Tag: Seychellen

Seychellische Nächte: Von Hunden und Hühnern und von Fröschen

26. Oktober 2016

Der Neumond nähert sich und die letzte Nacht war bereits rabenschwarz, abgesehen von den glitzernden Sternen. Doch wer denkt: ganz dunkel bedeutet ganz still, der hat noch nie in einem Tropenhaus im Süden Mahés geschlafen. Auch wenn es Stunden gibt, in denen es mucksmäuschenstill ist – das ist definitiv die Ausnahme.

Zunächst die Hunde: Mit einsetzender Dunkelheit starten sie ein unglaubliches Jaul- und Kläff-Konzert. Meist beginnt irgendeiner im hintersten Winkel des Tales, dann antworten die anderen und schließlich stimmt dann der Rest mit ein. Es sind in der Regel zunächst einmal keine freilaufenden Tiere. Jeder seychellische Haushalt hat mindestens drei bis fünf von ihnen, die manchmal ein trauriges Dasein in viel zu engen Zwingern fristen. Ihre Art der Freiheit ist dann Bellen bis zum Abwinken oder zumindest, bis endlich Futter kommt. Streunende Hunde gibt es natürlich auch, aber denen begegnet man meist am Strand, wo sie ein Paradebeispiel für tropische Lebensart – Nichtstun, Streicheleinheiten und Dösen im weichen Sand – abgeben.

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Nachts aber erwachen ihre Lebensgeister. Bei Vollmond gebärden sie sich wie ein wild gewordenes Rudel jaulender Wölfe, die ein schauriges Konzert abliefern. In einer ganz normalen Nacht wie der vergangenen scheinen sie sich angeregt von Haus zu Haus Nachrichten zuzubellen, wütend zu diskutieren oder Hunde-Witze zu erzählen. – Nach fast 20 Jahren Seychellen weiß ich noch immer nicht, wie es den Einheimischen gelingt, bei diesem Lärm zu schlafen. Tropenhäuser sind luftige offene Behausungen, und man kann nicht mal so eben ein Fenster aus Doppelglas schließen, um Geräusche einfach auszusperren. – Auf die Spitze trieb es heute Nacht ein Hund, der im Rhythmus von 10 Sekunden ein „Wuff“ von sich gab, dann wieder und wieder. Dann Pause und das Ganze eine Oktave höher: „Wüff“ – „wüff“ – „wüüüüffff“. Danach dachte ich, es kehrt Ruhe ein. Im Gegenteil: Über Stunden lang dehnte sich diese „Sprechübung“ aus, leichte Varianten mit inbegriffen: „Woff“ – dann „wöff“ – „wöff“ –  „wöööffff“ und irgendwann: „Waff“ – „wäff“ – „wäff“ – „wäääffff“. Ich wartete förmlich auf den nächsten Kläffer…

Als ich schließlich vor Erschöpfung dann doch einnickte, begannen mitten in der Nacht die Hähne zu krähen. Komisch, warum warten sie nicht bis zum Morgengrauen? Nein, sie verkündeten – ihre Hennen und Küken im Schlepp – das Ende der Geisterstunde mit heftigem Gegacker und Gegluckse. Und da die meisten Einheimischen ihre Grundstücke ebenso wenig eingezäunt haben wie wir das unsrige, kommt das Federvieh direkt bis vor unser Schlafzimmer und wünscht uns für den Rest der Nacht einen erholsamen Schlaf. Wenn sie wenigstens ein paar Eier unter den Hibiskus-Busch legen würden…

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Wenn dann nach kurzer Ruhepause der ersten Frosch quakt, dann weiß ich: Es geht auf vier Uhr morgens zu. Normalerweise herrscht in den Monaten der Trockenzeit Funkstille. Sobald aber auch nur ein winziger Tropfen Wasser zwischen die Felsspalten gelangt (und sei es aus einem Putzeimer oder Gartenschlauch), laufen die Tierchen zur Höchstform auf. Ein ohrenbetäubendes Froschkonzert beginnt und dauert bis zum herannahenden ersten Tageslicht, das meist gegen halb sechs über die Insel kriecht. Aus lauter Freude stimmen dann sämtliche Vögel mit ein, insbesondere die Kolibris mit ihrem schrillen Gefiepe. Die Hühner machen aus Sympathie gleich nochmal mit; und ab und zu meckern unten im Tal die Ziegen. Ich komme mir vor, als würde ich auf einer riesigen Farm leben. Besser kann kein Wecker funktionieren. Übrigens, nochmals kurz zurück zu den Vögeln: Wer denkt, dass nachts die Vögel still sind – Irrtum. Ich habe zwei Nachtvögel ausgemacht, die ich noch nie gesehen, geschweige denn identifiziert habe. Der Einfachheit halber habe ich sie nach ihren seltsamen Lauten benannt: der Kastagnetten-Vogel ahmt täuschend echt das Geklapper spanischer Rhythmusinstrumente nach und der Handy-Vogel tut so, als würden bei ihm pausenlos SMS-Benachrichtigungen eingehen.

