Category: Lieblingsplätze

OSCAR’s: ein einzigartiges Seychellen-Restaurant ist Oscar-Verdächtig…!

3. Oktober 2018

Am nördlichsten Zipfel der Anse La Mouche ist die Welt noch in Ordnung… falsch! … ist die Welt WIEDER in Ordnung. Denn das uralte Seychellen-Restaurant „Oscar – Chez le Capitaine Rouge“ hat endlich wieder aufgemacht. 2004 war es am zweiten Weihnachtsfeiertag durch den Tsunami zerstört worden, danach verfiel das Anwesen in 1A-Lage immer mehr. Den Verlust des alten Restaurants habe ich nie sonderlich beklagt, das Essen war dort einfach nur abscheulich. Diese Erinnerung im Kopf, oder besser gesagt: im Magen, habe ich doch reichlich argwöhnisch die „neue alte“ Location wieder besucht. Und was soll ich sagen: „The winner is….“

Das Restaurant, das auch gleichzeitig ein Café ist, beginnt bereits in der Früh mit einem leckeren „English Breakfast“ für diejenigen, die herzhaft in den Tag starten wollen und einen richtig guten Kaffee brauchen. Praktisch für all diejenigen Seychellen-Besucher, die in der Nähe in Selfcatering-Unterkünften wohnen. Nur ein paar Minuten entfernt liegen die Guesthäuser „Yellow Petals“, „Sunset View“ oder „Man-Fiyo“. Gibt es etwas Schöneres, als am Wasser den Tag zu beginnen?

Hier sitzen Sie in der ersten Reihe…

Und zwar direkt an einem schönen, seichten Abschnitt der Anse La Mouche, die zwar nicht zum Schwimmen, aber zum Baden und Plantschen einlädt! Mittags eine luftige Location, abends der perfekte Platz, um die Sonne ins Meer plumpsen zu sehen. Spätestens dann wird klar: Wer braucht schon den roten Teppich der Oscar-Preisverleihungen!? Zu bestaunen gibt es nicht nur den majestätischen Indischen Ozean, sondern auch die vielen originellen maritimen Wandgemälde, die zusammen mit den alten Gemäuern einen morbiden Charme verbreiten.

Fisch vom Feinsten

Das Sympathische an der Küche von Oscar’s: Man trifft nicht auf  das Ambiente einer Schicki-Micki-Location, auch nicht auf „haute cuisine“, aber auf die hohe Kunst der Fischzubereitung. Es gibt nicht nur den üblichen Red Snapper, sondern Spezialitäten wie Schwert- und Segelfisch, wie „Croissant“ (nicht zu verwechseln mit dem französischen Hörnchen), „Grouper“ oder „Etelis“. Sensationell aber ist und bleibt das Thunfisch-Steak, nur außen sanft gebräunt, innen saftig und zart wie eine rosa schmelzende Praline. Zugegeben: Die Preise scheinen hoch, jedes Fischgericht kostet 450,– SCR (umgerechnet ca. 30 Euro). Aber alle Variationen kommen als üppiges Filet oder Steak auf den Tisch mit herrlich knusprigen Pommes Frites und einem knackigen Chefsalat. (Pssst, unter uns: wenn ich nicht so viel Hunger habe, dann suche ich mir einen sympathischen „Mit-Esser“, bestelle nur eine Portion und teile sie gern…) Außer Fisch gibt es noch jede Menge anderer Leckereien zu entdecken, sogar Thai-Suppen stehen auf der Karte. Außerdem saftige, typisch kreolische Curry-Gerichte und andere Inselspezialitäten, die das Herz eines jeden Foodie höher schlagen lassen. Aber der schönste Gaumentaumel kommt noch, nämlich nach dem Essen gilt:

 

Cocktails, Drinks and Shots: Wir gehen an die Bar!

Das Tolle an Oscar’s: Endlich hat der Südwesten von Mahé eine richtige Bar! Bei cooler Musik und stylishen Drinks wird Oscar’s zu einer richtige Chill-Out-Area. Reichlich Auswahl sorgt für Abwechslung. Es muss ja nicht immer der heimische Takamaka-Rum sein, wenngleich er doch so etwas wie der „gute Geist“ der Insel ist. Mit Spirit und Esprit lässt er sich übrigens buchstäblich in aufregende Kreationen gießen – der Barkeeper vom Oscar’s hält Empfehlungen bereit!

„Relax – Refresh – Remember“ – mehr nicht, weniger aber auch nicht – das ist Oscar’s!

 

 

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„OSCAR’s“
Anse La Mouche (Nördlicher Abschnitt)
Westküste
Mahé

Telefon:
(00248) 2 77 39 19
(00248) 2 82 85 09
(00248) 2 52 00 60

Öffnungszeiten:

Montag bis Sonntag: 10.00 bis 22.00 Uhr
jeden zweiten Sonntag im Monat: Live-Musik ab ca. 13.30 Uhr

Internet:

E-Mail: info@oscars-bar-grill-seychelles.com
www.oscars-bar-grill-seychelles.com
Facebook: @OSCARSSEYCHELLES

Dem Himmel so nah: Von Satellitenstationen, Radiosendern und einer Reise zum Ich

5. November 2017

Eine der ersten interessanten Bekanntschaften, die ich auf den Seychellen machte, war die mit den Gebrüder Anthony und dem Amerikaner Keith. Und obwohl die Anthonys oben in den Bergen in La Misère wohnten und Keith unten am Meer in der Anse La Mouche das Anchor Café betrieb  – beide hatten eine Menge gemeinsam. Es verband sie die IOS : die Indian Ocean Tracking Station, eine Art tropische Sternwache, die sich vor allem auf die Beobachtung von Satelliten spezialisiert hatte. Oder wie sagte doch ein Presse-Text im O-Ton: “Its location was ideal for communicating with geosynchronous satellites over the Indian Ocean. The station was also geographically suited for acquiring realtime or near-realtime data from passes over areas to the north.”

Hervey und Francis Anthony betrieben ein kleines Pub in unmittelbarer Nähe der Satellitenstation, in der Keith seinen Dienst schob. Doch eines schönen Tages war Schluss mit dieser Idylle. Es war im August 1996 und die seychellische Regierung krebste mit ihrem Staatshaushalt am unteren Ende kurz vor dem Bankrott herum. Da kam den Politikern auf Mahé eine segensreiche Idee. Sie dachten sich, dass sie die Pacht für das Gelände der Satellitenstation einfach „nach oben anpassen“, um damit ihre Staatskasse zu füllen. Vom Hörensagen bekam ich mit, dass angeblich die Mietforderungen an die Amerikaner mehr oder weniger verdoppelt worden waren und für die Satellitenstation sage und schreibe mehr als 10 Millionen US-Dollar pro Jahr in Rechnung gestellt werden sollten. Das passte den Amerikanern nicht. Das passte ihnen ganz und gar nicht! Und so sollen sie quasi über Nacht das Areal verlassen haben – ohne vorher ein Wort zu sagen. Man munkelt, sie hätten sogar ihr Bier nicht ausgetrunken, und auf den Tischen standen noch Reste vom Abendessen – kalte Pommes und eine offene Ketchup-Flasche. Danach war die Satellite Tracking Station in ihrer ursprünlichen Mission Legende. – Keith jedoch blieb auf der Insel – zum Glück! – und eröffnete das Anchor Café in der Anse La Mouche im Südwesten Mahés.

Eine ähnlich bewegte Geschichte hat die so genannte Feba-Station hinter sich: Die englische „Far Eastern Broadcasting  Associates“ unterhielt einen kleinen Radiosender oben in Sanssouci – kurz bevor die Bergstraße von Victoria kommend die kleine Anhöhe vor dem Einstieg zum Copolia-Wanderweg erreicht. Auf einem kleinen Hanggrundstück hoch über Hauptstadt und Hafen wurde hier 1968 die Sendestation eingerichtet, die später als Feba Radio bekannt wurde und ihr Programm eher an christlichen denn an politischen oder ökonomischen Werten und Inhalten ausrichtete. Ihr Markenzeichen: Nirgendwo sonst außer hier auf den Seychellen befanden sich die Antennen-Anlagen offshore, ca. 1 km draußen im Meer. Leider kam dann Mitte der 1970er auch schon wieder das Aus für diese Anlage. Grund war die Ölkrise und die steigenden Energiekosten, die ein Betreiben dieser kleinen Radiostation unmöglich machten.

