür, dass man “in der Spur bleibt“. Ein paar mehr Markierungen wären nicht schlecht…

Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde liegt das Steilste hinter mir. Die Felsen werden weniger, der Schatten auch. Mehr Wärme und Sonnenlicht dringen durch die latanier feuille, endemische Palmen mit harten, kompakten Blättern. Sie spenden aber immer noch ausreichend Schatten. Nicht auszudenken, wenn ich hier in der prallen Sonne wandern würde. Heiß und schwül ist es nämlich so schon genug. Und den ersten Liter Wasser habe ich längst ausgesüffelt.

Nun führt der Pfad längsseits des Berges, es läuft sich bequemer. Plötzlich ein kurzes, hohes tiiiip. Und dann noch mal: tiiiip! Das ist der Lockruf des kleinsten Frosches der Welt, der sich hier im feuchten Untergrund versteckt. Ich habe kein Glück, heute bleiben die Winzlinge unter großen verrotteten Blättern verborgen. Stattdessen bekomme ich Besuch von einem kleinen scheuen Reptil: der schwarzen Holzschlange

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Meinen Weg säumen viele endemische Bäume (also Bäume, die nur hier auf den Seychellen, und sonst nirgendwo auf der Welt wachsen). Es sind unscheinbare Gehölze, die beinahe untergehen zwischen wuchtigen Zimtbäumen, deren Duft mich betört. Auch Nelkengeruch kitzelt meine Nase. Der fruchtbare Waldboden ist überwuchert mit gazon, einem zarten Gras und coco maron, einem Gras, das Blätter hat, die wie Palmwedeln in Miniatur aussehen. Zwischen diesem kuscheligen Grün spitzt eine unscheinbare Blüte hervor: eine seltene Orchidee.

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Dann geht es nochmals richtig ins Eingemachte! Bevor der Gipfel naht, kommt eine nicht allzu hohe, aber senkrechte Steilwand. Wie jetzt, hier soll ich hoch? Da bemerke ich eine stabile Leiter, gerade mal 10 Sprossen oder so. Es reicht genau, um dann auf einem Granitplateau zu stehen, dass zum Niederknien schön ist: Wundervoll geformte Felsen, eingerahmt von Hecken aus fleischfressenden Kannenpflanzen.

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Ganz still ist es hier oben in dieser erhabenen Bergwelt. Die Copolia reckt ihr kahles Haupt immerhin mit 497 m in die Höhe. Wende ich mich nach links, bin ich fast auf Augenhöhe mit dem Morne Seychellois, obwohl der mit seinen 905 m fast nochmals doppelt so hoch ist wie ich.

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Der Ausblick nimmt mir fast den Atem: In meinen Träumen stehe ich genau auf solchen Anhöhen, breite die Arme aus und kann fliegen. Unter mir liegt Victoria mit dem Hafen und einem Meer, das sich hinten am Horizont mit dem Himmel vereint. Ich freue mich wie ein kleines Kind, lege mich bäuchlings auf die warmen Steine, schnuppere diesen sengheißen Duft von Fels und Holz und Tropenglück, dann drehe ich mich auf den Rücken und schaue ins Blau. Was für ein Geschenk! Ein bisschen traurig bin ich, dass ich mich nicht ganz an den Rand des Felsplateaus traue.

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Da lauert definitiv der Abgrund. Achtung, lebensgefährliche Tiefen, Absturzgefahr! Aber eine kleine Rast auf dem Felsen liegt allemal drin, um die ganze Schönheit der Natur zu begreifen.