Bei diesem ganzen Natur-Konzert gibt es noch eine einzige Steigerung, und zwar immer dann, wenn der Nachbar Geburtstag, Namenstag  oder Kommunion feiert oder wenn das übliche Wochenend-Gelage stattfindet, bei dem auch schon mal 12 Stunden Nonstop-Musik läuft; und damit meine ich nicht wohlklingende Töne in gemäßigter Lautstärke…

Warum ich das alles schreibe? Wer sich in einer kleinen Privat-Unterkunft, einem Guesthouse oder Pension einmietet, muss damit rechnen, dass auch für ihn gilt: schlaflos in den Seychellen. Also: Wer daran gewöhnt ist, Ohrenstöpsel zu tragen, der sollte sich unbedingt ein Paar (oder mehrere davon) mit ins Gepäck stecken – sonst nämlich ist die Gefahr groß, den Schlafmangel der Nacht mit zu vielen Nickerchen am Tage zu kompensieren. Und da würde man doch tatsächlich Licht und Schatten, Laut und Leise und damit die Kontraste, die Schönheit der Inseln ausmachen, doch glatt verpassen…

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Einfach nur königlich erhaben – der Königsgarten „Jardin du Roi“

4. Oktober 2016

Wer von der Anse Royale in Richtung Landesinnere fährt und die Bergstraße von Les Canelles nimmt, ist gut beraten, langsam zu machen! Denn nach einigen hundert Meter kommt man an eine kleine, recht unscheinbare Straßengabelung, an der früher ein Hinweisschild zum Jardin du Roi deutete. Das Schild – längst verrostet, längst verblichen, längst verschwunden. Nur mit etwas Glück schafft man auf Anhieb den richtigen „Einstieg“ in die verwunschene Bergweld der Südküste. Als Orientierungshilfe mag ein etwas moderner indischer, supermarkt-ähnlicher Laden dienen, bei dem meistens ein erleuchtetes „Open“ blinkt. Genau da geht es links ab, dann kurze Zeit später in einer versteckten Hofeinfahrt wieder nach rechts. Hier grüßt dann auch tatsächlich ein Schild und weist einen Weg von ca. 1 Kilometer nach oben, der sich dann steil in die bewaldeten Hänge schraubt. Einmal oben angekommen, kuscheln sich einige Häuslein unter einem mächtigen grünen Dach. Wir sind da – der Jardin du Roi erwartet uns. Am Eingang fächelt ein majestätischer Riesenbambus uns Kühlung zu. Zu seinen Füßen gurgelt ein klares Bächlein. An seinem moosigen Ufer führt ein kleiner Pfad steil in die Höhe, links und rechts gesäumt von uralten latanier feuille-Palmen mit zeltdachgroßen Blättern.

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Alte Palmenbestände und hohe Zimtbäume laden zum Verweilen unter einem dunkelgrünen schattigen Dach ein. Da hinten grüßt ein übermächtiger Mangobaum, daneben stehen Guaven, Nelken und Avocados. Die Böschung ist gesäumt von kuscheligem Zitronengras. Hinter einer Hibiskus-Hecke quietscht fidel ein Papagei in seiner luftigen Behausung. Von weiter oben duftet es erfrischend nach Zitrone – dort wächst ein wuchtiger Busch der Kaffir-Limette, durch den ein sanfter Windhauch streicht. Zwischen all dem exotischen Gehölz heimelige Oasen aus Gras und roz anmer, eine Art „Fleißige Lieschen“, die sich mit ihren pinkfarbenen und schneeweißen Blüten ein beschwingtes Stelldichein unter dem blauen Himmel geben.

Ich weiß auch nicht, aber jedes Mal, wenn ich dort bin, findet mit mir, in mir eine seltsame Verwandlung statt. Ich fühle mich wie in einer Art Zeitreise und bin plötzlich im 18. Jahrhundert gelandet. Hier oben unter den riesigen Bäumen – und erst hier verstehe ich, warum man von Urwaldriesen spricht – weht ein Hauch der guten alten Zeit.

Kleine Pfade führen durch die Bepflanzungen, allesamt beschildert mit viel Wissenswertem rund um Gewächse und Gehölze. Viel Zeit kann man hier bei ausgedehnten Streifzügen durch das Grün verbringen – viel viel Zeit. Irgendwann dann müde geworden, lädt das kleine koloniale Restaurant zu Erfrischungen ein. Wie wäre es mit einem Oktopus-Salat, mit einem Seafood-Gratin, mit geräuchertem Fisch zu lieblicher Mango, oder gar Fischsuppe und Gemüsecurry? Hier wird noch wirklich – also WIRKLICH – kreolisch gekocht; und es lohnt sich! Auch wenn die Preise nicht gerade günstig und die Portionen nicht gerade üppig sind; aber es ist einfach ein Gaumentraum der ganz besonderen Art. Wer mag, traut sich und fragt die Bedienung nach einem kleinen Versucherle – nach ladob – in Kokosmilch geschmorte Brotfrucht. Denn eines ist sicher: Wer von der Brotfruchtist, kommt immer wieder auf die Seychellen zurück.

Adresse: Jardin Du Roi –  Domaine de l’Enforcement, Anse Royale, Mahé, , Seychelles. Tel. 00248/ 4 371 313.erreichbar über Les Canelles; Eintritt für die Pflanzungen, ca. 150,- SCR

Öffnungszeiten: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr – nur Mittagessen bis ca. 15.00 Uhr (wer nur etwas im Restaurant verzehren will und keinen Rundgang durch den Garten plant, braucht keinen Eintritt zu entrichten).