Ein wenig wehmütig mag man auf diese “guten alten Zeiten” zurückblicken, in denen die Seychellen fast noch jungfräulich, fast noch unerreichbar waren. Wie viel hat sich doch seit jeher ge- und verändert. Während ein reicher Araber – genauer gesagt: Scheich Khalifa, Oberhaupt der Vereinigten Arabischen Emiraten –  in den Höhen von La Misère nach den Sternen greift und sich dort mit einem bombastischen Palast aus 1001er Nacht ein Denkmal gesetzt hat, strahlen in der ehemaligen Radiostation ganz andere Licht- und Energiequellen:

 

(Bildquelle: „The Station“ Retreat Hotel)

Ein kleines Hotel namens „The Station“ schmiegt sich ins Grün. Hoch oben über dem Meer mit seinen unzähligen, immer glitzernden Wasserdiamanten steht das Hamsterrad des Alltags still. Hier funkeln Körper, Geist und Seele – es gibt Yoga und Meditation, Spa-Wellness und Selbsterfahrungskurse im Einklang mit der Natur.

(Bildquelle: „The Station“ Retreat Hotel)

Hoch auf den Inselhängen schwebend lassen sich alle Sorgen des Alltags vergessen und in tropischer Harmonie zwischen Himmel und Wasser neue Kraft und Inspiration tanken.

So muss er sein, der Himmel auf Erden. So fühlt es sich wirklich an: das Paradies!

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Hotel „The Station“ – Sanssouci – Mahé


“Die exklusive Inspirationsreise – ein „HeldenKurs“ auf den Seychellen“

6 Tage für innere Stärke, Klarheit und Gelassenheit
11. bis 16. März 2018 – 11. bis 16. November 2018

Kontakt: Elke Groeger – www.seychellen-lebensfreude.de

Die stille, scheue Schöne: Bekanntschaft mit der Anse Louis

16. Oktober 2017

Meine beste Freundin heißt Mahé, die Hauptinsel der Seychellen. Während andere gerade panikartig nach Praslin drängen oder La Dique als die einzig glückselig machende Seychellen-Insel preisen, liebe ich schlicht und einfach die größte Insel der Seychellen, und zwar vom ganzen Herzen. Vielleicht liegt es daran, dass es hier so unendlich viel zu entdecken gibt, und dass manche Ecken im Süden und Südwesten noch immer wie ein ungeschliffener Diamant wirken.

Welch großes Glück! Und wenn ich dann noch leise „Gott sei Dank“ dazu füge, dann meine ich es wörtlich, denn der Schöpfer hatte wohl wirklich ein glückliches Händchen, als er der ein oder anderen kleinen Winkel ganz besonders liebevoll gestaltete.

Die Anse Louis zählt zweifellos dazu.

Anse Louis – selbst ein my­stischer Platz auf Mahé. Denn die Legende be­sagt, dass hier um 1800 der aus dem Gefängnis ent­flohene König Ludwig der Siebzehnte, Louis XVII, an Land gegangen sein soll, um anschließend auf den Seychellen unter dem Pseudonym Pierre Louis Poiret zu leben.

Die Anse Louis ist eine stille kleine Bucht. Über ihr thront im Süden wie ein Wächter ein mächtiges schwarzes Granit­massiv. Darunter rauscht ohne jeg­li­ches schützendes Riff das tiefblaue Meer: das ein­zi­ge Geräusch, die Wellen. Wellen kommen, Wellen gehen, Wellen kommen, Wellen gehen. Dieser uralte Rhyth­mus der Gezeiten ist auch das einzige Geräusch, das sich seit den Zeiten der Ent­decker nicht ge­än­dert hat. Und es ist das einzige Ge­räusch, das ich be­wusst wahrnehme, als ich mich am Wasser niederlasse. Keine schnatternden Touristen, kein hektisches Treiben am Strand.

Nur Stille, nur Meer.

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Ort: Anse Louis, im Südwesten Mahés gelegen, zwischen der Anse La Mouche im Süden und der Anse Boileau im Norden; das Luxusresort „Maia Hotel“ befindet sich am nördlichen Ende der Bucht, es ist nicht zugänglich für Besucher, sondern steht strikt nur für die Hotelgäste zur Verfügung

Details:
1) Sandstrand ca. ein halber Kilometer lang, am Nordausläufer etwas steinig, je nach Gezeiten.
2) Offene Bucht ohne vorgelagertes Riff, daher schnell sehr tiefes Wasser, hohe Brecher vor allem in den Zeiten des Nordwest-Monsuns (November bis April) und starke Strömungen in den Monaten des „vannswet“ zwischen Mai und Oktober. Bisweilen Massen von Seegras, daher dann auch vermehrtes Auftreten der „sand flies“ (Sandmücken), siehe Post „Seychellische Plagegeister“
3) Für geübte Schwimmer und Surfer geeignet, jedoch nichts zum harmlosen Faulenzen im Wasser oder plantschende Kinder
4) Tolle Foto-Kulisse wegen des herrlichen Granitmassivs, das leider auf seinem Gipfelplateau durch wenig geschmackvolle Häuserbauten verunziert wurde
5) Zauberhafte Stimmung zum Sonnenuntergang; bestens geeignet zum Spaziergang oder für ein Picknick am Wasser

Verpflegung:
Kleine Läden in der Anse Boileau, wie z.B. „Walter & Walter“

Restaurants:
„Chez Plume“ –  Anse Boileau,  West Coast Road, Mahé, Tel. 00248 4 355 050 http://www.aubergeanseboileau.com/restaurant/

Grandioses Abendessen, aber auch mittags geöffnet; sehr gute kreolische Küche! Unbedingt das „passion fruit soufflé“ als eine wirkliche Spezialität, die es sonst nirgends auf der Insel gibt, versuchen!

Sonntags Ruhetag

Seeschwalben und andere schöne Sachen: Jenny’s Place auf Bird Island

13. Oktober 2017

Wer nach Bird Island reist, der tut es vor allem wegen der atemberaubend schönen, unberührten Natur und der faszinierenden Vogelwelt.

Kein Wunder, dass dann einer der ersten Streifzüge über die Insel durch den dunklen Palmenwald an den nördlichen Teil der Ostküste nach „Hirondelle“ führt –  einer winzigen Bucht, die sich mit dem französischen Wort für Schwalbe schmückt. Bevor der Weg ans Wasser führt, passiert er eine kleine Farm. Das fröhliche Quieken junger Ferkel, das schmatzende Geräusch der Sauen, die sich genüsslich im Schlamm suhlen, die scharrenden Hühner mit ihren aufgescheuchten Jungen grüßen aus dem Gebüsch.

Doch dann verfängt sich mein Blick im Ufergehölz, in das sich eine kleine Hütte aus Treibholz und Palmwedeln kuschelt.

Diese kleine Hütte war doch vor wenigen Wochen noch gar nicht da, kommt es mir in den Sinn. Und als könnte sie meine Gedanken lesen, ruft mir eine gut gelaunte Frau zu: „Hello, welcome to my new place“. Die Stimme, die da so freundlich grüßt, kenne ich doch… genau, das ist doch die von Jenny! Jenny war früher als Zimmermädchen in der Lodge von Bird Island beschäftigt und beeindruckte mich schon immer durch ihr ansteckendes Lachen und ihre warmherzige Art.