Warum eigentlich muss irgendein depperter Tourist genau da vorn seine blöde, abgepellte Orangenschale neben einer leeren Trinkflasche deponieren? Und warum darf ausgerechnet der Scheich Kalifa, Chef der Vereinigten Arabischen Emirate hier ganz legal gegen jegliches Gesetz verstoßen und sich ein Hochhaus in die Berge stellen? Um ein Haar hätte man es ihm erlaubt, hier auch noch eine Seilbahn oder Gondel oder sonst welchen Nonsens zu erbauen. Aus guten Grund werde ich hier an dieser Stelle kein Foto von dieser schrecklichen Bausünde einstellen. Es reicht schon, wenn sich unter mir das Luxusdomizil der Schönen und Reichen, die künstliche Insel Eden Island , erstreckt…

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Nachdenklich trete ich den Rückweg an. Wie immer ist der deutlich kürzer als der Hinweg und so lande ich noch nicht mal nach einer Stunde wieder am Ausgangspunkt, an der Straße von Sans Souci. Vor mir eine junge Familie, die offenbar deutlich beschwingter und schnellerr als ich den Wanderweg absolviert hat, und das mit einem vielleicht gerade mal 5jährigen Kleinkind…

Deswegen mein Rat: Für diese Tour empfiehlt es sich für weniger Geübte, einen lizenzierten Bergführer zu buchen (z.B. Belle’s Tour Guiding, terence.belle@yahoo.com, Tel. 00248/2 722 492), nicht nur wegen der Sicherheit, sondern auch wegen zahlreicher Zusatzinfos über Fauna und Flora.

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Für die Wanderung empfiehlt sich ein Rucksack mit ausreichend Getränk, evtl. einem kleinen Snack und für den Gipfel Sonnenschutz. Äußerst empfehlenswert ist ein Wanderstock und sehr gutes, nicht zu altes Schuhwerk. Meines war wohl schon zu lange den Widrigkeiten des tropischen Klimas mit hoher Luftfeuchtigkeit bzw. Salzgehalt der Luft und den aggressiven UV-Strahlen ausgesetzt. Es löste sich bei der Wanderung einfach auf…

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Seychellische Weihnachten

26. Dezember 2015

Die wichtigsten drei Requisiten der seychellischen Weihnacht unterscheiden sich nicht viel von den uns bislang bekannten:

Weihnachtsbaum,

Weihnachtsdekoration,

Weihnachtslieder.

Höre ich da den Einwand, dass aber nie die richtige Weihnachtsstimmung wie daheim in Deutschland aufkommen wird, weil Glühwein, Zimt­geruch und Schneegestöber fehlen?

Dazu fol­gendes:

Zimtgeruch gibt es mehr als genug auf den Sey­chellen. Man braucht sich nur einen Zweig des Zimtbaums abzubrechen, Blätter und Rinde zwi­schen den Fingern zu reiben und schon kommt Weih­nachts­duft!

Thema Glühwein: Er lässt sich aus den eben be­schriebenen Ingredienzien mit süd­afrikanischem Rotwein, braunem Rohrzucker und etwas Orange sowie heimischen Nelken ganz her­vorragend selbst herstellen. Auch bei hoch­sommerlichen Tem­pe­ra­turen schmeckt er prima. Fast scheint es, als würde er erst hier sein wahres Aroma entfalten. Er hat nur lediglich einen Nach­teil. Er macht bei der Wärme schneller beschwipst. Okay: Wer keinen Glühwein mag, der trinkt einen Rosé unterm Flammenbaum…

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… oder wer keinen Wein mag und der Fraktion der Biertrinker angehört, dem sei ein eiskaltes Guinness empfohlen, denn in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr wird oft – aus weihnachtlichen Marketing-Gründen heraus – der Flaschenpreis um ein, zwei Rupees gesenkt. Das dunkle irische und in Lizenz auf Mahé abgefüllte Gebräu erinnert durchaus an deutsches Starkbier meiner Heimatstadt, das es ab Ende November zur Einstimmung auf die ad­vent­liche Fastenzeit gibt.

Und Schneegestöber? Wer vermisst dies wirk­lich? Frage: Wann gab es das zuletzt in Deutsch­land pünktlich zu Heilig­abend? War bzw. ist es nicht viel­mehr so: 8 bis 10 Grad oder mehr (plus natürlich!) und Nieselregen, von frühlingshaft mild bis scheußlich nasskalt und kein Winterwunderland weit und breit in Sicht. Davon sollte nun wirklich nicht die weih­nachtliche Glückseligkeit abhängen!

Zwaye Nwel! – Fröhliche Weihnachten!