 

Chill out mit Chili

10. Februar 2016

Chili ist eines dieser Zauberwörter auf den Seychellen. Doch hier heißt es nicht Chili, sondern piman! Ohne diesen kleinen Scharfmacher geht nix auf dem Teller, und schon gar nicht seychellische Hausmannskost. Piman, das Wort für Schärfe schlechthin, für Würze und den richtigen kreolischen Geschmack! Piman, das ist aber nicht nur Chili, sondern es ist ein Lebensgefühl! Überall auf der Insel gibt es piman, immer wieder feurig und doch immer wieder anders.

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Mein Favorit sind die pti piman, die ganz kleinen Chilischoten, vor allem dann, wenn sie noch grün sind. Sie brennen höllisch, aber sie sorgen für ein tolles kreolisches Upgrade auf jedem Teller. Wer einmal abends die Dämmerstunde in einer kleinen seychellischen Häuseransammlung verbringt, der kann piman sogar hören. Aus jeder noch so kleinen Hütte dringt das besänftigende Malmen von Mörser und Stößel, der die kleinen Schoten zerquetscht. Anschließend in eine alte gesäuberte Ketchupflasche gefüllt, mit etwas Salz, Limettensaft und Öl aufgefüllt und schön durchgeschüttelt, halten sie sich ewig und sind sehr sparsam im Verbrauch. Für die meisten von uns reicht eine Messerspitze piman zum Hauptgang. Ich bin schon etwas weiter und genehmige mir vor allem zu einem deftigen schweren Abendessen schon mal eine halbe Einheimischenportion, nämlich mindestens einen ganzen Teelöffel…

Tod eines Tausendfüßlers

9. Februar 2016

 

Gestern hatte ich mal wieder großen Abwasch. Den mache ich per Hand, weil unsere Spülmaschine vor einiger Zeit den Geist aufgegeben hat. Eine neue will ich nicht, denn die sensible Elektronik lässt meist nach wenigen Monaten des Einsatzes im hohen Salzgehalt der Luft die Flügel hängen. Also spüle ich wie früher und trockne anschließend ab. Das klingt einfacher als es ist. Denn für die herkömmlichen Handtücher aus Halbleinen oder Baumwolle ist die hohe Luftfeuchtigkeit eine echte Herausforderung. Das Geschirr will nicht richtig trocken werden, und mächtige Schlieren sind das Resultat. Also habe ich mir nach einigem Ausprobieren Mikrofasertücher besorgt. Und siehe da: (Fast) streifenfreier Glanz! Als gestern mein gesamter Vorrat von diesen Tüchern beim Abtrocknen draufging, habe ich diese schmutzigen, klammen Teile achtlos auf den Boden geworfen, um sie am nächsten Morgen der Waschmaschine anzuvertrauen. Sie spuckte sie fein gereinigt und wohl duftend wieder aus, doch umso erstaunter war ich, als ich mitten in den Tüchern einen centipede fand, einen seychellischen Tausendfüßler.

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Beim näheren Betrachten stelle ich fest, dass er gerade mal 40 Beinchen hat. Ha, wieder mal bloße Übertreibung und seychellischer Gigantismus! Aber egal, ob tausend oder auch nur hundert Füße, das Viech nervt. Es krabbelt gern in weniger sauberen Ecken herum und wenn es sich dort gestört fühlt, dann beißt es auch mal beherzt zu. Und das verursacht höllische Schmerzen, ein Brennen und Stechen wie bei tausend Wespenstichen. Daher bin ich froh, dass dieses Prachtexemplar gar nicht so weit kam, sondern sich in den feinen Mikrofaserschlingen verhedderte und nun weichgespült und ganz willenlos vor mir liegt.

Zwischen Himmel und Wasser… auf der Copolia

4. Februar 2016

Die Seychellen bieten mehr als Meer, nämlich eine beeindruckende tropische Bergwelt. Rund um den Morne Seychellois, höchster Berg der Seychellen, gruppieren sich grandiose Granitformationen, die gewaltig in die Tiefe stürzen. Eine davon ist die Copolia.

Von Victoria sind es ungefähr nur 15 min mit dem Auto zum Startpunkt einer kleinen Bergtour dorthin; aber auch die blauen Tata Busse quälen sich die steile Sans Souci Straße hinauf und halten direkt am Beginn des grüngelb ausgeschilderten Copolia Trail. Zwei Kilometer liegen nun bis zum Gipfel vor mir, eigentlich ein Klacks… denke ich.

Doch gleich der Beginn des Weges hat es in sich. Steil stürzt er in die Tiefe und ich bin dankbar, dass ich mir einen der Holzstöcke geschnappt habe. Wildhüter und Polizisten, die hier oben ab und zu Dienst schieben, haben sie für Wanderer zurecht gemacht und griffbereit an einen großen Mahagonibaum angelehnt.