„Kommt rein in mein kleines Reich, schaut Euch in aller Ruhe um!“, winkt uns Jenny heran und so sehen wir staunend, was sie sich für ein Kleinod geschaffen hat. Unter dem Dach aus geflochtenen Palmblättern baumeln selbstgebastelte Mobile aus Muscheln im Wind und verzaubern uns mit ihrem zarten Klimpern. An der Decke hängt – so erklärt Jenny stolz – ein kleiner „Helikopter“ mit hölzernen Rotorblättern, die sich bei genauem Hinsehen als die schiffchenähnlichen Blütenstände von Kokospalmen entpuppen. Da gibt es Kokosnusshälften mit Emaille-Verzierungen, da warten in Bast eingebundene Notizbücher auf neue Besitzer, da schmücken sich Armbändchen mit Fischzähnen, da freuen sich Holzdosen auf neuen Inhalt, da winken bunte Pareos mit tropischen Mustern… Und außerdem gibt es sensationelle Vogel-Fotografien, allesamt aufgenommen von Roby Bresson, dem Wildhüter auf Bird Island, der keine Zeit und Mühen gescheut und wundervolle Holzbilderrahmen gebastelt hat – im Vintage-Look, frei von jedem Kitsch-Faktor, dafür die unglaubliche Natur von Bird Island eingfangen…

Und zwischendrin in all diesen kleinen Kunstwerken Jenny, die mir immer wieder sagt, wie sehr sie sich freut, dass ich vorbeigekommen bin.

„Du musst Durst haben, bei der Hitze“, sagt sie und schaut sorgenvoll meine Schweißperlen auf der Stirn. In der Tat: Etwas zu trinken käme jetzt genau richtig! Und schon greift Jenny nach hinten und reicht mir eine frisch aufgeschlagene Kokosnuss. Aaaah, wie gut schmeckt doch „delo koko“, das Kokoswasser! Als ich mein Portemonnaie zücke, winkt Jenny ab. „Nein, nicht doch! Alle meine Kunden und die Gäste von Bird bekommen Kokosnüsse umsonst.“ Ich bin perplex. Und als ihr ein 25-Rupie-Schein hinlegen will, wird sie fast etwas böse. „NIX für die Kokosnuss, kauf mir halt in Gottes Namen eine Kleinigkeit ab! Und ansonsten bin ich glücklich, wenn Du glücklich bist“. Schmunzelt  und nestelt zu guter Letzt in den bunten Wickeltüchern…

…doch ich entscheide mich für einen türkisblauen Perlenarmreif mit kleinen Muscheln, der mit den Farben des Ozeans wetteifern will. Jenny und das Wasser rufen mir zu: „Erst mal ein Bad in den Wellen nehmen, bevor Du ihn anlegst.“ Und genau das mache ich auch.

Nach dieser wundervollen Erfrischung in einem Meer, wie es schöner nicht sein könnte, kommt dann prompt die Überraschung: „Hey, ich koche für Dich!“ – und noch ehe ich richtig begreife, was hier eigentlich gerade abgeht, zaubert Jenny ein kreolisches Tisch-Buffet auf einem Holzbrett mirnix dirnix aus dem Ärmel: „kari poul“, also ein würziges Hühnchencurry, dazu ein „frikase zironmon“ – ein Kürbiseintopf mit frischer „sosis“, kreolischer Wurst, wie ich sie noch nie gegessen habe. Es könnte leckerer und schöner nicht sein. Ich lecke mir die Finger, mein Blick schweift ab, und bleibt abermals hängen, nämlich zwischen Baumstämmen, die eine Yacht weit draußen sanft umarmen.

Für mich steht fest: Bird Island und ganz besonders Hirondelle mit all seinen Seeschwalben, mit den vielen schönen Sachen in Jenny’s „laboutik“, in diesem winzigen, liebevoll eingerichteten  Geschäft, mit diesem irre Licht, mit diesem berauschenden Blick, mit all dem, was ich  hier am Rande des Universums nicht erwartet habe – all das macht eine eigentlich belanglose Inselecke zu einem magischen Platz.

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Ort: „Jenny’s Place“ – kleine Boutique mit Sitzgelegenheiten und kostenloser Erfrischung aus Trinkkokosnüssen in der Bucht von „Hirondelle“; nördliche Ostküste von Bird Island

Öffnzungszeiten: von früh bis spät – einfach vorbeischauen, wenn niemand am Verkaufsstand ist, dann einfach rufen „Jenny – oli ou?“ (Jenny, wo bist Du?) oder „Jenny – ou la?“ (Jenny, bist Du da?). Sollte Jenny nicht da sein, dann ist gewiss ihr Lebensgefährte Darrel nicht weit!

Besonderheiten: Der Strand von Hirondelle ist meist ein genialer Badestrand mit tollen Schnorchelgründen, aber nur dann, wenn das Meer wirklich ruhig ist. Sollten sich höhere Wellen oder gar Brecher bilden, dann ist absolute Vorsicht geboten! Das vorgelagerte Riff hat einen Durchlass ins offene Meer, und hier können brutale Strömungen herrschen, gegen die man machtlso ankämpft und die einen schlimmstenfalls hinaus auf hohe See tragen. Es gibt hier weder eine „bay watch“ noch die Möglichkeit eines Notrufs!

Kleine Empfehlung: Einfach eine winzige Kleinigkeit bei Jenny kaufen, darüber freut sie sich riesig. Und wenn tatsächlich nichts dabei sein sollte, dann genüsslich eine geöffnete Kokosnuss schlürfen und ein bisschen Trinkgeld geben, z.B. 10 bis 25 Rupies. – Wird dann alles noch mit einem Lächeln begleitet, dann stehen die Herzen weit offen! Und Bird Island wird gleich nochmal so schön, wie es eigentlich schon ist!

Wenn die Nacht erwacht: der „bazar labrin“ am Beau Vallon

10. Oktober 2017

Nie werde ich vergessen, wie ich in meiner Jugend diese ganz besonderen Abende herbei sehnte: Sonnenuntergang, ein Lagerfeuer, ein Rost über den offenen Flammen, der betörende Duft von gegrilltem Fleisch und gebratenem Gemüse und diese unglaubliche Stimmung – eine Mischung aus Frieden, Freiheit und Feierabend. Ich wusste schon damals: Feierabend, also Feier-Abend – das ist MEIN Wort, das ist mein Ding!

Während meines ersten großen Auslandsaufenthaltes, den ich während der Sommersemesterferien 1986 in Singapur verbrachte, erlebte ich eine Steigerung dieser einzigartigen Atmosphäre: die Nachtmärkte unter freiem Himmel: Ein Food-Stand reiht sich an den nächsten, nie gekannte Aromen kitzeln die Nase –  von scharfen Gewürzen, frisch gepresstem Zuckerrohrsaft und beißendem Rauch aus den Garküchen, die über offenem Feuer ihre Saté-Spieße und Fischfilets brutzelten.

Seither ziehen mich Nachtmärkte magisch an. Nachtmärkte – die nackte Freude! Und so ist es kein Wunder, dass ich endlich einmal den langen Weg aus Mahés Süden in den Norden auf mich genommen habe- zum „bazar labrin“.

Als ich ankomme, ist es kurz nach halb sechs – ein perfekter Abend mit lauer Luft und hinreißendem Licht.

Die Sonne leckt sich gerade ihre Finger am gleißenden Meer. Rund um mich hektisches Treiben, die ersten Streedfood-Trucks öffnen ihre Läden. Naja, Trucks – also, größere Laster sind es nicht, aber die Minivans und umgebauten Transporter reichen aus, um Snacks, Burgers und einfache Take-Away-Gerichte zu servieren. Irgendein „kari“ – ein Curry-Schöpfgericht – wird sich schon finden, was hier feilgeboten werden kann. Gekocht wird oft in der Familie zuhause, dann in großen Töpfen über die Insel geschaukelt und in kleinen Schachteln feilgeboten.

Ein Regenschauer hatte zuvor den Norden Mahés reingewaschen. Und auch die kleinen nicht überdachten Sitzecken, die aus Baumstümpfen und schetterigen Plastikstühlen bestehen. Im aufgehenden Vollmond glänzen sie wie frisch poliertes Silber. Doch ganz so einladend sind sie dann doch wieder nicht, und so wandern die ersten Take-Away-Gerichte mit ihren Besitzern einfach an den Strand, wo ein schnelles, sandiges „sit in“ entsteht.