In den Hang haben sich natürliche Stufen eingegraben, mal. aus ausgewaschenen Wurzeln, mal aus festgetrampelter dunkelroter Erde, ab und zu befestigt mit Holz und Brettern. Hoppla, fast wäre ich über eine Stahlspitze gestolpert, die den Untergrund wohl ebenfalls bändigen sollte.

Während sich über mir die mächtigen Kronen der Albizia (Schirmakazien)  wölben, umspülen murmelnde Bachläufe mit glasklarem Wasser meine Füße. Als es heftiger gurgelt, hilft eine kleine Bretterbrücke.

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Eigentlich hatte ich mit Moskitos gerechnet, doch Fehlanzeige. Kein lästiges Schwirren, dafür aber lautes Geflatter und Gezeter der Bulbuls, schwarze Vögel mit lustigem, unfrisierten Schopf. Dann geht es sehr steil nach oben. Von einem richtigen Pfad kann kaum noch die Rede sein, schon gar nicht von einem gut ausgebauten Wanderweg. Die riesigen Granitfelsen scheinen zunächst unbezwingbar, doch immer wieder tut sich ein natürlicher Tritt nach dem nächsten auf. Kleine Orientierungshilfen, nämlich gelbe waagrechte Striche, sorgen dafür, dass man “in der Spur bleibt“. Ein paar mehr Markierungen wären nicht schlecht…

Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde liegt das Steilste hinter mir. Die Felsen werden weniger, der Schatten auch. Mehr Wärme und Sonnenlicht dringen durch die latanier feuille, endemische Palmen mit harten, kompakten Blättern. Sie spenden aber immer noch ausreichend Schatten. Nicht auszudenken, wenn ich hier in der prallen Sonne wandern würde. Heiß und schwül ist es nämlich so schon genug. Und den ersten Liter Wasser habe ich längst ausgesüffelt.

Nun führt der Pfad längsseits des Berges, es läuft sich bequemer. Plötzlich ein kurzes, hohes tiiiip. Und dann noch mal: tiiiip! Das ist der Lockruf des kleinsten Frosches der Welt, der sich hier im feuchten Untergrund versteckt. Ich habe kein Glück, heute bleiben die Winzlinge unter großen verrotteten Blättern verborgen. Stattdessen bekomme ich Besuch von einem kleinen scheuen Reptil: der schwarzen Holzschlange

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Meinen Weg säumen viele endemische Bäume (also Bäume, die nur hier auf den Seychellen, und sonst nirgendwo auf der Welt wachsen). Es sind unscheinbare Gehölze, die beinahe untergehen zwischen wuchtigen Zimtbäumen, deren Duft mich betört. Auch Nelkengeruch kitzelt meine Nase. Der fruchtbare Waldboden ist überwuchert mit gazon, einem zarten Gras und coco maron, einem Gras, das Blätter hat, die wie Palmwedeln in Miniatur aussehen. Zwischen diesem kuscheligen Grün spitzt eine unscheinbare Blüte hervor: eine seltene Orchidee.

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Dann geht es nochmals richtig ins Eingemachte! Bevor der Gipfel naht, kommt eine nicht allzu hohe, aber senkrechte Steilwand. Wie jetzt, hier soll ich hoch? Da bemerke ich eine stabile Leiter, gerade mal 10 Sprossen oder so. Es reicht genau, um dann auf einem Granitplateau zu stehen, dass zum Niederknien schön ist: Wundervoll geformte Felsen, eingerahmt von Hecken aus fleischfressenden Kannenpflanzen.

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Ganz still ist es hier oben in dieser erhabenen Bergwelt. Die Copolia reckt ihr kahles Haupt immerhin mit 497 m in die Höhe. Wende ich mich nach links, bin ich fast auf Augenhöhe mit dem Morne Seychellois, obwohl der mit seinen 905 m fast nochmals doppelt so hoch ist wie ich.

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Der Ausblick nimmt mir fast den Atem: In meinen Träumen stehe ich genau auf solchen Anhöhen, breite die Arme aus und kann fliegen. Unter mir liegt Victoria mit dem Hafen und einem Meer, das sich hinten am Horizont mit dem Himmel vereint. Ich freue mich wie ein kleines Kind, lege mich bäuchlings auf die warmen Steine, schnuppere diesen sengheißen Duft von Fels und Holz und Tropenglück, dann drehe ich mich auf den Rücken und schaue ins Blau. Was für ein Geschenk! Ein bisschen traurig bin ich, dass ich mich nicht ganz an den Rand des Felsplateaus traue.

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Da lauert definitiv der Abgrund. Achtung, lebensgefährliche Tiefen, Absturzgefahr! Aber eine kleine Rast auf dem Felsen liegt allemal drin, um die ganze Schönheit der Natur zu begreifen.