Ich bummele über die Promenade, die sich zwischen dem Restaurant „La Plage“ und dem Hotel „Coral Strand“ befindet. Dazwischen öffnet sich ein nicht sehr großes, quadratisches Gelände  – unbebaut, und das am Beau Vallon, der Touristenküste schlechthin! Doch dieser kleine Fleck ist so etwas wie der Widerstand gegen den großen touristischen Kommerz. Denn auf diesem Privatgrundstück hat vor ein, zwei Jahren erstmals irgend ein cleverer Seychellois selbstgemachtes Essen angeboten, der nächste kam flugs dazu, kletterte auf Palmen, organisierte Nüsse, schlug sie auf, dekorierte sie mit Frangipani-Blüten und reichte sie mit Strohhalm: die Kokosnuss – perfekter Trinkgenuss. Es kamen immer mehr und sie kamen immer mittwochs. Und weil das Ganze in der Abenddämmerung begann, sprach sich schnell herum, dass hier ein „bazar labrin“ ist – ein Bazar in der Dämmerung, so die Bedeutung des französischen Worts „la brune“.

Nachdem ich ein paar Schritte geschlendert bin, lockt mich ein Duft – zum Niederknien! Frisch gebratener Fisch, aufgespießt auf die starken, mittleren Blattrippen großer Palmwedel. Offenes Feuer, aromatische Rauchschwaden, dazu Musik und wirres Licht, von Neonröhren, bunt blinkenden LED-Bändern und Autoscheinwerfern. Den „pwason griye“ – oder „pwason boukanenn“, wie man früher den gegrillten Fisch nannte… ich muss ihn unbedingt probieren. Doch ich hätte gern was zum Trinken dazu. Getränkestände, Bierbuden? Fehlanzeige! Im Dunkeln verkauft einer aus seinem Kofferraum ein bisschen Rum und ein bisschen „kalou“ – selbstgezapften Palmwein. Doch da sehe ich plötzlich eine offene Heckklappe, aus der nicht nur Seybrew-Flaschen herausschauen, sondern auch riesige Paulaner-Bierdosen. „Kommt doch rüber“, ruft uns Micheal Thomas zu, ein Seychellois, der nicht nur wegen der Liebe perfekt deutsch sprechen gelernt hat, sondern auch das Oktoberfest liebt und es hier auf der Insel feiert! So schnell kann ich gar nicht schauen, habe ich ein kaltes Bier in der Hand!

Die Nacht gesellt sich mit ihrem dunklen Kleid zu uns, der Vollmond steht mittlerweile hoch und übergießt alles mit seinem irrealen Licht. Wie Derwische tanzen die jungen Streedfood-Chefs um ihre Grills, preisen neben dem Fisch auch Hühnchen oder ganze Maiskolben an, dazu kreolische Take-Away-Klassiker wie „kari koko“, Gemüse-Chutneys aus Papaya und Golden Apple, Kürbis und Linsen. Und natürlich schleichen sich auch Fast-Food-Renner wie Hotdogs, Pommes und Pizza ein. Doch selbst die schmecken hier mit einer frisch aufgeschlagenen Kokosnuss in der Hand den Füßen im Sand nach mehr und Meer…

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Ort: Mahé (Norden), Beau Vallon – Strandabschnitt zwischen Coral Strand und Restaurant La Plage, in unmittelbarer Nähe des Savoy-Hotels, direkt an der Uferpromenade und dem dahinter liegenden Freigelände.

Wann: jeden Mittwoch von ca. 17.30 Uhr bis ca. 21 Uhr

Irre – die Intendance!

1. September 2017

Der Sonntagmorgen erhebt sich strahlend über der Insel und macht seinem Namen alle Ehre – ein wahrer Sonnentag! Irgendwie habe ich keine richtige Lust, ans Meer zu fahren, denn fast jede der Buchten wird an den Wochenenden zur Feier-Zone erklärt. Nicht, dass ich keine Lust auf eine schöne Beach Party hätte – nein, das ist es nicht. Manchmal aber möchte ich einfach Wellen und Wasser, Sand und Sonne möglichst ohne Musik, ohne Krakeelen, ohne zu viel Volk und ohne diese ewig kreisenden Flaschen und ihre Folgen genießen. Genießen – genau das ist mein persönliches Zauberwort.

Ich fahre in den Südwesten Mahés. Mein Ziel ist die Anse Intendance. Merkwürdiger Name – denke ich. Aus dem Französischen übersetzt heißt „Intendance“ so viel wie Aufsicht oder Versorgung. Vielleicht, so kommt mir in den Sinn, ist das mit der Bezeichnung ja ähnlich wie bei den Inseln La Digue, Curieuse, Marianne oder Félicité, bei denen Schiffsnamen Pate standen. Durchaus denkbar, dass in der Pionierzeit der Seychellen irgendein Boot für den Nachschub der Seeleute und Siedler verantwortlich war.

An der Straßenmündung zu Les Canelles geht es von der Anse La Mouche an Westküste über Baie Lazare nach Takamaka und dann hinauf nach Quatre Bornes. Bevor in diesem kleinen Dörfchen nach der Polizeistation die Straße über den Hügel wieder hinab an die Ostküste führt, folge ich der Route entlang weiter nach Süden. Unter hohen dunklen Bäumen windet sie sich kurvenreich nach unten, zur Rechten erahne ich das Meer, links klettern die bewaldeten Hügel von „Crocodiles Hill“ nach oben. Hier sollen tatsächlich im 18. Jahrhundert Alligatoren ihr Unwesen getrieben haben… Unter zwei Wellblechdächern blitzen herrliche Früchte hervor, ein kleiner Obststand. Ich mache sofort Halt und kaufe sahnig-süße kerdbef – Ochsenherzen, in Deutschland auch als Netzannone (annona reticulata) bekannt.

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Wie freue ich mich auf meinen Obstteller zum nächsten Frühstück!

 

Früher war es nur ein winziges Sträßchen, das zu einer schönsten Buchten der Seychellen führte. Die „Intendance Road“ war unbefestigt, Schlagloch an Schlagloch reihte sich nebeneinander. Heute ist sie immerhin im oberen Teil gut ausgebaut, denn schließlich muss ja das Nobelhotel „Banyan Tree“ einigermaßen gut erreichbar sein. Damit nicht genug. Bereits im oberen Teil der Straße hat die Zivilisation die Vegetation verdrängt. Hässliche, mehrstöckige Bauten für Arbeiter und Bedienstete des Hotels werden nur dürftig durch lichtes Grün verdeckt, Brackwasser und Pfützen malen ein wenig einladendes Bild. Danach wird der Wald dunkler, fast zugewuchert und längst verfallen ist das einstige, so beliebte Strandrestaurant „Jolie Rose.“ Danach endet endlich die eher (sau)mäßige Buckelpiste, die unter den Strandzedern ans Wasser führt.

Als ich aus dem Auto steige, trifft mich mit voller Wucht das Donnern der Brandung. Immer wieder überrascht mich die Allgewalt der sich brechenden Wellen. Je näher ich mich der weiten, weißen Buch nähere, desto lauter wird das Tosen. Ein Schild warnt vor den Gefahren des Meeres, auch ich habe gehörigen Respekt vor der Unterströmung und verzichte auf ein Bad. Mindestens genauso schön ist eine ausgiebige Strandwanderung.