Warum eigentlich muss irgendein depperter Tourist genau da vorn seine blöde, abgepellte Orangenschale neben einer leeren Trinkflasche deponieren? Und warum darf ausgerechnet der Scheich Kalifa, Chef der Vereinigten Arabischen Emirate hier ganz legal gegen jegliches Gesetz verstoßen und sich ein Hochhaus in die Berge stellen? Um ein Haar hätte man es ihm erlaubt, hier auch noch eine Seilbahn oder Gondel oder sonst welchen Nonsens zu erbauen. Aus guten Grund werde ich hier an dieser Stelle kein Foto von dieser schrecklichen Bausünde einstellen. Es reicht schon, wenn sich unter mir das Luxusdomizil der Schönen und Reichen, die künstliche Insel Eden Island , erstreckt…

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Nachdenklich trete ich den Rückweg an. Wie immer ist der deutlich kürzer als der Hinweg und so lande ich noch nicht mal nach einer Stunde wieder am Ausgangspunkt, an der Straße von Sans Souci. Vor mir eine junge Familie, die offenbar deutlich beschwingter und schnellerr als ich den Wanderweg absolviert hat, und das mit einem vielleicht gerade mal 5jährigen Kleinkind…

Deswegen mein Rat: Für diese Tour empfiehlt es sich für weniger Geübte, einen lizenzierten Bergführer zu buchen (z.B. Belle’s Tour Guiding, terence.belle@yahoo.com, Tel. 00248/2 722 492), nicht nur wegen der Sicherheit, sondern auch wegen zahlreicher Zusatzinfos über Fauna und Flora.

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Für die Wanderung empfiehlt sich ein Rucksack mit ausreichend Getränk, evtl. einem kleinen Snack und für den Gipfel Sonnenschutz. Äußerst empfehlenswert ist ein Wanderstock und sehr gutes, nicht zu altes Schuhwerk. Meines war wohl schon zu lange den Widrigkeiten des tropischen Klimas mit hoher Luftfeuchtigkeit bzw. Salzgehalt der Luft und den aggressiven UV-Strahlen ausgesetzt. Es löste sich bei der Wanderung einfach auf…

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Seychellische Weihnachten

26. Dezember 2015

Die wichtigsten drei Requisiten der seychellischen Weihnacht unterscheiden sich nicht viel von den uns bislang bekannten:

Weihnachtsbaum,

Weihnachtsdekoration,

Weihnachtslieder.

Höre ich da den Einwand, dass aber nie die richtige Weihnachtsstimmung wie daheim in Deutschland aufkommen wird, weil Glühwein, Zimt­geruch und Schneegestöber fehlen?

Dazu fol­gendes:

Zimtgeruch gibt es mehr als genug auf den Sey­chellen. Man braucht sich nur einen Zweig des Zimtbaums abzubrechen, Blätter und Rinde zwi­schen den Fingern zu reiben und schon kommt Weih­nachts­duft!

Thema Glühwein: Er lässt sich aus den eben be­schriebenen Ingredienzien mit süd­afrikanischem Rotwein, braunem Rohrzucker und etwas Orange sowie heimischen Nelken ganz her­vorragend selbst herstellen. Auch bei hoch­sommerlichen Tem­pe­ra­turen schmeckt er prima. Fast scheint es, als würde er erst hier sein wahres Aroma entfalten. Er hat nur lediglich einen Nach­teil. Er macht bei der Wärme schneller beschwipst. Okay: Wer keinen Glühwein mag, der trinkt einen Rosé unterm Flammenbaum…

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… oder wer keinen Wein mag und der Fraktion der Biertrinker angehört, dem sei ein eiskaltes Guinness empfohlen, denn in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr wird oft – aus weihnachtlichen Marketing-Gründen heraus – der Flaschenpreis um ein, zwei Rupees gesenkt. Das dunkle irische und in Lizenz auf Mahé abgefüllte Gebräu erinnert durchaus an deutsches Starkbier meiner Heimatstadt, das es ab Ende November zur Einstimmung auf die ad­vent­liche Fastenzeit gibt.

Und Schneegestöber? Wer vermisst dies wirk­lich? Frage: Wann gab es das zuletzt in Deutsch­land pünktlich zu Heilig­abend? War bzw. ist es nicht viel­mehr so: 8 bis 10 Grad oder mehr (plus natürlich!) und Nieselregen, von frühlingshaft mild bis scheußlich nasskalt und kein Winterwunderland weit und breit in Sicht. Davon sollte nun wirklich nicht die weih­nachtliche Glückseligkeit abhängen!

Zwaye Nwel! – Fröhliche Weihnachten!

Wunderwelt am Wasser: Ein Abend im „Windsong“

15. Oktober 2015

Wer mich ein bisschen kennt, der weiß, dass ich eigentlich nichts mit Hotelrestaurants am Hut habe, schon gar nicht auf den Seychellen. Und so war ich auch ganz schön misstrauisch, als ich mich dem Kempinski in Baie Lazare näherte, wo ich im Restaurant „Windsong“ mein Abendessen plante. Die Anfahrt zog sich merkwürdig in die Länge, eine neue breit ausgebaute Straße führt gefühlte 100 Kilometer durch den Busch, immerhin mit Solarlampen beleuchtet. Natürlich, ganz so weit ist es nicht , und vielleicht ist es ja sogar gewollt, dass wir uns langsam und ehrfürchtig nähern. Endlich am Hotel angekommen, wird der Weg zum Restaurant zum ganz großen Kino!

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Wow! Was für ein Entrée! Ich erinnere mich an Bruce Darnell’s Worte, die junge unerfahrene Models auf dem Laufsteg begleiten sollten: „Drama! More drama, Baby“ und genau das ist es, was mir hier auf dem Weg zum „Windsong“ einen Gänsehautschauer über den Rücken schickt. Es ist sooo schön, so schick, wie ich hier über die Treppen nach unten durch die Palmen hin zum Wasser schwebe, wo sich gekonnt kuschelige Korbsessel in den Strand schmiegen.