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Ich habe ein Ziel: Die Bar des „Banyan Tree“-Hotels. Lange habe ich mich geweigert, hier auch nur je einen Fuß hineinzusetzen, war doch die Anse Intendance bis noch vor 10 Jahren unbebaut. Für mich war es ein unverzeihlicher Sündenfall, die unberührte Natur mit einem Hotel zu verschandeln. Mittlerweile habe ich mich arrangiert und weiß auch die Vorzüge einer solchen Location zu schätzen…

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… nämlich hier, auf einer wundervollen Terrasse, hoch über dem Indischen Ozean, bei einem herrlich kalten, wenn auch extrem teuren Seybrew. Doch das bin ich mir wert. Und welcher Platz des Universums wäre besser geeignet, als das urdeutsche Wort „Frühschoppen“ vorm Aussterben zu bewahren? Mein Blick schweift weit über die Wellen, ertrinkt im unendlichen Türkisblau, das heute trotz der Schaumkronen am Ufer friedlich scheint. Wie anders war es doch hier am 2. Weihnachtsfeiertag 2004, als der Tsunami mit ungeahnt zerstörerischer Kraft die Bucht leer fegte und ich „nur“ an eine außergewöhnliche, extreme Ebbe glaubte. – Heute aber nur Harmonie und Frieden. Das Paradies zu meinen Füßen, der Himmel ist zum Greifen nah. Doch das größte Glück liegt im Wasser.

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PS: Danke, Rainer Bauerdick, für die Bilder 3&4 und for sharing the moments with me! http://rainerbauerdick.de

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Adresse: Anse Intendance, Westküste Mahé – im äußersten Südwesten der Insel

Besonderheiten:
Länge: ca. 1 km;je nach Gezeiten teilweise sehr breiter Strand bei Ebbe (bis zu 50 m), schöne, weitgehend steinfreie, aber kurze Flachzone, danach sehr schnell abfallend und tiefes Wasser ohne vorgelagertes Riff, sehr starke Brandung mit hohen Wellen.

ACHTUNG: In den Monaten des Nordwestmonsuns dem Wind ausgesetzt, aber auch während der Monate des Südostmonsun bisweilen rauer Seegang, daher auch sehr starke Strömungen, die extrem gefährlich werden können. Warnhinweis am Ufer in Parkplatznähe beachten.

Auch wenn Baden nur eingeschränkt bis überhaupt nicht möglich ist, bietet die Anse Intendance ein idealtypischer Strand für Sonnenbaden, Picknick, faul im Sand lümmeln und sich von der Gischt bespritzen lassen, für Strandwanderungen, für den perfekten Sonnenuntergang und natürlich für tolle Foto-Shootings aller Art, denn der Strand ist äußerst idyllisch, da gleißend weißer Puderzucker-Sand, außerdem durch sein weit geschwungendes Halbrund mit links und rechts bewaldeten Hügeln und hohem Palmenbestand ist es ein wildromantische Atmosphäre mit extrem intensiven Farben

Erreichbarkeit: vom Norden aus Victoria kommend mit dem Bus Richtung „Quatre Bornes/Takamaka  via Anse Royale“ oder direkt nach einem Bus mit dem Schild „Intendance“Ausschau halten; Fahrtdauer ab Victoria ca. 45 min., Bushaltestelle an der Straße bzw. an der Abzweigung zur Bucht, notfalls fragen.

Unterkünfte: „Banyan Tree“-Hotel – direkt am Strand.

Verpflegung:  in Quatre Bornes ein kleiner Supermarkt, kurz nach dem Dorf Richtung Intendance Obststand (geöffnet je nach Angebot), an der Straßenabzweigung hinunter zum Strand Souvenir-Läden und Snacks. Am Strand selbst eine kleine Strandbar mit Getränken.

Restaurants:  Nur im Hotel “Banyan Tree“ – sehr schön gelegene Terrasse mit sehr teurem Angebot; im ersten Stock Bar mit gehobenem Ambiente und sensationeller Aussicht auf die Bucht.

 

Der wilde Süden von Mahé: In der Anse Forbans

22. Juli 2017

Mahé hat weitaus mehr zu bieten als den quirligen Norden mit Beau Vallon und Victoria. Tief im Süden ist die Welt nämlich noch ein Stück heiler, noch ein bisschen paradiesischer. Und ich meine da nicht die Traumstrände von Police Bay, Anse Intendance oder Takamaka. Nein, ganz im äußersten Südosten gibt es ein malerisches Fleckchen Erde, das seinesgleichen sucht. Noch… denn auch hier droht ein großes Neubau-Projekt, seit vor kurzem das Moratorium gefallen ist, das einstweilen großen Hotelbauten einen Riegel vorschob. Es ist also höchste Zeit, diesen zauberhaften Zipfel der Hauptinsel zu erkunden und einen Tag lang die Seele baumeln zu lassen. Das geht ganz einfach, denn zum perfekten Inselglück braucht man eigentlich nicht mehr als glasklares türkises Wasser, einen feinpudrigen Strand und die perfekte Kombination aus Fels, Palmengrün und einem beschützenden Bergmassiv im Rücken.

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Auf geht’s in die Anse Forbans!

Wer aus dem Norden kommt – sei es mit dem Bus oder dem Leihwagen – der merkt sehr schnell, dass es ab der Anse Royale ruhiger wird. Lauschiger sind die kleinen Buchten, mehr Wald kuschelt sich zwischen die Felsen und fließt in Bausch und Bogen hinab in das reinste Blau von Wasser und Himmel. Die Straße schlängelt und windet sich, wird enger und schmaler, passiert kleine Siedlungen von Bougainville und Anse Baleine, wo man versucht ist zu sagen: „Hier ist der Hund begraben“. – Aber der springt munter umher, zusammen mit seinen Freunden.

Nach ca. einer viertel Stunde Fahrt (gerechnet von Anse Royale/Straßenabzweigung Les Canelles) werden plötzlich die Farben intensiver, das Grün undurchdringlicher und das Blau eindringlicher. Es ist so schön hier, so friedlich! Wie muss es erst am Wasser sein?

Der Zugang zum Strand erschließt sich am einfachsten über das „DoubleTree Hilton“-Hotel, das architektonisch – sagen wir es mal ganz vorsichtig – äußerst gewöhnungsbedürftig ist. Es ist eher ein abweisender Klotz als ein luftig-leichtes Tropengebäude. Böse Zungen sprechen gar von einer Bausünde, andere behaupten, es ähnele einem Bunker oder gar Atomkraftwerk. Früher stand hier das bezaubernde Allamanda-Hotel, das den nostalgischen Charme der alten Inselzeit widerspiegelte. Aber wie man auch immer über die unterschiedlichen Baustile denken mag, wichtig ist eigentlich: Dahinter ist der Strand. Der lässt sich auch über die „Anse Forbans Chalets“ erreichen, oder ganz rustikal über einige kleine Trampelpfade, die sich zwischen den vereinzelten anderen privaten Anwesen hindurchschlängeln.

Und dann – endlich angekommen! Ich werde nie vergessen, als ich 1998 das erste Mal an der Anse Forbans stand und halblaut voller Demut sagte: „Mein Gott (und ich meinte Ihn wirklich), Mein Gott – schöner als jede Postkarte“. Und in der Tat: Unser Herrgott muss wohl einen ganz besonders glückliche Minute, ein glückliches Händchen gehabt haben, als er uns die Anse Forbans schenkte…

Nach rechts (also nach Süden) kommt ein weitgeschwungenes weißes Halbrund, das in einem grünen Gürtel endet, der die Anse Forbans von der kleinen, noch einsameren Anse Marie Louise trennt. Ein Fußweg dorthin lohnt sich allemal. Wer mag, kann den auch von der Hauptstraße nehmen: Bevor sie in einer starken Rechtskurve hinauf nach Quatre Bornes und schließlich an die Westküste führt, zweigt auf der linken Straßenseite, jedoch rechts neben bzw. hinter den „Anse Forbans Chalets“ ein kleines Sträßchen ab, das in einem unbefestigten Weg endet.

Doch es lockt erstmal nur das Meer!

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Nach links gewendet (also Richtung Norden) fällt der Blick auf ein mächtiges Granitmassiv mit markanten Steinformationen. Die schönste davon rankt sich rund um den „Birnenfelsen“, so habe ich dieses Arrangement genannt.

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Wenn für irgendeine Bucht das Adjektiv „malerisch“ passt, dann für die Anse Forbans. Doch das ist nur die eine, die vordergründig glänzende Seite der Medaille. Es gibt noch eine zweite, eine dunkle oder besser: eine im Dunkel der Geschichte liegenden Seite. Denn die Anse Forbans hat etwas Geheimnisvolles. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes die „Piratenbucht“, denn „forbans“ heißt »Pirat« auf Altfranzösisch – die Sprache, die damals im 18. Jahrhundert die ersten Siedler und Entdecker der Seychellen sprachen.