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Doch ich will heute weniger die stylische Lounge–Atmosphäe mit nackten Füßen im warmen Sand genießen, sondern mich nach Strich und Faden lukullisch verwöhnen lassen. Und schon geht’s los. Kaum sitze ich, erhalte ich feuchte Erfrischungstücher, sanft prickelndes Wasser eingeschenkt und – wie schön! – eine kurze Erklärung, was heute der „catch of the day“ (der „Fischfang des Tages“) ist. Mit Freuden höre ich, dass der kapten blan, der „Weißen Kapitän“ seinen Weg auf den Grill finden wird. Die Seychellois haben selbst erstaunlich wenig am Hut mit diesem leckeren weißfleischigen Fisch, der sich durch lustvolles Knabbern an den Korallen ernährt. Ich sage natürlich sofort „Ja“ und darf mich über ein perfekt gegrilltes Filet freuen, das so was von zart ist, das es schier auf der Gabel zerfällt. Präsentiert wird es mit einer Art Paprika-Chutney als Topping auf grünen Spargeln. Klar, alles andere als landestypisch und schon gar nicht CO2neutral, aber soooo lecker! Da bin ich heut doch mal wirklich gern ökologisch unkorrekt. Ich genieße dies ausnahmsweise gern, denn: Wer nicht genießt, wird ungenießbar!

Eigentlich esse ich nur Fisch auf den Seychellen, aber wenn ich denn mal Fleisch essen würde, dann wirklich nur hier. Warum? Nebenan gibt es ein Filetsteak, dem eigentlich nur ein Adjektiv gut zu Gesicht steht, nämlich sensationell: Es wird auf einem heißen Stein serviert, dazu drei Saucen. Doch da das Fleisch so lecker, so zart und so professionell zubereitet wurde, ist es am besten pur! Mit einer Ausnahme: unbedingt den leckeren Rote–Bete–Salat probieren. Einfach ein Gaumentaumel.

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So und nicht anders mag ich genießen, denn nur aus qualitativ einwandfreien Zutaten lassen sich hochwertige Gerichte zaubern. Klar, dass sich das im Preis widerspiegelt, aber mir zumindest ist es das wert. Wenn die dann noch in einem solch wunderbaren, außergewöhnlichen Ambiente wie im „Windsong“ zelebriert wird, dann gibt es nur ein Wort, das alles umfassend beschreibt: Endlich FEIERAbend!

Fazit für diejenigen unter uns, die nicht im Kempinski wohnen: Nichts für jeden Tag, aber für einen zauberhaften, unvergesslichen Abend in einer Wunderwelt am Wasser allemal!

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Ort: Beach Restaurant „Windsong“ im Hotel Kempinski, Baie Lazare, Mahé, Seychellen

Tel. (00248) 4 386 666

Unbedingt vorher reservieren; bei schönem windstillen Wetter einen Tisch ohne Überdachung verlangen, aber dafür unter Palmen mit unvergleichlicher Meereskulisse

Keine Namen, keine Nummern

14. Oktober 2015

Wie ist das eigentlich auf einer Insel, die gerade mal 27 Kilometer lang und maximal 11 Kilometer breit ist. Oder noch präziser gefragt: Wie ist das eigentlich im Paradies? Braucht man da Straßennamen und Hausnummern? Eigentlich nicht, oder? Die wichtigsten Ortsangaben auf den Seychellen (nehmen wir mal Mahé als Beispiel) orientieren sich nach den Himmelsrichtungen, wie North East Point oder West Coast Road, oder an Bergen, wie Mount Buxton oder Mont Fleuri. Oder nach den Buchten, wie Anse Royale oder Anse Forbans.

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Jeder weiß, was damit gemeint ist. Und was dort zu finden ist, z.B. der typische „Birnenfelsen“ am nördlichen Arm der Anse Forbans.

In der Hauptstadt Victoria sieht das natürlich anders aus, hier gibt es doch mehr als nur eine Berg- oder Küstenstraße und so finden sich hier „avenue“, „street“ und Co. Je weiter wir in den stark zersiedelten Speckgürtel Victorias vordringen, desto weniger häufig begegnen wir richtigen Straßennamen. Aber immerhin:  Die Distrikte haben hübsche Bezeichnungen. Und jeder weiß z.B., dass sich hinter Bel Air ein Nobel-Vorort verbirgt oder dass Perséverance nichts weiter als eine hässliche, aufgeschüttete Kunstinsel ist, die öden sozialen Wohnungsbau beheimatet.

Und wie ist das sonst so auf der Haupt-Insel Mahé? Wie bereits angedeutet: Wichtigstes Orientierungsmerkmal sind die Buchten. Danach hört es aber schon auf. Ich wohne z.B. offiziell in der Anse Louis, aber diese Ecke erstreckt sich doch über ein größeres wenig übersichtliches, Areal zwischen Anse La Mouche und Anse Boileau.