Man erzählt sich sogar, dass die Anse Forbans früher sogar mal »Piratenloch« genannt wurde, doch von einem Goldschatz keine Spur. Dafür glitzern Millionen Dia­manten auf den Wasserkämmen. Schwimmen ist hier nicht immer einfach, es gibt viele scharfkantige Steine, doch die bilden bei Flut kleine Badewannen, in denen es sich herrlich vor sich hindümpeln lässt. Vor zu vielen Standgästen wappnet sich die Anse Forbans noch mit einem anderem „Unterwasser-Trick“: Ein Paradies für Seeigel! Doch alles Schlechte hat auch immer etwas Gutes: Nie werde ich vergessen, als die direkten Nachbarn Mike und Tessie Ellinas uns eines Tages „Austern“ servierten. Das waren frisch geöffnete, von Stacheln befreite Seeigel, mit Saft von Limetten und bigarad (Bitter-Orange) beträufelt – himmlisch und besser als jede noch so trendige Sylter Auster.

Doch nichts ist schöner als ein einfaches Strandpicknick, das aus den Sekunden Minuten, aus Minuten Stunden und aus Stunden ganze Tage werden lässt -bis die Nacht auf ihren blauen Schwingen sanft über die Anse Forbans legt und heimlich still und leise der Mond emporsteigt…

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Adresse: Anse Forbans, Ostküste Mahé – im äußersten Südosten der Insel

Besonderheiten:
Länge: ca. 1 km; flaches Wasser,

Äußerst idyllisch, da perfekter Seychellen-Mix aus Palmen, Felsen und Strand. Sensationelle Foto-Motive! – Ideal  zum Faulenzen im Wasser bzw. Chillen im Meer, für Kinder (Badeschuhe wäre sinnvoll!) zum Planschen und für die Aktiveren auch zum Schnorcheln, aber auch bisweilen scharfkantige Steine, bei Ebbe eher etwas zum Strandwandern, Sonnenbaden und Picknicken, da gute natürliche „Schattenspender“ (Palmen, hohe Büsche); problematisch in den Monaten von Juni bis Oktober, da hier genau die Einfallschneise des Südost-Monsuns („vann swet“) liegt; d.h.: starke Winde, Seegras und Wellengang; ACHTUNG: Es kann auch in diesen Monaten zu gefährlichen Strömungen kommen, bitte vorsichtig sein und im Zweifel nicht hinausschwimmen!

Erreichbarkeit: vom Norden aus Victoria kommend mit dem Bus Richtung „Quatre Bornes/Takamaka via Anse Royale“; Fahrtdauer ca. 45 min aus dem Süden bzw. Südwesten z.B. von Takamaka aus kommend mit Bussen in ca. 20 min.,  einige Bushaltestellen direkt in der Bucht, z.B. fast unmittelbar am „Double Tree Hilton“-Hotel.

Unterkünfte: „Double Tree Hilton“-Hotel und „Anse Forbans Chalets“ – beides direkt am Strand, nördlich bzw. „am Eingang“ der Anse Forbans noch „Demeure de Cap Macon“, „Anse Forbans Beach House“ und jenseits der Straße „Captain‘ Villa“.

Verpflegung: kleinere Inder-Läden, Sortiment je nach Jahres/Tageszeiten, oftmals sind „samosas“ im Angebot, kleine Teigtaschen, die sich perfekt zu einem Beach-Picknick eignen. Nächster größerer „Supermarkt“ in Quatre Bornes (ca. 2 km über den Berg Richtung Westküste).

Restaurants: Im Hotel “Double Tree Hilton”, außerdem zwischen Anse Royale und Anse Forbans liegt “Surfer’s”, ein kleines Beach-Bistro direkt am Meer mit „Füßen im Sand“ – ein wunderschöner Platz wie aus dem Katalog!

Glanz und Gloria vergangener Tage: das Mahé Beach Hotel

21. Februar 2017

Es war einmal – ja, es war einmal eine Zeit auf den Seychellen, in der es einen ganz besonderen Hauch von Extraklasse gab, einen Glanz längst vergessener Tage…

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Glamour und Paradies – das passte schon immer gut zusammen. Kein Wunder, dass es auch schon vor zehn, zwanzig Jahren einen Platz gab, der all das vereinte, und noch ein bisschen Luxus on top versprach: das Mahé Beach Hotel an der Westküste der Hauptinsel gelegen, in der ruhigen Buchtenlandschaft von Port Glaud.

Was war hier nicht alles los?! Die mächtigsten Männer des Indischen Ozeans, Afrikas und der Welt trafen sich hier, der schönsten der schönsten Frauen des Universums auch– die Miss-World-Wahlen fanden 1998 hier statt, sämtliche Staatsempfänge und Bankette, Hochzeiten und Feiern zu offiziellen Anlässen – das Mahé Beach war genau der richtige Ort für Sehen und Gesehen werden.

Und mit einem Schlag war alles aus; es muss irgendwann um 2008 gewesen sein. Das begehrte Hotel und das noch begehrtere Grundstück am Meer mit grandiosem Ausblick haben sich – wie schon öfter – die Araber unter den Nagel gerissen. Ausverkauf der Insel? Ich war seinerzeit optimistisch, hoffte auf Renovierung und Wiedereröffnung in neuem Glanz. Doch dazu kam es nicht. Bis jetzt jedenfalls nicht.

Das Hotel zerfiel, Fenster wurden herausgestemmt, Badewannen und Toilettenschüsseln ebenso, den Lampen ging da Licht aus, und gehen musste auch das Mobilar, na klar…

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…doch vieles blieb zurück – so, als wären gerade eben die Angestellten nach Hause gegangen. Offene Reservierungsbücher liegen genauso herum wie Telefonhörer neben ihren vorsintflutlichen Apparaten.

Doch das Hotel selbst steht noch – wenngleich auf deutlich wackeligeren Beinen als früher…

Schon immer wurde über das Aussehen und das Äußere des „Mahé Beach“ gespottet: ein gruseliger Beton-Bunker sei es, ein sozialistischer Protzbau – überhaupt, das hässlichste Hochhaus am schönsten Fleck der Welt.

Mag sein.

Ich jedoch liebe das Hotel – und wundere mich selbst darüber. Schön ist es nämlich wirklich nicht.

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Aber eigentlich hätte es das Zeug, zu einer Art „National Monument“ erklärt zu werden; allein schon wegen seines Äußeren. Mit etwas Fantasie empfindet es nämlich – vielleicht etwas postmodern angehaucht – die Form der Hauptinsel Mahé nach. Und nicht zuletzt wegen seiner Bedeutung für das einstige gesellschaftliche Leben auf den Seychellen hätte es einen besseren Lebensabend verdient. Vergleiche zu anderen wichtigen geschichtsträchtigen Gebäuden in Europa drängen sich auf – Erichs Lampenladen bzw. der „Palast der Republik“ in Berlin oder das Patarei-Gefängnis in Tallinn/Estland.

Für das „Mahé Beach“ ist der Verfall vorprogrammiert – mittelfristig jedenfalls. Zwar wollten es die neuen Eigentümer komplett abreißen, doch man munkelt, es sei kein schlüssiges Konzept vorgelegt worden, wie die immensen Brocken von Beton-Müll hätten entsorgt werden können. Angst ging um, alles würde im Meer landen. Die Angst war berechtigt, und sie ist es immer noch.