Anse Louis, dazu gehören sowohl kleine Siedlungen am Meer genauso wie Wellblechhütten an unbefestigten Wegen in tiefen Tälern, oder vereinzelte Häuschen, die sich in die Berge schmiegen. Alles ist Anse Louis. Straßennamen Fehlanzeige, Hausnummern erst recht. Wir behelfen uns mit umständlichen Beschreibungen: „Ich wohne da unten, dans bambou, im Bambus“ oder „Ich wohne dort oben, neben der Kirche Notre Dame de La Salette“. Das war’s dann aber auch scho. Und es muss reichen, damit wir die Nachbarn zielsicher finden und unsere Freunde besuchen können.

Oder damit andere uns zielsicher finden und besuchen können.

Dass selbst hoch offizielle Termine und öffentliche Veranstaltungen mit diesem Manko klarkommen müssen, habe ich am vergangenen Wochenende eindrucksvoll erlebt. Hier der Beweis:

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Eine der großen seychellischen Parteien lädt die interessierte Öffentlichkeit zu einer politischen Kundgebung ein. Und wo findet sie statt? In Au Cap. So weit, so gut. Aber auch wenn Au Cap auf dem Plakat in großen Lettern geschrieben ist, das macht die Sache nicht einfacher, denn Au Cap ist genauso weitläufig wie Anse Louis. Daher die präzise Ortsangabe des Treffpunkts laut Aushang:

Unter dem Jamalak-Baum,
am Ufer des Meeres (also am Strand, wo sonst?),
gegenüber vom Dorado-Guesthouse.

Kommt alle zahlreich, wir diskutieren über die Zukunft unseres Landes, heißt es da sinngemäß. Mein Nachbar will auch dorthin. Sagte er mir zumindest am Sonntag früh. Dennoch: Als ich ihn heute nach diesem Treffen frage, berichtete er mir, dass er gar nicht da war. Warum, will ich wissen und ich vermute, dass er den Ort des Geschehens wegen der etwas rustikalen Beschreibung nicht gefunden hat.

Nein, das war nicht der Grund. Er hatte nämlich gehört, dass es kein Freibier gab, also hätte sich doch der Weg nach Au Cap zum Jamalak-Baum am Ufer des Meeres gegenüber vom Dorado-Guesthouse gar nicht gelohnt…

Stacheliger Störenfried: eine Raupe namens senil plim

5. Oktober 2015

Die Seychellen sind ein perfektes Reiseziel, weil keine lästigen Impfungen gegen irgendwelche Tropenkrankheiten nötig sind. Malaria und Gelbfieber sind auf den Inseln ein Fremdwort. Wer allerdings aus Zentralafrika auf die Seychellen einreist, muss eine entsprechende Impfbescheinigung vorlegen. Immer noch werden auch bei der Ankunft mehr oder weniger intensive Kontrollen hinsichtlich Ebola gemacht. Und jeder Einreisende muss auf einem Dokument erklären, dass er weder an Durchfall und Husten, noch an Ausschlag und Kopfweh leidet. Das ist zunächst einmal das offizielle Prozedere. So weit, so gut. So weit, so gesund.

Im Landesinneren geht aber derzeit ein echter Quälgeist um. Eine kleine Raupe treibt ihr Unwesen – senil plim, der Seidenspinner. Eigentlich sieht das gerade mal 2 cm lange Tierchen ganz hübsch aus, fast niedlich wirkt sein zierlicher, hübsch gezeichneter Körper. Aber auf ihm lauert die tatsächliche Gefahr: Kleine Härchen, nur wenige Millimeter lang, glitzern tatsächlich wie feinste Seide.

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So sehen sie aus, die unsichtbaren Übeltäter, die das Jucken auslösen, wenn ihre Härchen (von lebenden wie von toten Tier) abfallen und vom Wind herumgewirbelt werden. Ihre Wirkung ist vergleichbar mit den Hautreizungen, die von Glaswolle ausgehen. Nie werde ich vergessen, wie ich als Kind meinem Papa beim Dachausbau helfen wollte und bereitwillig Isolationsmaterial herumschleppte. Anschließend brannte meine Haut wie Feuer. Bei senil plim ist es der gleiche Effekt: Die winzigen Härchen wirken wie stechende Nadeln, die je nach Empfindlichkeit zu heftigem Ausschlag, Pickeln und nässenden Pusteln führen. Das wirklich Lästige ist, dass wir uns kaum vor diesen Raupen schützen können. Sie hängen träge unter den schützenden Blättern der Tropenvegetaion. Meer und Küste lieben die Raupen weniger. Ihre Favoriten sind Pflanzen im Hinterland, vor allem Hibiskusbüsche. Und sie lieben ganz besonders Bodanmyen, den Terrassenbaum. Den nagen sie nicht nur ratzekahl leer, sondern dort richten sie sich auch häuslich ein. Feine Nestchen entstehen:

Die spinnen, die Raupen!