Ich wünschte mir, es bliebe so, wie es ist, einfach erhalten. Wie wundervoll die Paarung des morbiden Charme mit den Kalenderblatt-Klischees von makekllosen Stränden und Insel-Idylle. Es gäbe viele Idealisten, die wüssten, wie man den alten Kasten richtig in Szene setzt. Momentan sind es nur Meer und Sonne, die es mit Licht und Luft liebkosen und die Wunden lecken…

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Achtung: Wer auf Internet-Portalen wie holidaycheck.de immer noch Bewertungen zum „Mahé Beach“ aus den letzten Monaten und Jahren findet, der muss genauer hingucken! Denn das „Mahé Beach“ hatte eine verwirrende Gemeinsamkeit mit dem „Beau Vallon Bay“, was zu Verwechslungen führt(e) – beide Unterkünfte gehör(t)en zur gleichen Hotel-Kette Berjaja. Und aus diesem Grund gehen bisweilen die Kommentare ganz schön durcheinander. Fakt ist, dass holidaycheck.de zwar noch immer das „Mahé Beach“ gelistet hat, die Kommentare sich aber definitiv auf das „Beau Vallon Bay“ beziehen!

Die „Inner Seychelles“ – über Mont Plaisir von Küste zu Küste

15. Februar 2017

Wie heißt es doch so schön: Wahre Schönheit kommt von innen!

Aber wer auf die Seychellen reist, sucht vor allem eines, nämlich das oberflächliche Klischee: den perfekten Strand, den weißesten Sand, das klarste Wasser. Das kann er alles kriegen, und zwar mehr als genug.

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Doch es gibt mehr als Meer. Weitaus mehr „Mehr“. Das liegt versteckt zwischen den Küsten, in den Bergen und in den tief eingeschnittenen Tälern, hinter dichten Mauern aus Urwald und zwischen riesigen Felswackern aus Granit.

Die Seychellen – wie sie kaum einer kennt!

Die Seychellen – ein Schatzkästchen voll wertvollster Überraschungen!

Machen wir uns auf zu einer Entdeckungstour!

Suchen wir uns einen dieser hintersten Winkel und erkunden wir das Land, wie es wirklich ist: die „Inner Seychelles“. Ich meine hier nicht: die inneren Seychellen-Inseln (die wichtigsten davon sind: Mahe, Praslin, La Digue, Cerf, Bird Island, Curieuse, Silhouette, North, Cousin, Marianne, Felicite, Aride), sondern ich meine buchstäblich: das Innere der Seychellen. Also genau das entdecken, was das Innere, den Herzschlag der Inseln ausmacht. Das geht am besten zu  Fuß, auch wenn es anstrengend ist. Niemandem kann ich empfehlen, auf eigene Faust durch die tiefen Wälder zu streifen, aber meine kleine Tour ist gut geeignet für Menschen mit einer – sagen wir mal – durchschnittlichen bis guten Kondition, mit festem Schuhwerk und ausreichender Wasserversorgung. Die Tour führt von Westküste nach Ostküste, immer der Straße entlang. Das tut den sich offenbarenden Schönheiten der Natur keinen Abbruch, denn es ist eine kleine Straße, wenig befahren und weit ab vom öffentlichen Pulsschlag.

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Wir sind auf Mahé, im Süden der Insel. Früher, ja früher vor 20 Jahren, war es  ziemlich verpönt, im Süden der Insel zu wohnen. Noch heute zieht es die meisten, die auf den Seychellen dauerhaft wohnen wollen, in den Norden. Die vermeintliche Nähe zur Hauptstadt ist es, die die Bevölkerungszahlen in den Gebieten „Bel Air“ und „Bel Ombre“ sowie rund um den Beau Vallon rasant hat ansteigen lassen. Mitleidig wurde ich belächelt, wenn ich erzählte, dass wir in der Anse Louis wohnen, im wilden Süden…

Und heute? Heute höre ich immer wieder wehmütige Stimmen, die folgendes beklagen: „Früher, da war La Digue der wildromantischste Fleck auf den großen Seychellen-Inseln. Aber heute … heute findest Du genau das im Süden Mahés, was Dir früher so gut auf La Digue gefallen hat“. Ursprünglichkeit heißt das Zauberwort.

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Wer mit dem Bus fährt, steigt in der Anse Boileau aus, entweder bei der Feuerwehr („fire brigade“) oder bei der „District Administration“. Notfalls den Busfahrer fragen. Wer einen Leihwagen hat, kann ihn in der Nähe des Lieferanteneingangs vom Maja Hotel abstellen. Nur ein ganz kurzer Weg ist es von beiden Haltepunkten zum Beginn der Bergstraße „La Salette“. Sie beginnt an einem runden Verkehrsspiegel, mitten in der Krümmung einer scharfen Kurve. Ob ein Schild mit „Sanctuaire Notre Dame de La Salette“ – dem Hinweis auf das kleine Kirchlein „Zu Unserer Lieben Frau von La Salette“ – dort hängt, und wenn ja, ob es sichtbar ist, das ist leider tagesformabhängig.

Dann geht es schon los, zunächst durch kleine niedliche und gepflegte Siedlungen, bevor dann schnell die Straße ganz steil ansteigt. Zwei, drei kleine Wege zweigen nach links ab, einer führt auf den Friedhof von Anse Boileau, wo auch einer der beiden erschossenen „Helden“ des Regierungsputschs vom 5. Juni 1977 begraben liegt. Der andere Weg führt über eine kleine Brücke in das Tal von „Dan Bambou“ – im Bambus liegend.

Steil schraubt sich für ungefähr eineinhalb Kilometer die Straße höher und höher, durch ein Gebiet, das „Rousay“ heißt – nach einem Busch benannt, der rosa Blüten und kleine kirschenähnlichen Früchte trägt, die die Schulkinder auf ihrem Weg hinab früher als Durstlöscher genascht haben müssen. Abends, wenn das kleine Kirchlein läutet, steht die Welt hier oben still, alles ist ruhig und friedlich. Ein Ausblick offenbart, wie sehr die Schöpfung diese Inselwelt privilegiert hat.

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Direkt an der Zufahrt zur Kirche gabelt sich der Weg. Gerade aus führt die Verbindung schnurstraks wieder ans Wasser, in die Anse La Mouche. Nach links aber geht es unmittelbar in die „Inner Seychelles“ – in das Berggebiet von Mont Plaisir, dem „Berg des Vergnügens, des Wohngefallens“. Na, das ist doch ein Wort.

Es sind wie im richtigen Leben viele Höhen und Tiefen, die es hier zu überwinden gibt. Wem das Ganze zu beschwerlich wird, der bleibt einfach an einer Bushaltestelle stehen, entweder erkennbar an einem auf dem Asphalt aufgemalten „Bus Stop“…

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…oder an den Leuten, die sich hier schon versammelt haben. Trampen ist auch eine Möglichkeit, und auch gar keine besonders aussichtslose. Die Leute hier oben sind freundlich und hilfsbereit.

Nach ungefähr zwei Kilometer ist das Schlimmste überstanden und es geht langsam wieder abwärts. Ein kleiner Mini-Supermarkt bietet für alle Fälle Getränke und Snacks an, das hat sich jeder Wanderer verdient, der zuvor die immensen Steigungen bewältigt hat. Belohnt wurde er nicht nur mit atemberaubenden Ausblicken nach unten, an die Westküste (dies aber nur für den Fall, dass er sich umdrehte), sondern auch mit Einblicken in eine faszinierende Tropennatur, die die kleine Montplaisir-Straße links und rechts mit Bambus, wilder Ananas, unnatürlich großen und fleischigen Schlingpflanzen und den allgegenwärtigen Baumriesen der Schirmarkazien parat hält.

Endlich  dann ein kleines Dorf, sofern es sich überhaupt gebietet, in dieser Häuseransammlung ein Dorf zu sehen. Für mich ist es eines, denn da trägt ein garagenähnlicher Schuppen mit Wellblechdach ein kleines Kreuz – ergo Kirche. Da sind zwei Geschäfte mit einer Handbreit Parkfläche – ergo Marktplatz. Und da sind zwei riesige Frischwasserbecken, die den Regen sammeln, für schlechte Zeiten.

Von hier aus schlängeln sich Serpentinen halsbrecherisch nach unten, aber sie sind ungefährlich, weil die Straße gut ausgebaut ist und stets genügend Platz für Autos, Busse UND Fußgänger bleibt. Allmählich gibt der Wald eine traumhafte Sicht auf die Ostküste frei – die Anse Royale liegt zu unseren Füßen, so wie es sich für eine Königsbucht gehört.

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Doch bevor es hinab ans Blau geht, heißt es: aufgepasst! In waghalsigen Manövern fahren nun mehr Autos „up and down“, denn die Besiedelung wird dichter. In steilen Wellen klettern die Häuser die saftigen Hügel hinauf, um von dort oben auf den gleißenden Meeresspiegel zu schauen. Wie gut, dass Schatten am Mont Plaisir kein Fremdwort ist…

Allmählich wird aus dem Sträßlein eine Straße. Kurz bevor sie sich in die Ebene ergießt, winkt rechterhand am Hang, etwa zurückgesetzt, eine kleine Farm: „Golden Eggs“ – ein Hühnerhof, der so goldig und gelb unter dem dunklen Grün der Palmen hervorlugt, dass es kein besseres Marketing für Bio-Geflügel und Eier braucht. Wer sich traut, geht hin, kauft einige und transportiert sie vorsichtig nach Hause oder in sein Self Catering Appartment. Diese Eier sind nämlich die Wucht. Die Hühner sind – wie könnte es anders sein – die größten Freigänger der Welt, sie scharren sich durch den Urwald und bekommen Kokosnussraspeln gefüttert; es gibt keine bessere Geschmacksgarantie!

Endlich unten in der Anse Royale  – es ist Mittag und Horden von Kindern und Studenten ergießen sich in der Kreuzung, denn hier sind nicht nur die Bushaltestellen, sondern viele kleine Läden, die die heißbegehrten Pausen-Snacks und Süßigkeiten verkaufen. Rechterhand grüßen Polytechnikum und Universität, linkerhand winken die Studentenwohnheime, gefolgt vom noch ziemlich weißen Neubau des Krankenhauses. – Wir sind in der Realität angekommen. Dann  ist nun wirklich die Wanderung zu Ende. Halt – ein Kaffee, ein kaltes Getränk, das wäre jetzt nett. Früher wäre das „Kaz Kreol“ hierfür erste Wahl gewesen, leider geschlossen, für immer. Aber es gibt gute Alternativen: die kleine Bar „Olé“ oder aber auch das nette Strandrestaurant „Aux dauphins heureux“ – zu den glücklichen Delphinen. Und genauso fühlt es sich an, wenn man direkt dort noch ein abschließendes erfrischendes Bad nimmt…

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Wanderung auf Mahé – Südwesten: Von der Anse Boileau in die Anse Royale – ca. 6 km, aufgrund der z.T. sehr steilen Streckenabschnitte Dauer ca. 2 bis 3 Stunden, je nach Kondition und Sonnenstand. Von der Anse Royale mit dem Bus oder einem Taxi wieder zurück zum Ausgangspunkt, ob dort ggf. seinen Mietwagen wieder aufzunehmen.

Alternative: nur ein Teil der Strecke über die Mont Plaisir-Road wandern, wenn die Puste ausgeht, den nächstbesten Bus anhalten und direkt in die Anse Royale fahren.

Beste Tageszeit für die Tour: früher Morgen, später Nachmittag – Achtung, die Sonne geht schnell unter und ab halb sieben kann es bereits stockdunkel sein.

Bilder: mit freundlicher Unterstützung von http://rainerbauerdick.de

Anse La Mouche – märchenhafte Momente!

23. Oktober 2016

Zugegeben, die Anse La Mouche im südlichen Westen Mahés ist ein Strand, der mich in den vergangenen Jahren überhaupt nicht interessierte. Zum Baden bei Ebbe oft zu flach, dagegen bei Flut zu wenig Strand und viel zu viel Verkehr auf der Küstenstraße. Doch dann hatte ich neulich abends ein Aha-Erlebnis, dass die weit geschwungene Bucht wortwörtlich in einem anderen Licht erscheinen ließ.

Ich kam vom Einkaufen und es war reichlich spät geworden. Der nahende Abend hing schon in den Palmenblättern und ein warmes Sonnen-Orange vermischte das Türkis des Wassers mit dem Azur des Himmels: die Blaue Stunde.

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Hinter dem Wasser parkte ich das Auto am schmalen Seitenstreifen längs des linken Straßenufers irgendwie und irgendwo zwischen etlichen Pick-Ups. Eigentlich erwartete ich hektisches Treiben am Ufer und geschäftiges Entladen der kleinen Fischerboote, die da draußen friedlich schaukelten, so als wollten sie sich selbst in den Schlaf wiegen. Nein, stattdessen Ruhe und Harmonie. Keine Musik plärrte, kein Hund kläffte. Die Tiere lagen träge im Strand, buddelten sich eine weiche Kuhle und dösten schnarchend vor sich hin. Ab und zu rauschte ein Tata-Bus auf der Straße entlang, manchmal verfing sich ein Windhauch in den Palmenblättern. Leises Rascheln, wie von dünnem Seidenpapier, das  mit dem schüchternem Wispern des Wassers spielte.

Es waren etliche Einheimische da, aber nicht laut palavernd wie sonst, sondern einfach nur selbstvergessen auf einem Baumstumpf sitzend, den Blick in die Weite gerichtet, eine Flasche Bier in der Hand. Ich tat es ihnen gleich. Kaum ein Wort fiel. Stummes Zunicken, ein Lächeln. Das war alles. – Wir verstanden uns, hier am Ufer der Anse La Mouche.

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Ein Angler stand stumm im Wasser und hoffte auf Fischerglück; zwei bonefish hatte er bereits im Netz, ein kleines Abendessen war ihm sicher. Neben ihm lag eine Familie auf einem großen Handtuch, zwei Kinder spielten im seichten Geplätscher, kein Gekreische, stattdessen pures Glück und Genuss.

Stille.

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Adresse: Anse La Mouche (offiziell: Anse à la Mouche), Westküste Mahé

Besonderheiten:
Länge: ca. 2 km; flaches Wasser,

Insgesamt ganz nett zum Baden  bzw. Chillen im Meer, für Kinder zum Planschen und für die Aktiveren auch zum Schnorcheln, aber bei Flut leider kaum Sandstrand, denn das Wasser reicht bis ans Ufer
bei Ebbe eher etwas zum Strandwandern, Sonnenbaden und Picknicken, denn viele Schattenplätze unter den Bäumen bieten perfekte Ruhe-Oasen; daher auch ein gutes Plätzchen  zum Entspannen für Familien mit Kleinkindern
Erreichbarkeit: von der Ostküste über die „Les Canelles“-Bergstraße, ansonsten sowohl aus dem Norden wie aus dem Süden kommend über die West Coast Road, einige Bushaltestellen direkt in der Bucht
Unterkünfte: kleine Guesthouses wie „Blue Lagoon“ direkt am Wasser, lediglich durch die Küstenstraße getrennt, oder eine Handbreit im Hinterland: „Oasi Guesthouse“ und „Villa Bamboo“.
Verpflegung: viele kleine Inder-Läden; frisches Gemüse gibt’s an einem kleinen Marktstand am nördlichen Zipfel der Anse La Mouche, dort führt auch der Fischer Rassool sein Regiment mit einem recht professionell organisierten Fischhandel, der von einer Art Container aus gemanagt wird; die Öffnungszeiten erkennt man daran, wenn ein Pick-Up vor dem kleinen Gebäude steht und die Türen offen sind.
Restaurants: Anchor Café, Anse à la Mouche, West Coast Road, Mahé,  Tel. Nr.  00248 4 371289
Sonntags geschlossen, unter der Woche immer dann offen, wenn das hell erleuchtete „OPEN“-Schild blinkt,
Free WiFi verfügbar. – Das 
Ambiente: ein eher einfaches, rustikales Bistro, etwas in die Jahre gekommen, aber dennoch mit nostalgischem Insel-Charme, den es schon vor 20 Jahren hier gab und allen touristischen Innovationen die Stirn bot. Spezialität ist „blackened fish“, eine gegrillte Fischspezialität. Wartezeit manchmal etwas (zu) lang, aber was soll’s, wenn der Sonnenuntergang lockt!