Ich bekomme jeden Tag neue Pusteln, weil wir in unserer unmittelbaren Nähe mehrere Bodanmyen haben, die am Bach wachsen und die wir nicht einfach fällen können. Unser „Kammerjäger“ Gills Pest Control, hat den meisten Viechern zwar den Garaus gemacht, wenn aber dennoch genügend Härchen in der Luft sind, reicht das völlig aus, um für weiteren Juckreiz zu sorgen. Und da man hier oft man den Besen in die Hand nimmt, um andauernd anfallenden Tropenstaub wegzukehren, kommt man unweigerlich mit den Seidenspinnerabfällen in Kontakt. Ein bisschen davon reicht für mich aus; andere Menschen haben mehr Glück und kratzen sich höchstens mal wie nach einem ordentlichen Mückenstich an einem schwülen deutschen Sommerabend.

Meine Nachbarn hier auf den Seychellen jammern auch, sie schmieren sich mit Kokosöl ein, damit die Haut schön glitschig wird und die kleinen Stacheln nicht eindringen können. In der Tat, das hilft, aber nur ein klitzekleines Bisschen.

Gäbe es hier auf den Seychellen eine Geisterbahn, ich würde mich sofort bewerben. Ich sehe nämlich zum Fürchten aus. Meine Haut ist richtig verbeult, vor allem an den Oberschenkeln. Aber nicht nur dort habe ich heftigste allergische Reaktionen. Wohlgemerkt, das muss nicht bei jedem so enden wie mir. Ich reagiere halt einfach äußerst extrem. Was hilft, sind Hydrocortison-Produkte, als Tabletten verabreicht und natürlich als Salbe. Gern helfen die kleinen Kliniken weiter, die in jeder größeren Bucht zu finden sind. Sie kennen die Plage und verabreichen in extremen Situationen auch mal eine Spritze.

Dennoch: Eines steht fest, auch wenn es noch so höllisch juckt, irgendwann geht es vorüber. Dass eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber den Widrigkeiten des Lebens immer noch die beste Medizin ist, habe ich schließlich hier auf den Seychellen gelernt.

Kari zourit: Oktopus-Curry, ganz traditionell!

1. Oktober 2015

Wenn mich jemand fragt: „Wie schmecken die Seychellen?“, dann läuft mir das Wasser im Munde zusammen, denn ich denke sofort an das ursprünglichste aller seychellischen Gerichte:  das kari zourit – Oktopus-Curry. Es ist der ultimative Eiweiß-Kick aus der Tiefe des Meeres, dazu ein netter Fatburner dank Curry-Gewürz und Chili. Richtig exotisch und außergewöhnlich! Wer Oktopus nicht mag, kann das Ganze auch als Fisch-, Hühnchen- oder veganes Gemüse-Curry (mit Paprika, Karotten, Zucchini, Brokkoli, Kartoffeln) abwandeln.

Zutaten (für 2 bis 4 Portionen)

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Oktopus, 4 Arme, gegart und in kleine Scheiben geschnitten

1 mittelgroße Aubergine

Ingwer, 1 Stück daumengroß

Knoblauch, mindestens  2 Zehen

Zwiebel, mittelgroß, 1 Stück

Curry-Gewürzmischung oder Masala, 2 TL

Salz, 1 TL

Curry-Blätter, falls vorhanden (gibts im AsiaLaden) 3 bis 5 Stück

 

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Kokosmilch, 150 ml

Alpro Soja Cusine (normal oder light) 150 ml

Chilischote ein bisschen davon, klein geschnitten, nach Belieben

Öl zum Anbraten 1 EL

Zubereitung

Oktopus gibt es meist tiefgefroren im Supermarkt. Das ist gut so, denn nur durch das Einfrieren verliert er seine Zähigkeit!

  1. Vom gefrorenen Stück die Hälfte (4 Beine) abtrennen. Den Rest eingefroren lassen, denn daraus machen wir uns bald einen erfrischenden Salat Dann wird das abgetrennte Stück Oktopus aufgetaut in einem großen Topf in reichlich Salzwasser ca. 1,5 bis 2 Stunden gekocht, dann ist er nämlich wirklich weich. Danach Oktopus in kaltem Wasser abschrecken und die Arme zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und dann nach unten abstreifen, so dass man auf diese Weise die Saugnäpfe entfernt. Wer mag, kann sie natürlich auch dranlassen. – Anmerkung: Wer einen frischen Oktopus ergattert, sollte ihn unbedingt säubern und für ca. 24 Stunden einfrieren, denn so „bricht“ die Muskelkraft und der Oktopus wird schön zart. Wer keinen Oktopus zur Hand hat, nimmt einfach TK-Tintenfischtuben (ca. 3 bis 4 Stück)
  2. Die gegarten Oktopusarme in kleine Stücke schneiden und beiseite stellen.
  3.  Zwiebel, Knoblauch, Ingwer, Aubergine in kleine Würfel schneiden und in Öl anbraten.
  4.  Mit Curry/Masala-Gewürz bestäuben, kurz weiterbraten, so dass Röstaromen entstehen.
  5.  Gewürfelten Oktopus dazu, ggf. die Curryblätter zerbrechen und ebenfalls dazu.
  6. Kurz aufkochen lassen, dann Kokosmilch und Soja Cuisine  dazu, Salz nach Belieben, Platte aus und nachköcheln lassen, nach ein paar Minuten Deckel drauf.
  7.  Wem es zu scharf oder zu flüssig ist, einen Esslöffel Frischkäse oder Crème fraiche dazu und gut darin verrühren. Oder eine gekochte Kartoffel hineinreiben!